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Zerrissen - Thriller

Zerrissen - Thriller

Titel: Zerrissen - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Schauer
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aufhören , Raouls Rücken zu streicheln. Zu groß war die Angst, er würde aufwachen. Es dämmerte schon fast. Die Nacht würde bald zu Ende sein. Meine Bewegungen wurden langsamer und ich stoppte immer wieder für ein paar Sekunden. Er rührte sich nicht, atmete gleichmäßig und ruhig weiter . Ich wartete ungefähr eine halbe Stunde, die mir wie eine Ewigkeit vorkam. Langsam erhob ich mich und blieb einige Minuten reglos und atemlos sitzen. Ich war wie erstarrt. Das Adrenalin pochte in meinen Adern. Ich spürte mein Herz schlagen. Ich stieg über ihn hinweg und stand n un genau vor der Matratze. Er bewegte sich immer noch nicht . Ich ging langsam und lautlos zurück. Dann hielt ich die Flasche in der Hand, die ich brauchte. Es war nur ein Moment der Unachtsamkeit. Ein Moment, der alles entschied. Ich stolperte über das Stuhlbein, konnte mich zwar noch rechtzeitig fangen, doch mit einem Ruck war Raoul in der Höhe. Er starrte mich fassungslos an. Ohne lange nachzudenken , schleuderte ich ihm die Flasche entgegen, doch er wehrte sie geschickt ab. Wie ein Tier stürzte er sich auf mich. Sein nackter Körper presste mich gegen die Wand.
    „Du hättest eine Chance gehabt. Aber jetzt muss ich dich töten.“
    Der Hass war förmlich zu spüren. Er war nicht mehr der Raoul, den ich vor wenigen Minuten noch gestreichelt hatte. Er war eine wilde Bestie, die mich zerreißen wollte. Sein Atem fühlte sich heiß an auf meiner Wange. Schweißperlen rannen ihm von der Stirn über das Gesicht. Er drückte immer fester zu. Mit einem kräftigen Stoß trat ich ihm mit meinem Knie in seinen Unterleib. Er zuckte zusammen, doch er ließ mich nicht los. Ich konnte kurz nach Luft schnappen.
     
    *
     
    Isabella erwa chte neben Dirk. Beide waren nackt. Sie konnte es nicht fassen. Wie hatte das passieren können? Sie konnte sich daran erinnern , die ganze Flasche Rotwein getrunken zu haben, doch dann war alles nur noch verschwommen.
    „Hey, na ? G ut geschlafen?“
    „Sag bloß nichts.“
    Sie zog sich ins Bad zurück und setzte sich auf den Rand der Badewanne. Es war einfach alles so frustrierend. Auf was hatte sie sich b loß eingelassen? Sie schaute in den Spiegel und sah eine traurige Gestalt. Sie kämpfte um den Sohn einer anderen Frau. Schlief mit Männern, obwohl sie das nicht wollte , und trank schon wieder viel zu viel Alkohol . Sie erinnerte sich an ihre Zeit beim SEK. Es war der Höhepunkt ihrer Karriere , als sie dorthin versetzt wurde, doch damit begann auch gleichzeitig ihr tiefer Fall. So schnell sie auch nach oben gekommen war, so endgültig war letztendlich der Sturz. Das Kind ist tot. Es war dieser Satz , der sie in ihren Träumen verfolgte, der sie nicht zur Ruhe kommen ließ. Sie hatte das Handy am Ohr, damals , als sie vor dem stillgelegten Steinbruch stand. Sie hatten den Entführer erschossen und kurz darauf ging eine Bombe hoch. War das Kind im Steinbruch versteckt, so wusste jeder, dass es tot war. Isabella hatte die Hoffnung, der Junge würde woanders sein, doch das war er nicht. Sie hatte zu viel riskiert, das wusste sie. Zwar hätte Isabella noch bei der Polizei bleiben können, doch sie konnte nicht. Es folgten Wochen der Isolation, der Einsamkeit und Selbstbestrafung. Erst als ihr Vermieter den Krankenwagen rief , weil sie seit Wochen niemand mehr gesehen hatte, entschloss sie sich zu ei ner Therapie. Der Entzug war blanker Horror, doch sie stand es durch. Weil sie büßen musste – für eine Tat, die ihr Gott niemals verzeihen würde. Di rk klopfte an die Badezimmertür. Sie mussten los.
     
    *
     
    Gleich danach brachen die beiden auf. Es war erst sechs Uhr am Morgen. Isabella wäre am liebsten schon am Abend zuvor zum Haus gefahren, doch das wäre sinnlos gewesen. Sie mussten mit dem Auto fahren, das Haus lag am Dorfrand. Es war direkt an einen Hang gebaut.
    „Siehst du, das muss es sein.“
    Isabella war sehr aufgeregt.
    „Ja. Das ist es. Die Rollläden sind alle zu. Er wird nicht hier sein. Mach dir keine zu große Hoffnung en .“
    Dir k hatte sicher Recht, doch Isabella fühlte eine innere Unruhe. Wie früher, wenn sie bei einem F all dicht an der Lösung dran war.
    „Fahr nicht zu nah heran. Ich will nicht, dass er uns entdeck t.“
    Dirk ließ den Wagen einige h undert Meter vorher zum Stehen kommen. Es war kein Mensch zu sehen. Der Ort schlief noch. Sie gingen um das Haus herum, das wie im Winterschlaf vor ihnen lag. Es war kein großes Anwesen. Ein Einfamilienhaus, das seine besten Tage

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