Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)
gesprengt worden.« Beinahe verheddere ich mich beim Sprechen und sage Free UK statt RT. Pass bloß auf!
Schweigend fährt Mum weiter. Der Verkehr kommt zum Erliegen.
»Kyla, was weißt du über Robert? Meinen Sohn.«
Als ich mich ihr zuwende, sehe ich, dass ihr die Tränen kommen, ich bin ganz überrascht.
»Sein Name steht auf dem Mahnmal in der Schule. Er ist beim Bombenanschlag auf den Schulbus ums Leben gekommen«, sage ich, obwohl Mac mir die Ereignisse anders geschildert hat.
Sie schüttelt den Kopf. »Nein. Das habe ich auch lange Zeit geglaubt, aber das stimmt nicht. Ich habe herausgefunden, dass Robert den Anschlag überlebt hat, auch wenn ich ihn nie wiedergesehen habe. Ich glaube, er wurde geslated, doch das kann ich nicht beweisen. Ich habe alles versucht, um ihn wiederzufinden. Doch ohne Erfolg.«
Entsetzt sehe ich sie an. Sie weiß es!
Hinter uns wird gehupt, der Verkehr setzt sich wieder in Bewegung. Mum fährt los.
»Deshalb, Kyla. Verstehst du jetzt? Weil ich hoffe, dass sich irgendwo jemand um Robert gekümmert hat. Ihn geliebt hat. Deshalb tue ich das für dich und Amy.«
Die Tür des Lieferwagens wird aufgeschoben. »Mach schnell«, sagt Aiden und ich klettere hinein. »Sorry, hier hinten ist es nicht gerade superbequem.« Er schiebt mir eine Werkzeugkiste hin. »Setz dich da drauf.«
Ich hocke mich auf die Kante, er klopft gegen das Fahrerhäuschen und ratternd setzen wir uns in Bewegung. Der Wagen ist gerammelt voll mit technischem Kram; Ersatzteile und Werkzeug hängen von der Decke, stapeln sich auf Regalen und an den Wänden. Für uns zwei ist dazwischen kaum Platz.
»Gehört das alles zu deinem geheimen Doppelleben?«, frage ich. »Fernmeldetechniker bei Tag, Superheld bei Nacht?«
Aidens Lachen klingt so offen und natürlich, bestimmt lacht er häufig. »Ja, so in etwa«, sagt er grinsend. Mir wird gerade bewusst, was für ein Risiko er auf sich nimmt, um Ben für mich zu finden. Dieses Risiko geht er ständig ein, wenn er nach Vermissten sucht.
»Danke, dass du mir hilfst«, sage ich.
»Heb dir deinen Dank lieber für später auf. Ich bin immer noch nicht überzeugt, dass der Junge auf dem Foto Ben ist. Aber wir gehen der Sache auf den Grund. Ich habe in einem Haus gegenüber der Sportanlage eine Notreparatur angesetzt.«
»Echt?«
»Der Job wird ein Kinderspiel, aber wir können die Reparatur so lange herauszögern wie nötig. Das Problem lässt sich ratzfatz beheben, denn ich weiß genau, was kaputt ist, weil ich dort in den frühen Morgenstunden in Sachen Superheldensabotage unterwegs war.«
»Ziemlich dreist!«
»Mach dir bloß nicht allzu große Hoffnungen. Es kann durchaus sein, dass er heute nicht kommt, auch wenn er die vergangenen beiden Sonntage da war.«
»Ben würde nie ein Training auslassen.«
»Wenn er es ist«, mahnt Aiden und sieht mich ernst an.
»Wo geht’s denn überhaupt hin?«, frage ich.
Aiden nimmt ein Buch mit Landkarten vom Regal und zeigt mir unseren Zielort, der zwanzig Meilen über Landstraßen führt. In Nullkommanichts habe ich mir den Weg eingeprägt. Der Wagen rumpelt durch ein Schlagloch und gerät ins Schlingern, mein Hintern knallt hart auf die Werkzeugkiste.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, die wahrscheinlich nicht länger als eine halbe Stunde gedauert hat, werden die Straßenverhältnisse besser und wir können schneller fahren. Hinten hat der Wagen zwar eine Scheibe, aber weil Aiden davorsitzt und der ganze Krempel die Sicht versperrt, kann ich nur hin und wieder mal einen Baum oder ein Stück Himmel ausmachen.
Wir werden langsamer, nehmen ein paar Kurven.
»Fast da«, sagt Aiden leise. Der Wagen hält. Kurz darauf klopft es und die Schiebetür wird aufgemacht. Der Fahrer nickt mir kurz zu. Aiden stellt uns nicht einmal vor, und der Mann wendet sich so schnell ab, dass ich ihn kaum richtig sehen kann.
»Komm«, sagt Aiden. Im Schutz des Lieferwagens schleichen wir uns von hinten ans Haus; der Fahrer bleibt zurück und holt Material aus dem Wagen. Mit viel Getöse prüft er die Kabel vor dem Haus, während wir zur Hintertür laufen. Aiden greift unter einen Blumentopf und fördert einen Schlüssel zutage.
»Keiner zu Hause?«
»Nein. Das Haus gehört Freunden von Freunden, und die haben es so gedreht, dass sie heute unterwegs sind. Vom Schlafzimmer im ersten Stock, das nach vorn rausgeht, hat man laut meiner Bekannten die beste Sicht. Von dort hat sie auch das Foto gemacht.«
Vom Schlafzimmerfenster blickt man auf ein
Weitere Kostenlose Bücher