Zerteufelter Vers (German Edition)
eingeschickt.« Kirt sah den Mann regungslos an, als dieser weitersprach: »Es ist Ihre DNA, die an den Armen des Opfers gefunden wurde!«
Kirt zog die Augenbrauen zusammen. Das war schier unmöglich und noch nicht einmal Magnus konnte in der Lage gewesen sein, eine solche Finte zu legen. Immerhin war Magnus nicht mehr in Kirts Nähe aufgetaucht, seit den Geschehnissen an der Brücke. Und das war das erste Mal seit zig Jahren überhaupt!
»Wie erklären Sie sich das, wenn es Ihrer Aussage zufolge gar keinen Kampf gegeben haben soll?« Kirt sah den Mann wütend an. Er wusste es nicht; es war schlicht und ergreifend nicht möglich und weil Kirt selbst nicht antwortete, nahm der Polizist erneut den Faden auf: »Jansen hat minimale Kampfspuren an den Unteramen. Daraus schließen wir, dass das Opfer gegen seinen Willen an den Handgelenken vor die Mauer gezerrt wurde. Die Spuren auf dem staubigen Boden lassen ebenfalls darauf schließen…« Der Blick des Mannes wirkte ernst und ließ keinen Zweifel daran, Kirt auseinanderzunehmen, ehe er nicht die ganze Wahrheit preisgegeben hatte – nur würde er das nie tun.
Der Mann sprach langsam und betonte jedes einzelne Wort: »Zwei Tage nach Ihrer Tat hat es geregnet. Aber zum Glück konnten wir sämtliche Beweise schon vorher sicherstellen, da ein Zeuge Ihre Tat beobachtet hat.« Seine Stimme klang ketzerisch. Kirts Blick wirkte ausdruckslos und düster. Während er darüber nachdachte, ob die Polizisten eventuell nur blufften, trat bereits die allmählich größer werdende Ahnung in sein Bewusstsein, dass die Indizien gegen ihn weitaus größer waren, als zunächst gedacht. Das einzige, was Kirt vielmehr irritierte, war seine Unfähigkeit, sich aus seiner menschlichen Gestalt herauszuwinden, um mit Gloria einfach abzuhauen…
Der Mann vor ihm schlug plötzlich mit der flachen Hand scheppernd auf den Tisch und erhob lautstark seine Stimme: »Warum haben Sie Jansen umgebracht, verdammt?!« Ausdruckslos sah Kirt ihn an, während dieser sich von seinem Stuhl erhob und Kirt über den Tisch gebeugt aggressiv ansah. Doch Kirt ließ sich nicht beeindrucken: »Haben Sie kein Motiv?!« Ein sarkastisches Lächeln trat auf Kirts Gesicht. Er wusste – es war ohnehin zu spät. Bis zur Klärung des Falls würden sie ihn nicht mehr rauslassen. Aber diesem Typen in den Arsch zu kriechen, war das Letzte, was Kirt tun würde…
»Sie haben kein Motiv und auch, wenn alles gegen mich spricht – ich habe es nicht getan!« Kirt erwiderte den starren Blick des Polizisten, der sich daraufhin wieder langsam setzte. Erneut trat eine Stille zwischen sie. Was jetzt folgte, war eine endlos lange Befragung; akribisch genau, monoton, starr. Immer und immer wieder sah Kirt in die Masken der beiden stupide fragenden Männer. Die Art und Weise, wie sie das Verhör aufbauten, erschien clever: Kirt hatte seine Mühe, den Zeitsprüngen, die die Polizisten aufstellten, zu folgen. Nicht immer wusste er auf Anhieb eine gute Antwort auf eine wohl noch bessere Frage. Denn was Kirt allmählich durchschaute, war die Zweideutigkeit, mit der die Männer fragten; darauf bedacht, eine Lücke zu reißen – einen Widerspruch aufzudecken, den sie im Anschluss mit mindestens doppelter Akribie ausnutzen würden.
Zwischendurch machten sie Pausen – diese Pausen galten jedoch nicht Kirt. Während sich die beiden Polizisten abwechselten, stellte sich Kirt den Fragen, bis er irgendwann immer gereizter wurde. Die Art und Weise, wie nervig und kleinkariert sie fragten, raubte Kirt die Konzentration. Zu allem Überfluss hatte man natürlich sein Portemonnaie in der Hosentasche gefunden – weder geklaut noch verloren – und man ließ seine Identität prüfen: Auffallend erschien allein schon die Tatsache, dass sein Name bislang in keiner Stadt Europas oder eines anderen Kontinents gemeldet war – demzufolge seine Identität nicht nachgewiesen und erlogen sein musste. Kirt konnte allerdings weder erklären, weshalb er nie gemeldet war, noch wie sich seine wahre Identität zusammensetzte. Er wirkte erschöpft.
Wie spät war es überhaupt? Nachdem Kirt seine Wut und Gereiztheit abgelegt hatte, entgegnete er der Polizei lediglich noch mit müden, nichts aussagenden Antworten. Das war alles. Als der Polizist jedoch wiederkehrte, der dieses Verhör vor Stunden begonnen hatte, sah Kirt zum ersten Mal wieder auf. Ihre Blicke begegneten sich und Kirt zeigte deutlich, dass er es leid war… Er hatte nichts mehr zu sagen – ganz
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