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Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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im Handumdrehen trocknen. Gloria begann, ihre nassen Klamotten ins Gras zu drapieren, während Kirt das Gesicht gen Himmel reckte, um sich zu sonnen. »Willst du noch duschen? Dann brauchst du Duschmarken für den Automaten.« Gloria hing noch schnell die letzte Socke auf. »Gerne.« Als sie fertig war, machte sie es sich neben ihm bequem. Kirt ließ sich mit dem Rücken nach hinten fallen und genoss die Sonne. Es war schön hier. Gloria entspannte sich. Der ganze Stress und die Sorgen der letzten Wochen fielen von ihr ab. Sie legte sich ebenfalls ins Gras und schloss die Augen. Die Sonne wärmte ihr Gesicht und es tat gut, eine Auszeit nehmen zu können.
    Kirt holte sein Handy aus der Hosentasche und blinzelte gegen die Sonne auf das Display. »Es ist schon kurz nach drei.« Er ließ den Kopf wieder zurück auf den Boden sinken, als er fortfuhr: »Wenn du geduscht hast, können wir uns gleich auf den Rückweg machen.« Er sagte es in einer Seelenruhe. Offensichtlich besaß er weder Sorgen, noch Stress. Ihm ging es einfach gut und Gloria nutzte die Gelegenheit, sein Gesicht genau zu betrachten. Kirts Frisur wirkte ein bisschen extravagant: Hinten waren seine Haare relativ kurz, aber nach vorne hin witzig durcheinandergestylt. Es hatte etwas Punkiges!
    Kirt öffnete die Augen und Gloria erschrak für eine Millisekunde. Er hatte sie sozusagen ertappt und grinste, ehe er die Augen wieder schloss. »Was guckst du denn so? Starrst du wieder Leute an?« Gloria ließ sich neben ihn ins Gras sinken und hielt ebenfalls das Gesicht in die Sonne. »Keine Sorge.« – Mehr wusste sie nicht, zu antworten. Sie lagen lange so da. Gloria war unendlich müde und wenn sie nicht gleich aufstand, würde sie wahrscheinlich jeden Moment einschlafen. Aber die Sonne wärmte sie wohlig und ein sorgenfreier Augenblick wie dieser war selten. Die letzten drei Monate hatte sie permanent unter Strom gestanden. Und auch wenn sie noch lange um ihre Mutter trauern würde, so fühlte sich diese Traurigkeit genau jetzt nicht mehr so schwer an wie sonst. – Vielleicht, weil sie einen Punkt erreicht hatte, an dem sie nicht mehr konnte. Vielleicht, weil die Sonne ihr Zutun gab. Vielleicht, weil Kirt sie ablenkte.
    Gloria drehte ihren Kopf und blinzelte zu ihm. Er wirkte entspannt und hielt sein Gesicht relaxt zur Sonne. Sie war froh, dass er ihr half. Mehr noch: Kirt strahlte eine Art Kühnheit aus. Ein kühner Ratgeber – so konnte man ihn bezeichnen. Gloria schloss wieder die Augen. So lange sie auch darüber nachdachte – ihr fiel kein vergleichbarer Tag in ihrem Leben ein, der so war wie der heutige. Sie fühlte sich leicht und atmete tief durch. Gloria hatte nie darüber nachgedacht – aber das Gefühl von Sicherheit bekam plötzlich eine neue Bedeutung. Denn wenn Kirt an ihrer Seite war, fühlte sie sich beschützt. Wenn er bei ihr war, konnte ihr niemand etwas anhaben. Hätte man ihr das in jener Nacht gesagt, in der sie ihm das erste Mal begegnete…? Sie schmunzelte.
    Als eine Hand an ihrer Schulter rieb, öffnete sie die Augen. Die Sonne stand nicht mehr dort, wo sie vorher auf sie herabgestrahlt hatte. Stattdessen ragte mittlerweile der Schatten eines Dachs weit in die Rasenfläche hinein. Sie war eingeschlafen – wie lange? Immer noch schlaftrunken, schloss Gloria wieder die Augen und dachte an den Traum, den sie gerade noch erlebt hatte. »Du hast dir einen Sonnenbrand geholt, glaub´ ich…« Kirt betrachtete sie, »an den Wangen bist du ganz rot.« »Echt?« Widerwillig öffnete Gloria ihre Augen ein zweites Mal und raffte sich auf. »Hast du auch geschlafen?« Kirt reckte sich. »Wir sind beide eingeschlafen.«
    Ihre Wäsche war mittlerweile pudertrocken. Gloria sammelte alles ein und knüllte die Klamotten in ihren Rucksack. »Ich geh´ jetzt duschen.« Kirt öffnete müde sein Portemonnaie und suchte zwischen den Münzen eine Duschmarke. Er reichte ihr gleich zwei. »Pro Marke läuft die Dusche zehn Minuten. Die zweite kannst du dir aufheben.« Gloria nickte und verschwand hinter der Ecke des Sanitärgebäudes. Den Rucksack in der einen und die Tüte mit den neuen Klamotten in der anderen Hand, suchte sie den Raum mit den Duschen auf. Endlich konnte sie sich mal wieder ordentlich das Wasser über den Kopf prasseln lassen…
    Es war ein Traum! Sie shampoonierte sich lang und breit ein und genoss es, wie ihr das frische Wasser den Straßendreck von der Haut wusch. Die letzten Tage kamen Gloria regelrecht irreal vor – jetzt, wo der

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