Zerrissenes Herz (German Edition)
schon zwei Jahre her war. Er hatte es gerade erst erfahren, und die Wunde war noch frisch.
„Sturkopf?“, fragte Sayers. „Was geht in deinem dicken Schädel vor sich?“
„Ich fühle mich wie ein Geist.“
„Hey, sei gnädig mit dir. So dünn bist du nun auch wieder nicht. Aber da wir gerade davon sprechen, du bekommst übrigens das volle Programm“, versicherte sie ihm. „Ich will, dass du mir versprichst, alles anzunehmen, was sie dir anbieten, nicht nur die Physio-, sondern auch die Psychotherapie.“
„Kein Problem.“
Sie nahm Haltung an, als drei Männer den Raum betraten –ein Untersekretär der Air Force, ein offizieller Vertreter des Außenministeriums und ein Abgesandter des Amtes für Öffentliche Angelegenheiten. Alle salutierten.
„Rührt euch“, sagte Colonel Garland, der Untersekretär. „Lieutenant Gastineaux, willkommen zu Hause.“
„Danke, Sir.“ Er schüttelte allen die Hände.
Sie setzten sich fürs Debriefing an den Tisch – das dritte Treffen dieser Art an diesem Tag. Paulson, der Mann aus dem Außenministerium, führte das Wort.
„Lieutenant Gastineaux, wir schulden Ihnen viel zu viel Respekt, um hier herumzudrucksen. Sie sind Teil einer streng geheimen verdeckten Operation gewesen, die immer noch andauert. Ihr Schweigegelübde ist immer noch in Kraft.“
„Ich verstehe, Sir.“ Was glaubten die denn, dass er seine Story der erstbesten Zeitung verkaufte? Und was für eine Story überhaupt? Seine Geschichte war ätzend.
„Hervorragend, denn das ist von entscheidender Bedeutung.“
„Ja, Sir.“ Julian versuchte, herauszufinden, worauf der Mann hinauswollte.
„Wir erwarten von Ihnen, umsichtig und besonnen zu handeln und daran zu denken, dass von Ihrer Diskretion viele Menschenleben abhängen.“
Meine Güte, wie oft wollte er das noch sagen? „Natürlich.“
„Wir haben eine Erklärung verfasst, die wir noch heute veröffentlichen wollen“, meldete sich Rankin vom Amt für Öffentliche Angelegenheiten zu Wort. „Sie möchten sich bestimmt damit vertraut machen.“
Julian überflog die wenigen gedruckten Absätze. Die Fakten waren alle da, auch wenn die Mission als Routineeinsatz bezeichnet wurde. Weder das Ziel der Mission noch Gamboa oder die Tatsache, dass Julian bei seiner Flucht die größte Kokainfabrik in Westkolumbien zerstört hatte, wurden erwähnt.
„Klingt gut“, meinte er.
„Und hier sind Ihre Papiere, die Ihnen eine langfristige Beurlaubung aus medizinischen Gründen bescheinigen.“
„Ich werde beurlaubt?“ Das hatte er nicht erwartet.
„Das ist notwendig. Ihnen bleiben natürlich alle Leistungen erhalten, und …“
„Warum werde ich beurlaubt?“
„Das steht alles in den Papieren. Wenn man entsendet wurde und MIA gegangen ist, ist das die Standardprozedur.“
„Ich bin mir nicht so sicher, ob ich damit einverstanden bin, Sir.“ Eine Beurlaubung? Warum? Im Bruchteil einer Sekunde war er gezwungen, sein Leben neu zu ordnen. Seine Zukunft.
„Es ist notwendig“, wiederholte der Untersekretär.
Julian fing Sayers’ Blick auf, und trotz der Zeit, die vergangen war, konnte er ihn lesen wie ein Buch. Sie sagte ihm, er solle den Mund halten und seine Argumente für jemanden aufbewahren, der an seiner Situation etwas ändern konnte.
„Okay. Sicher. Wie auch immer“, antwortete er.
„Sie werden noch eine weitere Verschwiegenheitsvereinbarung unterschreiben müssen, die die bestehende erweitert. Der Vorfall darf auf keinen Fall jemals gegenüber irgendeinem Presseorgan erwähnt werden.“
Julian schwieg. Er fing noch einmal Sayers’ Blick auf. „Dann bin ich wirklich ein Geist.“
Sayers durfte noch bei ihm bleiben, nachdem die Offiziellen gegangen waren. Sie hätten sie vermutlich auch mit der Brechstange von Julian loseisen müssen, wenn sie es ihr nicht erlaubt hätten.
„Ich muss meine Verlobte anrufen“, sagte Julian, immer noch ganz durcheinander von allem, was nach seinem Verschwinden passiert war. „Gott. Ich kann nicht glauben, dass man ihr erzählt hat, ich wäre tot.“
„Alle in dem Heli sind gestorben“, sagte Sayers. „Alle Familien haben diese Nachricht erhalten.“
Er mochte gar nicht daran denken, was Daisy durchgemacht hatte. Es tut mir leid, Baby, dachte er. Ich komme jetzt zu dir nach Hause.
„Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das für sie sein wird“,fuhr Sayers fort. „Aber Sturkopf? Vielleicht solltest du als Erstes deine Verwandten anrufen.“
„Meine Mutter?“ Er schüttelte
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