Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)
ich. »Ich habe euch gehört.«
Im Inneren sind Schritte zu vernehmen, der Schlüssel dreht sich im Schloss. Die Tür geht auf, Aiden steht vor mir.
Ich ziehe Bens Foto aus der Tasche und halte es hoch: »Wo ist er?«
»Komm erst mal rein.« Aiden nimmt mich bei der Hand und zieht mich in die Küche. »Tut mir leid, dass ich nicht an die Tür gegangen bin, ich wusste nicht, dass du es bist. Mac ist unterwegs und eigentlich sollte ich gar nicht hier sein. Skye macht sich nicht besonders gut als Wachhund.«
»Nein.« Skye presst sich so stark gegen meine Beine, dass ich beinahe wieder das Gleichgewicht verliere.
»Ich wollte gerade Tee machen.« Aiden nimmt eine zweite Tasse und hält sie fragend hoch. Als ich nicke, setzt er den Kessel auf, dann dreht er sich wieder zu mir um und lehnt sich gegen den Küchentresen. »Da du hier so plötzlich auftauchst, nehme ich mal an, dass auf dem Foto Ben zu sehen ist.«
»Ja, das ist er.«
»Bist du dir auch ganz sicher? Vielleicht wünschst du dir einfach nur, dass er es ist? Sieh dir das Bild noch mal an.«
Ich ziehe das Foto hervor. Schaue es mir genau an, aber es ist Ben. Bis hin zu seinem Laufstil.
»Ich bin hundertprozentig sicher. Wo ist er? Wann kann ich ihn sehen?«
»Nicht so hastig. Es könnte … schwierig werden.«
»Was soll das heißen?«
Aiden will nicht so recht mit der Sprache raus. »Ben geht auf ein Internat. Die Umgebung ist verseucht.«
»Verseucht? Von was denn?«
»Lordern.«
»Das kapiere ich nicht. Warum?«
»Warum weiß ich auch nicht. Aber in dem Dorf, wo die Schule liegt, wimmelt es nur so von Lordern. Wir sind aber am Ball.«
»Ich muss ihn sehen.«
»Du musst dich noch gedulden.«
»Nein. Sag mir einfach, wo er ist.«
»Bis wir rausgefunden haben, was da abgeht, ist das viel zu gefährlich. Hab Geduld, Kyla.«
Ich sehe Aiden an. Er ist nur vernünftig und vorsichtig, aber er hat keine Ahnung, was auf dem Spiel steht.
»Wenn du mir nicht helfen willst, finde ich ihn eben auf eigene Faust.«
»Ach ja?« Skeptisch hebt er eine Braue.
»Ja. Du hast von einer Sportanlage gesprochen, 30 Kilometer entfernt von hier. Ich habe schon recherchiert. Es gibt genau neun Anlagen. Bei dreien bin ich schon gewesen.« Jetzt übertreibe ich, aber ich wäre dort gewesen, wenn die Lorder Cam und mich nicht von den Rädern geholt hätten.
Überrascht reißt er die Augen auf. »Du hast was getan?«
»Hast du doch gehört.«
Aiden schüttelt den Kopf. »Du bist echt verrückt«, sagt er, doch in seinem Blick liegt auch Respekt. Womöglich ist er sogar beeindruckt. Und langsam glaube ich, dass ich ihn überreden kann.
»Notfalls ziehe ich das auch ohne dich durch. Also, was ist? Hilfst du mir jetzt?«
Noch zögert er, überlegt, und es gelingt mir, den Mund zu halten und ihm Zeit zu geben. Ruhig schaue ich in seine blauen Augen. Hoffe inständig. Denn trotz allem, was ich gesagt habe, ist uns beiden klar, dass wir die Nadel im Heuhaufen suchen. Mir könnte auch eine Sportanlage auf den Karten entgangen sein, oder die Anlage ist so neu, dass sie noch nirgendwo verzeichnet ist. Ich könnte am richtigen Ort sein, doch wie sollte ich das erfahren, wenn Ben nicht zufällig zur gleichen Zeit auch dort aufkreuzt? Man könnte mich bei der Suche erwischen.
»Es wäre besser, noch etwas abzuwarten«, meint Aiden schließlich. »Bis wir nähere Informationen haben.«
»Aber …«
»Ich bin genauso verrückt wie du.« Er grinst.
Stürmisch umarme ich ihn. »Danke, Aiden. Wann?«
»Wie wär’s mit Sonntag? Es könnte allerdings gefährlich werden.«
»Ist mir egal.«
»Mir nicht. Du musst mir versprechen, dass du dann auch genau das tust, was ich dir sage. Sonst kannst du es vergessen. Das ist meine Bedingung.«
Unschlüssig sehe ich ihn an, ich verspreche nur ungern etwas, das ich womöglich nicht halten kann. Doch schließlich nimmt Aiden ein großes Risiko auf sich. »Versprochen.«
Aiden hält mir ein Foto hin. »Das wurde letzten Sonntag aufgenommen, beim Training auf der Laufstrecke im Dorf. Es besteht also die Hoffnung, dass er zur gleichen Zeit am gleichen Ort sein wird. Wenigstens kannst du dann mit Sicherheit sagen, dass es Ben ist. Was meinst du?«
»Ich bin dabei«, verspreche ich und lasse mir von Aiden erklären, wann und wo er mich abholen wird. Während ich ihm zuhöre, starre ich auf das Foto in meinen Händen.
Er ist es. Keine Ahnung, wie oder warum er den Lordern entkommen ist. Aber es ist wirklich mein Ben.
Als ich am
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