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Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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Kraft, sich festzuhalten? Die ratternden Wagons dieses Güterzugs schmetterten an ihr vorbei und mit dem letzten Licht schoss das Ende ins Dunkel, als der ohrenbetäubende Lärm verebbte! Gloria atmete hörbar aus. Sie sah sich Hilfe suchend um… und kletterte – weiter von Angst getrieben – aus dem Gleisbett auf den verlassenen Bahnsteig. Gloria war im Nirwana gelandet: Nirgendwo eine Seele von Mensch. Sie rannte weiter und weiter, die Angst vor dem Busfahrer im Nacken. Sie drehte sich zu allen Richtungen um die eigene Achse. Nichts als Dunkelheit und das Licht einer einzelnen Laterne.
    Gloria rannte den Bahnsteig entlang… bis zum Ende. Hier sollte sie besser nicht bleiben. Zurück konnte sie auch nicht. Schnell sprang Gloria erneut auf die Schienen und hastete den Gleisen nach. Unerbittlich kalt stach ihr die Nachtluft in die Lunge. Eine gefühlte Ewigkeit spurtete sie das Gleisbett entlang. Sie lief und lief… Gloria rannte weiter den Schienen nach, bis sie sich schließlich in Sicherheit wog und innehielt.
    Verschwitzt und ausgelaugt stemmte sie die Hände auf ihre Knie und atmete hastig ein und aus. Gloria wischte sich gehetzt die Haare aus dem Gesicht, als sie von weitem eine Kirchenglocke hörte… Wie viel Mal hatte sie schon geschlagen, bis Gloria sie überhaupt registriert hatte? Doch ehe sie diesen Gedanken beenden konnte, war das Dröhnen der Glocken bereits verebbt. Verdammt, wie spät war es? Dunkelheit um sie herum… Man konnte die Hand vor Augen nicht sehen; die Nacht eiskalt. Gloria zog hastig den Rucksack von ihrem Rücken.
    Da stand sie: Irgendwo im schwarzen Meer zweier Bahngleise, umringt von hochragenden Bäumen. Gloria wühlte in ihrem Rucksack, riss an dem Reißverschluss der Seitentasche und zog ihr Handy heraus: Panisch entfernte sie die Tastensperre und starrte auf das Display: Halb eins!
    Unmöglich…! Jetzt verstand sie gar nichts mehr. Glorias Blick war wie gebannt; das Display zeigte es grell leuchtend in der Dunkelheit: 15. Dezember 0:31 Uhr. Das konnte nicht sein! Sie wusste nicht, was sie als erstes denken sollte. Was war geschehen? Bebend hielt Gloria das Handy in der Hand – über ihr: Hochspannungsleitungen, unter ihr: Bahngleise. Gloria sah von ihrem Handy auf und starrte in die Dunkelheit. Ihre Augen wanderten durch die Nacht und zurück auf das Handydisplay. Atemlos reihten sich Gedankenketten wild aneinander. Gloria behielt das Handy in der Hand und lief erneut die Schienen entlang. Immer wieder schaute sie auf das leuchtende Display, auf dem der 15. Dezember prangte. Als sich die Sträucher und Bäume seitlich der Schienen lichteten, bahnte Gloria sich ihren Weg durch Gestrüpp auf ein Feld; der Boden gefroren – weit und breit dunkles Nichts. Sie wusste nicht – sollte sie lachen oder weinen?
    Glorias Herz schlug vehement in ihrer Brust – lebendig und rastlos. Getrieben von Adrenalin und Freude rannte Gloria querfeldein, weiter und weiter… Bis sie endlich wieder auf Häuser und Straßen stieß. Kein Mensch weit und breit, doch Gloria war am Leben und nur das zählte. Sie suchte nach einem Schild, das ihr den entsprechenden Straßennamen verriet und wählte mit ihrem Handy die Nummer eines Taxiunternehmens:
    »Gloria Truhst, hallo…« Als das Taxi schließlich vor Kirts Wohnung hielt und Gloria dem Fahrer 30 Euro zusteckte, öffnete sie die Wagentür und hielt inne. Auf eine ganz eigene Weise war sie zu Hause… So fühlte es sich zumindest an. Gloria steckte den Schlüssel ins Schloss und öffnete die schwere Haustür. In der Wohnung angekommen, schweifte ihr Blick durchs Wohnzimmer. Gloria durchfuhr das Gefühl, die Welt mit neuen Augen zu sehen… Als hätte man ihr ein zweites Leben geschenkt. Dabei schien alles geblieben zu sein, wie es war! – Bis auf die Tatsache, dass sich all ihre Gedanken um etwas gedreht hatten, das sich nicht bewahrheitete… Gloria legte den Wohnungsschlüssel auf die Anrichte in der Küche und ging ins Bad.
    Ihr Spiegelbild wirkte grässlich: Verschwitzt und dreckig, mitgenommen und blass. Gloria streifte die Klamotten ab und sprang unter die Dusche; eine Wohltat. Sie suchte voller Hast das Schreiben der Polizei, auf dem das Datum der anstehenden Gerichtsverhandlung genannt war: 15. Dezember 8:30 Uhr. Sie hatte sich keine Gedanken um die Verhandlung gemacht. Da sah man mal wieder: Erstens kam es anders und zweitens als man dachte. Tausend Dinge schossen Gloria durch den Kopf; allen voran, was sie dem Richter nun tatsächlich

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