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Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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»Diese Aufnahme wurde am 28. Mai gemacht. Exakt in dieser Nacht starb Herr Ralf Jansen. Das Foto stammt vom Tatort… Sie haben sicher eine ganz simple Erklärung, weshalb Sie am Rand einer stark befahrenen Autobahn zufällig anhielten.« Der Sarkasmus, der in der Stimme des Mannes mitschwang, war nicht zu überhören. Man konnte es ihm nicht verdenken – dieser Kerl erledigte nur seinen Job und das mit Sicherheit sehr gut. Kirt wusste, dass es keine logische Erklärung dafür gab, weshalb er gewusst haben sollte, wo Jansen sich das Leben nehmen würde – er hätte zumindest eine sehr gute Erklärung dafür haben müssen, warum er überhaupt ahnte, dass Jansen sich umbringen würde. Das allein ließ mutmaßen, dass Kirt und er sich zuvor gekannt haben mussten… Was Kirt erneut hätte erklären müssen!
    Das ganze drehte sich also nur im Kreis und die Fragen dieses Mannes würden detailliert und gezielt jede Einzelheit von allen Seiten beleuchten. Es sollte somit nur der Anfang eines schier unendlichen Gespräches sein – oder besser: Eines Monologs, denn Kirt fasste sich in seinen Antworten meist kurz oder verzichtete gänzlich darauf, sich zu äußern.
    »Sie sagen, Sie haben Jansens Wagen parken und ihn zur Brücke gehen sehen. Warum haben Sie nicht einfach die Polizei verständigt, wenn Sie Jansen helfen wollten?« Kirt sah dem Polizisten in die Augen. »Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Polizei rechtzeitig da sein würde.« Der Mann saß Kirt direkt gegenüber. »Dann hätten Sie spätestens danach die Polizei verständigen müssen! Aber das haben Sie natürlich nicht getan, weil Sie dachten, da unten findet man die Leiche ohnehin nie!«
    Kirt blickte erneut auf das Foto. Er fragte sich, wie es entstehen konnte – aber er war sich sicher, im Laufe der Zeit ganz von selbst davon zu erfahren. Kirt starrte den Mann an. Seine Augen wirkten kalt und der Ton hart. Anstatt sich jedoch Gedanken darum zu machen, sich aus dieser Situation herauszuwinden, überlegte Kirt, welche Beweise Magnus ihnen noch zugesteckt hatte und wie das ganze überhaupt eingefädelt war. Sonst hatte Kirt immer sehr plausible Ausreden und Erklärungen parat gehabt. Doch dieses Mal wären alle Bemühungen umsonst – dafür kannte Kirt Magnus lang genug!
    Dass Kirt dem Polizisten jedoch keine Antwort gab, fasste dieser vielmehr als Provokation auf. »Dann sagen Sie mir zumindest eines: Wie haben Sie Jansen überhaupt davon abhalten wollen, von der Brücke zu springen – wenn Sie sagen, dass es Selbstmord gewesen sein soll?« Kirts Blick traf den des Mannes und er ergriff das Wort: »Ich habe mit ihm geredet. Ich habe ihm gesagt, dass der Tod keine Lösung ist.« Stille. Der Polizist wartete kurz ab. Kein Laut war zu hören – bis die Stimme des Mannes erneut erklang: »Mehr nicht?« Kirt schüttelte kaum merklich den Kopf. Der Polizist lehnte sich langsam zurück und taxierte Kirts Blick. Er rückte nicht mit der Sprache heraus, doch Kirt war sicher, dass es mehr gab, als nur ein belastendes Foto.
    Die Lampe, die über ihnen schien, tauchte den Verhörtisch in ein fahles Licht. Der Mann beugte sich schließlich auf seine Ellenbogen nach vorne und sah Kirt eindringlich an. »Das heißt, Sie haben nicht versucht, ihn zurückzuhalten?« Kirt schüttelte den Kopf und zuckte dabei mit den Schultern, als er antwortete: »Dafür ging es zu schnell… Er hat sich vornüber kippen lassen und ist einfach von der Mauer gestürzt. Er war weg, bevor ich ihn erreichen konnte.«
    Der Polizist taxierte Kirts Augen. Erinnerte sich ein Mensch an ein real geschehenes Ereignis, bewegten sich seine Augen anders, als würde sein Gehirn eine Tat rekonstruieren und neu zusammensetzen – quasi die Tatsachen nicht erlebnisgerecht wiedergeben. Doch Kirt hatte sich Gloria vorgestellt und erzählt, wie es wirklich gewesen war. Der Polizist beobachtete skeptisch Kirts Blick und ergriff von neuem das Wort: »Wir haben Kampfspuren gefunden… am Tatort und an den Armen des Opfers!«
    Kirt sah dem Mann nachdenklich in die Augen. »Es gab keinen Kampf – wie wollen Sie dann Spuren davon gefunden haben?!« Ein vorübergehendes Lächeln umspielte den Mund des Polizisten, das augenblicklich wieder verschwand. »Das würde ich gern von Ihnen wissen!« Kirt lehnte sich zurück und sah den Mann ernst an: »Es gab keinen Kampf!« Erneut trat eine Stille zwischen sie, die nach kurzer Zeit durch den Polizisten zerstört wurde: »Wir haben eine DNA-Probe von Ihnen

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