Zero Option: Thriller
irgendwie anzusehen war. Nachdem er keine Anzeichen entdecken konnte, wischte er sich mit der Hand über die Schulterstücke seines Jacketts, strich noch eine verirrte Strähne glatt, drehte sich um und kehrte ans andere Ende des Speisesaals zurück, wo Kasakov und Eltsina sich mit zwei potenziellen Kunden unterhielten. Es handelte sich um Nordkoreaner, zwei ernst dreinschauende Männer Mitte fünfzig, die im Auftrag der Regierung in Pjöngjang gekommen waren.
Der Klub war eine der besten Adressen in Moskau und außerdem Kasakovs persönliches Lieblingsrestaurant. Daher war es auch Burliuks Lieblingsrestaurant. Burliuk begleitete seinen Freund regelmäßig zum Essen, anders als Eltsina, mit der er nur selten an einem Tisch saß. Kasakov und Burliuk waren Freunde und Kollegen zugleich, aber keiner der beiden hegte irgendwelche freundschaftlichen Gefühle für die Russin. Sie war eine humorlose Frau, die nur selten lächelte, und es gab anscheinend nichts, was ihr Spaß machte. Witze, die Kasakov die Tränen in die Augen trieben, lösten bei Eltsina in aller Regel nicht einmal eine sichtbare Reaktion aus. Aber heute, bei diesem speziellen Anlass, wurde ihr Fachwissen benötigt.
Geschäfte mit Nordkorea mussten generell unter größtmöglicher Diskretion und außerordentlich sorgfältig geplant und durchgeführt werden. Trotzdem ließ es sich dabei kaum verhindern, dass Kasakov etwas weiter aus der Deckung kommen musste als sonst. Daher machte er – trotz der enormen Gewinne, die Waffenverkäufe an das kommunistische Regime oder der Handel mit nordkoreanischen Waffen versprachen – eigentlich nur dann Geschäfte mit Pjöngjang, wenn der Zeitpunkt optimal und das Risiko so minimal wie nur möglich war. Allerdings hatten die Zeiten sich geändert, und ein großer Vertrag mit den Kommunisten war zur Überlebensfrage für die gesamte Organisation geworden.
»Meine Herren«, sagte Kasakov gerade. »Ich hoffe, das Essen hat Ihnen geschmeckt und wir können nun zum geschäftlichen Teil des Ganzen übergehen. Sie wissen, dass ich Ihnen die einmalige Gelegenheit biete, die Luftwaffe Ihres Landes mit der Mikoyan MiG-31 zu bereichern, genauer gesagt mit der MiG-31 BM, einer Weiterentwicklung des Basismodells. Dieser Mehrzweck-Abfangjäger ist technologisch auf dem allerneuesten Stand und nur sehr selten überhaupt auf dem Markt. Zu den auffälligsten Neuentwicklungen gehören unter anderem die Ausstattung mit Luft-Boden-Raketen, das HOTAS-Steuerungssystem, die hochmoderne Bordelektronik, die digitale Datenübertragungstechnologie sowie die Zaslon-M-Radareinrichtung, ein PESA-Radar mit einer Reichweite von vierhundert Kilometern. Er versetzt Ihre Piloten in die Lage, zeitgleich Ziele am Boden und in der Luft anzugreifen. In dem Katalog, den Sie bekommen haben, finden Sie eine umfangreiche Liste mit sämtlichen enthaltenen Neuerungen.«
Kasakov lächelte, dann fuhr er fort. »Nun, die NATO hat diesem Flugzeug den Codenamen ›Fuchshund‹ verliehen, und ich bin überzeugt, dass Sie mir zustimmen, wenn ich sage, dass das eine sehr passende Bezeichnung ist. Die MiGs sind gnadenlose Hunde, die die Maschinen aus Washington und Seoul wie Füchse vor sich hertreiben werden.«
Die Nordkoreaner zeigten keinerlei Reaktion.
Burliuk setzte sich wieder auf seinen Platz neben Kasakov und flüsterte ihm zu: »Tut mir wirklich sehr leid.«
Kasakov nickte, aber Burliuk kannte ihn gut genug, um sein Missfallen zu spüren. Niemand am Tisch beachtete ihn.
»Die MiG-31 BM ist ein außergewöhnliches Kampfflugzeug«, fügte Kasakov hinzu. »Wenn Ihre Luftwaffe über solche Jets verfügt, dann steigen Sie in den exklusiven Zirkel der mächtigsten Nationen dieser Welt auf. Kein Aggressor, nicht einmal die USA, wird es noch einmal wagen, mit Flugzeugen in Ihren Luftraum oder mit Schiffen in Ihre Gewässer einzudringen. Sie erlangen damit eine unerreichte Stärke, die all Ihre Träume in Erfüllung gehen lässt. Ich kann Ihnen zwanzig Stück anbieten, und zwar zu einem sehr akzeptablen Preis von siebzig Millionen Dollar pro Stück. Die Summe ist nicht verhandelbar und schließt die Lieferung der Flugzeuge an einen Ort Ihrer Wahl zu einem Zeitpunkt Ihrer Wahl mit ein.«
Einer der Nordkoreaner ergriff das Wort. Er war groß, schmal wie ein Strich und hatte kurz geschnittene pechschwarze Haare. »Die Inder bieten uns aufgerüstete MiG-29 für vierzig Millionen das Stück an.«
Eltsina zuckte kaum wahrnehmbar mit den Schultern. »Das bezweifle ich
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