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Zerrissenes Herz (German Edition)

Zerrissenes Herz (German Edition)

Titel: Zerrissenes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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den Saal. Daisys Lungen fühlten sich ganz kalt an, weil sie den Atem anhielt. Als sie sich umschaute, sah sie, dass der Mann ausgesprochen hatte, was vielen der Anwesenden auf dem Herzen lag, inklusive ihr selbst. Julian war in einem Sondereinsatz, über den er nicht sprechen durfte. Doch eines hatte er ihr gar nicht erst sagen müssen: Während dieses Einsatzes befand er sich in ständiger Gefahr. Darüber machte sie sich keine Illusionen.
    „Aus diesem Grund existieren Gruppen wie diese. Uns gibt es überall. Du findest immer jemanden, mit dem du reden kannst. Es hilft, sich daran zu erinnern, dass jeder einzelne Beruf auf der Welt ein Risiko birgt. Soldaten, Seefahrer und Piloten, klar. Aber auch Postboten und Bankangestellte und sogar Laufstegmodels.“
    Daisy musterte die Frau, die das sagte. Sie war mehr ein Mädchen, auf ihrem Namensschild stand der Name Blythe. Sie sah aus, als wäre sie sogar noch jünger als Daisy.
    Der Mann, der die Frage gestellt hatte, lachte unterdrückt. „Irgendwie denke ich, dass man sich bei einem Model weniger Sorgen macht, dass es verstümmelt oder umgebracht wird.“
    „Versuche, dich nicht auf deine Sorgen zu fokussieren“, sagte Blythe. „Konzentrier dich lieber auf die Freude.“
    „Das ist leicht gesagt“, erwiderte er. „Aber schafft das irgendjemand von euch wirklich?“
    Blythe schwieg einen Moment. Dann sagte sie: „Ich konnte es.“
    Niemand rührte sich. Der Gebrauch der Vergangenheitsform war sehr vielsagend. „Ich war achtzehn, als ich geheiratet habe. Neunzehn, als Manny getötet worden ist. Und es war, wie … wie durch die Hölle zu gehen. Das Einzige, was mich gerettet hat, war, mich auf die Liebe und das Glück zu konzentrieren, das wir, wenn auch nur kurz, geteilt haben. Jetzt bin ich wieder verliebt.“Ihre Miene wurde ganz weich. „Er ist Pilot. Und vielleicht gefährdeter als der durchschnittliche Postbote. Aber ich liebe ihn, und darauf konzentriere ich mich. Jeden einzelnen Tag.“
    Daisy traute ihren Ohren kaum. Sie wollte aus dem Raum rennen und nahm an, dass es vielen anderen ebenso ging. Dieses Mädchen, jünger als Daisy, war der eiskalte Wind, der durch den Wald ihrer idealistischen Träume blies.
    „Ich wollte euch auf diese Broschüren aufmerksam machen“, sagte die Moderatorin der Veranstaltung leicht verzweifelt. „Wenn ihr daran interessiert seid, euch weiter fortzubilden, gibt es viele Angebote …“
    Irgendwie ging es trotzdem weiter. Daisy nahm sich ein paar der Faltblätter und Broschüren. Anschließend hörte sie weiter höflich den langsam wieder einsetzenden Gesprächen und Diskussionen zu. In ihrer Nähe unterhielten sich zwei Frauen. „Sie hat recht, was das Risiko angeht“, sagte die eine. „Der Durchschnittsmensch hat eine größere Wahrscheinlichkeit, einen Autounfall zu erleiden, als der Soldat, im Einsatz getötet zu werden.“
    In Gedanken formulierte Daisy bereits ihren nächsten Brief an Julian. Warum hast du mir nichts von den Risiken erzählt, würde sie ihn mit ironischem Unterton fragen.
    Die Tatsache, dass er einen gefährlichen Job hatte, passte zu dem Julian, den sie kannte – zu dem felsenkletternden, bungeespringenden Adrenalinjunkie, der entschlossen war, jedem Augenblick des Lebens auch noch den letzten Tropfen Aufregung zu entringen.
    Das gehörte zu Julian. Es war einer der Gründe, weshalb sie ihn liebte.

9. KAPITEL
    In der Nähe von Puerto San Alberto, Kolumbien
    J ulian hing mehrere Hundert Meter über einer Schlucht an einem Seil und sprach in das Funkgerät, das an seiner Schulter befestigt war. „Mach es genau so, wie wir es im Training immer gemacht haben. Das ist doch ein Klacks.“ Er schaute zu Francisco Ramos, seinem kolumbianischen Kollegen. Ramos hing einige Meter entfernt von ihm ebenfalls an einem Seil. In seinem mit Camouflage-Farbe bemalten Gesicht flackerte kurz Unsicherheit auf, und seine Augen verrieten, dass er ganz und gar nicht Julians Meinung war.
    Zwischen ihnen und ihrem Ziel, dem Geheimversteck eines Drogenkartells, lagen einige Hundert Meter sehr gefährliches Terrain. Julian und Ramos hatten den Auftrag, die Überwachungsausrüstung zu installieren. Ihre Einheit war so lange gedrillt worden, bis sie alle Einzelheiten im Schlaf hatten aufsagen können. Julian hatte jede mögliche Bewegung geübt, vom Abseilen aus Bäumen zum simulierten Ausstieg aus einem Helikopter bis zum Einsatz eines neuen Computerprogramms, das Signale hacken oder decodieren konnte.
    „Ich mag

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