Zero Option: Thriller
spüren, und Victor hörte, wie die Pistole über den Teppich rutschte. Er beachtete sie gar nicht, sondern drückte seinen Gegner mit seinem ganzen Gewicht zu Boden und versuchte, ihm den linken Arm um den Hals zu schlingen. Der Beobachter wehrte sich, hämmerte mit den Fäusten und Ellbogen auf Victors Flanken und seinen Lendenbereich ein. Die Schläge waren sauber platziert, trafen seine Nieren und die empfindlichen Rippen. Victor verzog das Gesicht vor Schmerzen, ließ sich aber nicht von dem Vorhaben abbringen, seine Linke unter den Kopf des Beobachters zu schieben.
Er zwängte den Arm Stück für Stück weiter, bis er den Nacken in der Ellenbeuge hatte. Dann griff er mit der rechten Hand nach der linken, packte fest zu, wälzte sich nach rechts von seinem Widersacher herab und landete mit dem Rücken auf dem Fußboden neben ihm. Victors Arme machten die Bewegung mit, sodass sein rechter Unterarm jetzt quer über der Kehle des Beobachters lag.
Victor drückte zu.
Sofort wurde die Halsschlagader des Beobachters abgequetscht. Die Blutzufuhr zum Gehirn war unterbrochen, und es bekam keinen Sauerstoff mehr. Der Beobachter schlug wild um sich, rammte die Ellbogen in Victors angespannte Bauchmuskulatur, wollte ihm die Augen auskratzen. An Victors Arm machte er sich nicht zu schaffen, weil er wusste, dass er dafür länger als die zehn Sekunden gebraucht hätte, die ihm noch blieben, bevor er das Bewusstsein verlieren würde. Seine einzige Chance war, Victor zu zwingen, ihn loszulassen.
Aber so weit würde es nicht kommen.
Victor hielt den Druck noch sechzig Sekunden, nachdem alle Spannung aus den Gliedern des Beobachters gewichen war, aufrecht, um sicherzustellen, dass er nicht nur bewusstlos, sondern tot war.
Dann rappelte er sich auf und entfernte sich, wobei er mit den Zehen auf die Pistole trat. Wenn er gewusst hätte, dass sie so dicht in seiner Nähe lag, hätte er vielleicht versucht, sie in die Finger zu bekommen, und sich eine Menge Scherereien erspart. Andererseits, ein bisschen Fitnesstraining war auch nicht schlecht. Sein Unterleib und der Lendenbereich taten zwar ziemlich weh nach den vielen Ellbogenschlägen, aber sie hatten keinen wirklichen Schaden erlitten. Morgen früh würde er vermutlich ein paar blaue Flecken haben, aber das war es dann auch. Seine Kopfschmerzen waren schlimmer. Und sein Arm pulsierte immer noch heftig. Der Kampf hatte nicht gerade zur Heilung beigetragen, hatte die Wunde aber auch nicht verschlimmert.
Er zog einen Vorhang auf, um besser sehen zu können. Die Zeit reichte nicht mehr, um das Zimmer zu durchsuchen, aber er sah in den Taschen des Beobachters nach und nahm sein Portemonnaie, die Schlüsselkarte für die Suite und ein Ersatzmagazin für seine Pistole, eine SIG Sauer P226, heraus. Der Beobachter hatte elf Schüsse abgegeben, also mussten noch vier Patronen im Magazin stecken. Victor ließ es herausschnappen und ersetzte es durch das volle.
Eine Sekunde lang überlegte er, ob er den Computer mitnehmen sollte, aber er war sperrig und würde ihn direkt mit dem Verbrechen in Verbindung bringen. Also jagte er fünfzehn Neun-Millimeter-Kugeln hinein, um sicherzugehen, dass die Aufzeichnungen auf der Festplatte unwiderruflich zerstört waren, dann warf er die SIG neben den toten Beobachter auf den Boden.
Victor verließ die Suite. Ihm blieben schätzungsweise noch zwei Minuten, bevor die ersten Polizisten eintrafen. Er eilte zurück in die Präsidentensuite, riss einen Vorhang herunter, um ein wenig Licht hereinzulassen, und sah, dass eine der Gestalten auf dem Fußboden sich bewegte. Der Mann hatte ein Einschussloch unterhalb des rechten Schlüsselbeins. Er blutete stark. Auf dem Boden, gar nicht weit entfernt, aber außerhalb seiner Reichweite, lag eine Pistole. Victor nahm sie in die Hand. Auch eine SIG.
Er packte den Mann am Kragen, blickte ihm in die Augen und sagte auf Russisch: »Wer bist du?«
Keine Antwort, aber Victor sah, dass er ihn verstanden hatte.
Er legte dem Mann die linke Hand auf den Mund und drückte ihm mit dem Daumen den Kiefer zu. Dann presste er den Daumen seiner rechten Hand, die immer noch die SIG gepackt hielt, in die Schusswunde.
Seine Linke erstickte die Schreie, sodass Victor den Daumen in der Wunde hin und her drehen konnte. Der Mann unter ihm bäumte sich auf, von grausamen Schmerzen geschüttelt. Victor hörte rechtzeitig auf, damit der Mann nicht ohnmächtig wurde, und wischte seinen blutverschmierten Daumen an dessen Jackett ab.
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