Zersetzt - Thriller (German Edition)
Ambiente, hier war alles ordentlich und sauber. Kein Staubkorn zu finden. Die Hemden wie mit einem Lineal abgemessen zusammengefaltet und nach Farben sortiert im Kleiderschrank. Die Lebensmittel in den Küchenschränken wie im bestsortierten Feinkostgeschäft zur Präsentation gestapelt. Dieser Putzfrau würde ich sofort meinen Haustürschlüssel überlassen .
Mit einem schwarzen Negligé bekleidet, das mehr zeigte als verhüllte, nahm Julia am Frühstückstisch Platz. Robert zog eine Augenbraue nach oben.
»Hallo, Engel.«
Während sie nach einem Croissant griff, gab ihr Robert ein Kuss auf die Wange.
»Hör mal, mein Schatz, es ist Sonntag und ich habe heute frei, was nicht so oft vorkommt, wollen wir etwas gemeinsam unternehmen?«
»Ich weiß nicht, es ist so viel Arbeit liegen geblieben.«
Robert stand auf, ging zum Kaffeevollautomat und drückte auf die Taste für Cappuccino.
»Wir könnten schwimmen gehen, die letzten schönen Tage im August noch ausnutzen, was meinst du?«
Julia kämpfte gerade mit dem Honig, der sich nicht davon abbringen lassen wollte, ihren Hauch von Nichts zu küssen.
»Ich habe eigentlich keine Zeit und sollte in die Redaktion, auch wenn es Sonntag ist.« Sie trank einen Schluck von dem Orangensaft, den Robert frisch gepresst hatte.
»Du bist noch krank geschrieben. Ich verstehe dich ja, aber gönne dir wenigstens noch den heutigen Tag Ruhe.« Dabei sah er Julia mit einem schmachtenden Blick an, sodass sie nicht mehr anders konnte als einzuwilligen.
Sie fuhren an den Groß-Glienicker-See, der im Ortsteil Kladow im Südwesten der Bundeshauptstadt lag. Über einen kleinen Weg in Höhe der Seepromenade spazierten sie mit einem Picknickkorb und einer Decke im Gepäck ans Nordufer. Das Wasser war klar, an einigen Stellen konnte man sogar bis auf den Grund blicken. Sie zogen sich aus und rannten ins kühle Nass. Albern wie kleine Kinder bespritzten sie sich, bis Robert direkt vor ihr stand und sie in seine Arme schloss. Julia hielt sich an seinem Nacken fest, hob die Beine hoch und umschloss seine Hüften. Sie küssten sich. Ein nicht enden wollender, inniger Kuss. Robert tauchte mit Julia unter Wasser.
Eng aneinandergelehnt lagen sie nach dem Tauchgang in einer versteckten Badebucht und liebkosten sich. Robert fütterte Julia mit Erdbeeren, Trauben und anderen Leckereien.
»Ich bewundere dein Engagement, aber meinst du nicht, dass du dich zu sehr in die Sache hineinsteigerst? Ich habe schon einige hundert Hüft-, Knie- und Schulterprothesen eingesetzt, auch von der Firma Prothes. Bis jetzt war immer alles okay. Die schadhaften Prothesen wurden zurückgerufen, reicht das nicht?«
Julia griff nach einigen Delikatessen und ließ sie ihm in den Mund gleiten.
»Ich denke, da steckt noch mehr dahinter.«
Robert streichelte sanft über Julias Rücken.
»Ich dachte mir, dass du dich nicht damit zufriedengibst. Wenn ich mit Informationen helfen kann, sag Bescheid.« Robert setzte sich auf und suchte nach dem Mineralwasser im Picknickkorb.
»Ja, da habe ich noch eine Frage: Gibt es keine zentrale Prüfstelle in Deutschland für Implantate, wie das BfA - Bundesinstitut für Arzneimittel?« Sie sah Robert fragend an, der das Wasser gefunden hatte und gerade im Begriff war einzuschenken.
»Nein, für Implantate reicht das CE-Kennzeichen aus.« Er legte sich wieder zu Julia, die ihren Arm um seinen Hals schlang und seinen Kopf ganz nah an ihren zog.
»Lass uns den schönen Tag genießen.«
Kapitel 7
»Wie kommt man nur an so tolle Beziehungen?«
Felix grinste Julia schelmisch vom Beifahrersitz aus an.
»Vitamin B ist alles. Ich habe m-m-mit Max zusammen Grafikdesign s-s-s-studiert, und da er zuvor in einer Firma für Medizinprodukte gearbeitet hat, war das die ideale Kombination, um-m-m-m diesen Prospekt zu erstellen.«
»Der Prospekt sieht wirklich professionell aus«, lobte Julia. Felix lehnte sich im Beifahrersitz zurück, sein Enthusiasmus sprühte förmlich aus seinen Augen. Mit der Adresse der polnischen Prüfstelle im Gepäck hatten sie die Grenze bereits passiert.
Auf dem Parkplatz eines großen Komplexes in einem Industriegebiet stellten sie den Golf ab. Felix hatte sich heute mit seiner Kleiderauswahl ins Zeug gelegt. Ein dunkelblauer Anzug, weißes Hemd und Krawatte, selbst das Base-Cap hatte er abgelegt und seine langen Naturlocken mit etwas Gel zurückgekämmt. Julia musterte ihn von oben bis unten und zwinkerte ihn verschmitzt an.
»Hättest du
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