Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
Vom Netzwerk:
Gesetze, die das Buch schrieb, zu ändern. Langsam schritt Gloria die Treppenstufen hinab, die zum Rhein führten. Wie ein schwarzer Teppich quoll die Strömung dahin; wie eh und je. Als sie damals zum ersten Mal an den Rhein trat, beweinte sie den Tod ihrer Mum. Und heute…? Es waren keine Tränen mehr übrig, um ihr eigenes Schicksal zu betrauern. Das wollte Gloria auch gar nicht. Am liebsten wäre es ihr sogar gewesen, jener lausige Augenblick würde endlich eintreten!
    Vollkommen achtlos, was links und rechts von ihr geschah, ging sie die Rheinpromenade entlang. Gloria lief über Straßen und Kreuzungen. Ohnehin wusste sie, dass es passierte. – Warum jetzt noch vorsichtig sein?! Heute war ihr Todestag und dieser Idiot von Polizist verwehrte ihr den letztmöglichen Abschied von Kirt! – Von dem, der ihr seit dem Wonnemonat Mai ein ständiger Wegbegleiter gewesen war. – Von dem, der die Grenzen zwischen Tod und Leben verwischte; vom Hier und Jetzt, Morgen und Heute. Nun stand sie da: Der wohl einzige Mensch auf dieser Welt, dem das ewige Geheimnis aller Fragen nach Sinn und Wahrheit offenbart worden war. Das Geheimnis, das keines zu sein schien…
    Sie, die ihren eigenen Todestag vor rund einem halben Jahr eigenhändig gelesen hatte… Sie, die wusste, dass, was sich in dem Buch als Linie drehte und wendete – eine Lebenslinie schrieb, die eines nie tat: Lügen! Gloria hatte sich immer gefragt, was diese seltsamen Zeichen darstellten… Sie waren die Lebenslinie… ihre Lebenslinie. Mal verworren, mal erkenntlich. Nie zu weit vorhergesagt und doch immer einen Schritt voraus. Aber Gloria wirkte gewappnet: Schocken konnte sie all das nicht mehr!
    Ihr war schrecklich kalt und sie lief den halben Nachmittag planlos durch die Stadt; mit den Gedanken weit weg. Gloria stieg in einen Bus, dessen Haltestellen sie nicht kannte; dessen Richtung nicht von Bedeutung schien. Hier war es warm und Gloria lehnte ihren Kopf an die Scheibe; irgendwo hinten auf den letzten Plätzen. Die Müdigkeit zog an ihren Liedern; die letzte Nacht und vor allem der heutige Tag steckte ihr in den Knochen…
    Als grelles Licht und eine an ihrer Schulter rüttelnde Hand sie aus dem Schlaf zerrten, war es draußen bereits dunkel! Gloria erschrak sich halb zu Tode. Kaum wach genug, Traum von Realität unterscheiden zu können, blickte sie schlaftrunken in die Augen eines Mannes. Es musste der Busfahrer sein, der sie aufforderte, das Fahrzeug zu verlassen.
    Als Gloria auf den nassen Asphalt trat, bemerkte sie, dass sie sich vollkommen allein, inmitten eines einsamen Busparkplatzes befand. Der Mann schloss von außen die hintere Tür des Busses ab und stellte sich vor sie. Gloria war noch gar nicht voll da, als sie die eiskalte Luft einsog und die tiefschwarze Nacht realisierte. Der feine Kies unter den Schuhen des Mannes knirschte und Gloria sah in sein Gesicht. – Von jetzt auf gleich schoss ihr das Adrenalin in die Adern! Hier war niemand weit und breit und dieser alte Sack trat noch einen Schritt näher auf sie zu. Was sollte das? Was wollte der Typ?
    Seine Augen leuchteten. Auf der Stelle fuhr Gloria herum. Flucht, war das einzige, wonach die Nervenbahnen in ihrem Hirn schrien, als sie eine Hand an ihrer Kapuze spürte, von der sie sich gerade noch losreißen konnte! Panisch lief sie über den Parkplatz. Blind vor Angst stürzte Gloria die Treppenstufen hinab, der Mann nicht weit hinten ihr. Ihre Hände glitten am Geländer entlang – weiter zu den Gleisen, bis sie Deckung suchend in das Schienenbett hinabsprang.
    Die dicken Steine zwischen den Gleisen machten es ihr schwer, voranzukommen. Noch dazu knirschten sie laut unter ihren Schuhen. Wo war er? Wo war sie ? Konnte er sie sehen? – Würde er dort auf sie warten, wo sie notgedrungen rauskommen musste? Panisch drehte Gloria sich um – inmitten mehrerer Gleisbette; über ihr Hochspannungsleitungen. Irgendwann hatte sie mal gehört, dass allein der Aufenthalt unter solchen Leitungen tödlich sein konnte. Um sie herum – nichts als Dunkelheit!
    Hilflos bahnte sie sich einen Weg durch die Gleise, als Gloria plötzlich helles Scheinwerferlicht um die Ecke fluten sah. – Ein Zug! Sollte es das gewesen sein? Panisch wirbelte sie herum, rannte so schnell sie konnte von Gleis zu Gleis und hechtete sich an den Rand eines Bahnsteigs, als der Zug rasend schnell an ihr vorbeibretterte: Der Sog war enorm!
    Mit festem Griff umklammerte Gloria die Säule vor sich. Woher nahm sie überhaupt noch die

Weitere Kostenlose Bücher