Zerrissen - Thriller
echte Frau von Raoul. Sie hatte drei Söhne mit ihm, die Raoul wahrscheinlich getötet hatte, aber das wussten sie nicht genau. Raoul brachte ihr dann Justin, Niklas und Ben – ihre neuen Söhne.
*
Valerie Adler stand völlig neben sich. Die Polizei war erneut bei ihr gewesen und hatte das Haus durchsucht. Sie hatten zwar nichts gefunden, doch sie musste etwas unternehmen. Vincent war tot und sie war nun vollkommen auf sich gestellt . Wie sollte es weitergehen ? Si e stieg die Treppe hinunter in den Keller und warf den Teppich beiseite, der eine Falltür f rei gab. Vincent hatte den kleinen Raum unter dem Keller entdeckt und baute ihn nach dem Tod ihrer gemeinsamen S öhne um. Er vergrößerte ihn und dichte te alles ab. Es war harte Arbeit, doch V incent war sehr geschickt. Die Falltür war aus schwerem Stahl und die Wände waren alle schalldicht. Niemand w ürde die Kinder hören – niemand! Es war kompliziert, Betten und Möbel nach unten zu schaffen, und e r musste alles so einrichten, dass es für Kinder geeignet war. Vier Jahre lang ging Valerie täglich nach unten und holte ihre Kinder für ein paar Stunden nac h oben. Sie waren nicht so wie ihre eigenen, doch sie waren ein guter Ersatz. Immerhin war sie nic ht mehr allein und das lenkte sie ab . Vincent behauptete , dass die M ütter der Kinder schlecht waren und dass es die Kinder bei Valerie viel besser hätten. Heute ging sie allerdings nicht nach unten , um sie hoch zu holen, nein heute nicht.
*
Jetzt saßen sie am Küchentisch und Paul wusste nicht , was er sagen sollte. Alles war so ungewohnt.
„Schö n, dass du mich besuchen kommst! “
Auch Charlotte war unsicher, denn ihr Sohn hatte sich sehr verändert. Er war ein junger Mann geworden und sah älter und reifer aus , als er war.
„Ich bin nur wegen Niklas gekommen“, sagte er plötzlich.
„Ich weiß , was du uns angetan has t. Das verzeihe ich dir niemals! “
Seine Stimme klang kräftig und stark wie die seines Vater s .
„Was meinst du damit? Wieso bist du nur wegen Niklas da?“
Er gab ihr den Umschlag, seine Hände zitterten und er sah ihr tief in die Augen. Dann sprang er auf und lief aus dem Zimmer.
„Paul, bitte warte.“
Charlotte wollte ihm nachlaufen, doc h er war bereits aus dem Haus verschwunden . Sie hielt den Umschlag immer noch in der Hand. Die Farbe war bereits etwas verschmiert, doch sie erkannte, dass der Brief an ihre alte Adresse geschickt worden war. Langsam öffnete sie den Umschlag und ein kleines Stück Papier kam zum Vorschein. Sie traute ihren Augen nicht. Ihr Herz begann wie wild zu schlagen. Sie musste sich set zen. Das konnte nicht wahr sein! Isabella kam ins Zimmer und erkannte, dass etwas nicht stimmte.
„Charlotte, was ist los?“
Sie hielt ihr den Brief hin und auch Isabella war überwältigt. War das ein Scherz?
Liebe Mama, l ieber Papa, l ieber Paul,
bitte helft uns. Wir sind noch am Leben. Wir sind bei der Frau von Raoul. Wir sind hier gefangen. Bitte kommt und holt uns !
Niklas, Ben und Justin
*
Wir saßen in Isabellas Wagen . Ich zitterte am ganzen Körper. Isabella wusste sofort , wo wir hinmussten. Sie war schon einmal bei Valeria Adler gewesen, doch ihr war nichts aufgefallen.
„Wie lange brauchen wir nach Mannheim?“
„Zwei Stunden mindestens“, antwortete Is abella , die sich ebenf alls am Ende ihrer Kräfte befand . Beide wussten nicht, ob der Brief echt war oder nicht. Aber Charlotte war sich zumindest sicher, dass sich Paul keinen solchen Scherz erlauben würde. Auch der Poststempel stammte aus Mannheim. Alles deutete darauf hin, dass der Hilfeschrei der drei Jungen real war.
*
Der Schlauch fühlte sich gut an in ihrer Hand. Vincent hatte ganz richtig gehandelt, als er vor fünf Jahren diesen Plan ausheckte. Sie hätte niemals daran gedacht, diesen Schlauch jemals zu ben utzen, doch er hatte wie immer R echt behalten. Heute würde sie die Flasche öffnen und der Tod würde zu ihren drei Kindern kommen – langsam und ohne Schmerzen würden sie einschlafen. Sie hatte noch genügend Zeit, de nn die Polizei würde nicht so schnell wieder hier aufkreuzen. Langsam dreh t e sie den Hahn auf. Sie hörte ein Zischen. Sie erschreckte kurz und drehte wieder zu. Was sollte sie nur machen? Aber eigentlich wusste sie es ja. Sie hatte keine andere Wahl. Es wäre für alle das Beste. Also drehte sie wie der auf. Es war ganz einfach. So , wie Vincent es ihr gesagt hatte.
*
„Justin! Was ist
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