Zerrissenes Herz (German Edition)
den Kopf. „Sie wird hysterisch werden. Vielleicht sogar mit der Presse reden. Warum sollte ich sie als Erste anrufen?“
„Diese Verlobte …“
„Daisy.“ Er konnte kaum glauben, dass er nur noch wenige Stunden davon entfernt war, sie wiederzusehen.
„Hast du schon mal dran gedacht … Scheiße, Sturkopf. Das ist echt schwer. Ich meine ja nur, vielleicht hat sie ihr Leben wieder aufgenommen, weißt du?“
Dieser Gedanke war absolut lächerlich. Unvorstellbar. Gerade wollte er etwas Entsprechendes sagen, als der kalte Stachel der Vorahnung sich in seine Eingeweide bohrte. Man hatte ihr gesagt, er wäre tot. Er war ein Idiot, wenn er glaubte, sie würde immer noch herumsitzen und um ihn trauern. Ja, sie hatte ihn geliebt, aber er konnte nicht erwarten, dass sie ihre Tage damit verbrachte, einem toten Mann hinterherzuweinen. Sie hatte ein Kind, um das sie sich kümmern musste. Hatte ein Leben zu leben.
Sayers sah die verschiedenen Gefühle, die sich in seiner Miene spiegelten. „Vielleicht liege ich völlig falsch. Ich wünsche dir sehr, dass du deinen Platz in deinem Leben wieder einnehmen kannst, als wärst du nie weg gewesen.“
„Aber wir beide wissen, dass das nicht passieren wird. Ich versuche immer noch zu begreifen, dass alle Welt mich für tot gehalten hat.“ Er legte die Fingerspitzen aneinander. „Eine meiner Lieblingsszenen in Tom Sawyer war immer die, wo Tom und Huck ihre eigene Beerdigung besuchen. Ich frage mich, wie meine wohl gewesen ist.“
„Ein totales Flennfest. Wir waren am Boden zerstört, das schwöre ich.“
„Du bist da gewesen?“
„Natürlich! Ich hab sogar noch fünfzig Mäuse für das Gesteck gestiftet. Die sollte ich zurückverlangen.“
„Ich schulde dir was“, sagte er. „Hör mal, ich werde meinenBruder Connor anrufen. Bei ihm besteht die geringste Gefahr, dass er zusammenbricht, wenn er von mir hört.“
„Guter Plan.“ Sie reichte ihm ein Telefon.
Er wählte die Nummer aus dem Gedächtnis und hörte es klingeln. Mist, was, wenn der Anrufbeantworter ranging? Was sollte er daraufsprechen? Oh, hey, Con, ich bin’s, Jules. Hör mal, gute Neuigkeiten …
„Davis Construction, Connor am Apparat.“
Julian atmete tief ein. „Ich bin’s, Julian. Ich bin es wirklich.
Dein Bruder.“
„Was zum Teufel …“
„Hör einfach zu, Con, ja? Verdammt, es tut so gut, deine Stimme zu hören. Es gab ein riesiges Missverständnis bezüglich meines Todes, Mann. Es war eine Fehlinformation, und … flipp bitte nicht aus.“
Er hielt das Telefon am ausgestreckten Arm von sich, als ein lauter Schrei durch den Hörer klang.
„Er flippt aus“, bemerkte Sayers strahlend.
„Und wie“, stimmte Julian ihr zu.
Nachdem Connor sich weit genug beruhigt hatte, um zuzuhören, und Julian ihn überzeugt hatte, dass es sich um keinen schlechten Scherz handelte, sagte er: „Ich weiß nicht, wie ich die Nachricht verbreiten soll. Du bist der Erste, den ich anrufe.“
„Also, äh, hast du noch nicht mit Daisy gesprochen?“
Es war das „Äh“, das Julian den entscheidenden Hinweis gab. Dieses kleine verbale Zögern sprach Bände. Er und sein Bruder waren immer ehrlich miteinander gewesen.
Julian fragte: „Geht es ihr gut? Was ist los?“
„Die Nachricht von deinem Tod hat sie schwer getroffen“, erklärte Connor. „Wirklich schwer. Sie ist monatelang wie ein Zombie herumgelaufen.“
Bei der Vorstellung von Daisys Schmerz zog sich Julian das Herz zusammen. Er konnte es sich nur zu gut vorstellen. Denn es war der gleiche Schmerz, den er fühlen würde, hätte er sie verloren.
Einen Hauch dieses Schmerzes verspürte er bereits, bevorConnor zu Ende gesprochen hatte. Irgendwie ahnte Julian, was kommen würde. Er wappnete sich.
„Ungefähr vor einem Jahr haben sie und Logan O’Donnell geheiratet.“ Die Worte sprudelten nur so aus Connor hervor, als wollte er es schnell hinter sich bringen.
Julian fühlte, wie alles in ihm taub wurde.
„Jules?“, sagte Connor in das Schweigen hinein. „Mann, es tut mir leid. Und ich will ehrlich sein: Auch wenn ich weiß, dass das echt beschissene Nachrichten für dich sind, strahle ich immer noch übers ganze Gesicht, weil du am Leben bist.“
„Du musst mir einen Gefallen tun“, bat Julian ihn. Die Gedanken rasten mit Lichtgeschwindigkeit durch seinen Kopf.
„Was immer du willst.“
„Triff dich mit ihr und erzähle es ihr persönlich. Nur damit sie vorbereitet ist.“
Sayers beobachtete ihn mit wachsender
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