Zerrissenes Herz (German Edition)
äußerst sorgfältig zu wählen. Sie probte sogar ein paar Einstiegssätze.
„Ich habe gerade die unglaublichste Nachricht erhalten …“
Nein, dann würde er sofort denken, dass sie schwanger wäre. Kein gutes Thema für sie.
„Logan, es gibt da etwas, das ich dir sagen muss …“
Er würde vermutlich glauben, sie wolle wieder einmal über ihre Ehe reden. In letzter Zeit hatten sie ein paar fruchtlose Gespräche gehabt, die immer nur im Kreis, aber nie zu einer Lösung der ungeklärten Gefühle zwischen ihnen geführt hatten.
„Hey, das errätst du nie. Die Liebe meines Lebens ist von den Toten auferstanden.“
Sie drückte sich die Hand vor den Mund. Guter Gott.
„Sei einfach ehrlich“, riet sie sich und stieg aus dem Auto. „Sag ihm einfach die Wahrheit.“
Sie öffnete die Bürotür, was eine kleine Glocke zum Läuten brachte. „Hey, Brandi“, begrüßte sie Logans Assistentin. Brandi war Managerin und Toningenieurin beim Radiosender nebenan gewesen, doch Logan hatte sie abgeworben. Manchmal spielte sie E-Bass in der gleichen Band wie Daisys Stiefvater Noah. Brandi war loyal und verlässlich.
Außerdem sah sie umwerfend gut aus und trug immer unglaublich süße Klamotten.
Das hatte Daisy jedoch nie gestört – schlimmer noch, sie hatte sich nicht mal gefragt, warum es sie nicht störte. Die Antwort darauf wäre vermutlich ein wenig zu vielsagend gewesen.
„Hat Logan gerade Zeit?“, fragte sie.
Brandi warf einen Blick auf die Telefonanlage. „Ja, sieht so aus. Geh ruhig durch!“
Logans privates Büro hatte eine altmodische Tür mit einer gewellten Glasscheibe, auf der sein Name in der gleichen Schrift stand, die auch im Logo verwendet worden war. Daisy atmete tief durch, setzte eine Miene auf, die ihre Nervosität verbergen sollte, und öffnete die Tür.
„Hey, Logan“, sagte sie strahlend.
„Hey.“ Er schloss das, was immer er gerade auf dem Computer anschaute, mit einem Mausklick.
Sie fragte sich, wieso er es so hastig getan hatte. Dann fiel ihr wieder ein, wieso sie überhaupt hier war. „Tut mir leid, dass ich dich störe.“
„Kein Problem. Ich habe auch gerade an dich gedacht. Vielmehran uns.“
„Was ist mit uns?“
Er schaute sie ernst an. „Ich habe nachgedacht.“
Jetzt? dachte sie. Jetzt?
„Weißt du“, fuhr er fort, „so, wie wir es für unsere Therapiesitzungen tun sollten.“
„Logan …“
„Sieh mal, ich werde es nie bereuen, dass ich dich Charlies wegen geheiratet habe, aber vielleicht …“
„Bitte, das kann doch warten!“
„Glaubst du, das ist leicht für mich?“, fragte er. „Das Mindeste, was du tun könntest, ist, mir zuzuhören …“
„Es geht um Julian“, platzte es aus ihr heraus.
Logans Augen verengten sich. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und legte die Fingerspitzen aneinander. „Na toll. Und?“
„Er ist gefunden worden. Er ist zurück.“ Sie kämpfte darum, nicht vor Freude zu jauchzen.
Er lehnte sich vor und stützte die Ellenbogen auf den Tisch. „Was meinst du damit? Hat man seine Leiche gefunden?“
„Nein … aber … ja. Tut mir leid. Ich bin total durcheinander. Ich habe es selber eben gerade erst erfahren. Connor hat einen Anruf von Julian bekommen. Er war nicht im Hubschrauber, als der abgestürzt ist. Er … Ich weiß keine Einzelheiten. Er ist von irgendeiner paramilitärischen Gruppe in Kolumbien, die für einen Drogenbaron arbeitete, gefangen gehalten worden. Aber er konnte fliehen und hat heute aus Washington seinen Bruder angerufen. Und er ist auf dem Weg nach Avalon. Er wird am frühen Abend hier sein.“
Logan saß ganz still und musterte sie mit ruhiger Bedächtigkeit. „Wow. Das sind echt umwerfende Neuigkeiten.“
„Ein Wunder“, erwiderte sie. „Ich hätte nie zu träumen gewagt, dass so etwas passieren könnte. Niemand hat das.“ In dem Augenblick, in dem sie es sagte, erkannte sie die eigene Lüge. Sie hatte davon geträumt. Seit dem Erhalt der fürchterlichen Nachricht damals hatte sie Hunderte Male davon geträumt, dass Julianirgendwie noch am Leben war. Als sie nun Logan ansah, vermutete sie, dass er sie besser kannte, als sie gedacht hatte.
„Und was passiert jetzt?“, fragte er. „Sein Aufstieg in den Himmel?“
„Logan.“
Er stand auf und ging rastlos im Büro auf und ab. „Versteh mich nicht falsch, ich habe ihm nie den Tod gewünscht, aber du wirst verstehen, dass ich jetzt nicht den Champagner und die Zigarren heraushole.“
Sie zuckte unter seinem harten Ton
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