Zerteufelter Vers (German Edition)
Rucksack. Sie wusch sich noch schnell die Hände und dachte über einen Schlachtplan für morgen nach. Dieses Mal musste sie sich alles genau überlegen. Außerdem wusste sie noch gar nicht, wo dieser Kerl wohnte. Und heute Abend würde Gloria keine Zeit haben, um irgendetwas vorzubereiten oder in Erfahrung zu bringen. Schnell zog sie den Stadtplan von Düsseldorf aus der Tasche, um einen Schimmer davon zu bekommen, in welcher Region er wohnte. Sie fuhr mit dem Zeigefinger über den Plan und fand die Straße: Stadtteil Ratingen – das war zu weit weg, als dass Gloria dorthin laufen konnte. Verflixt – sie würde sich einen wirklich guten Schlachtplan zurechtlegen müssen! Gloria faltete das Papier wieder zusammen und ging zurück zum Tisch.
Die Kellnerin servierte gerade das Essen und Gloria setzte sich freudestrahlend auf ihren Platz. Sie war hoch motiviert, alles Erdenkliche zu unternehmen, um die Tat zu verhindern. Kirt sah sie an und stutzte. »Bist du immer so gut drauf, wenn du vom Klo zurückkommst?« Augenblicklich verzog Gloria das Gesicht. »Ha, ha! Wie lustig…« Sie schnappte sich die Majo und breitete einen großen Klecks auf den Pommes aus, während Kirt lachend nach seinem Besteck griff. Im Gegensatz zu Glorias typisch deutschem Essen hatte er exklusiven Tintenfisch bestellt. Gloria blickte angewidert auf die schrumpeligen Fangarme. »Was ist das denn?« »Calamares.«
Sie konnte gar nicht hinsehen und konzentrierte sich lieber auf ihre bodenständigen Pommes. Ihr Schnitzel schmeckte super und sie schien froh, endlich mal wieder etwas Ordentliches essen zu können. Gloria überlegte, wie sie den Plänen des Familienvaters einen Strich durch die Rechnung machen konnte. Immerhin wusste sie ja nicht, um wie viel Uhr es passierte. Sie aßen in Ruhe ihr Essen und genossen den Ausblick auf den Rhein. Das Wetter war genauso herrlich wie sonst auch. Der Mai zeigte sich dieses Jahr von seiner besten Seite.
»Hast du eigentlich ein Auto?« Gloria sah Kirt hoffnungsvoll an. »Wieso?« »Hast du oder hast du nicht?« »Nein – aber ein Motorrad.« »Ah…« »Warum fragst du?« »Nimmst du mich mal mit?« Er sah sie neckend an. »Nur so zum Spaß oder hast du was Bestimmtes im Sinn?« Gloria druckste herum und steckte sich eine Pommes in den Mund. »Beides.« Er musterte sie, aber Gloria ließ sich nicht in die Karten schauen. »Also?« Sie sah ihn forsch an und fuhr fort: »Nimmst du mich mit oder nicht?« Kirt beobachtete ihr Mienenspiel und ließ sich etwas Zeit, ehe er antwortete: »Klar, wieso nicht?« Jetzt endlich lächelte er mal ganz normal zurück – ohne Hohn, ohne Arroganz, einfach lieb. Er war sich seines tollen Aussehens sicherlich bewusst. Aber daran wollte Gloria jetzt nicht denken. Kirt legte den Kopf schmunzelnd zur Seite – das war so seine Eigenart. »Wann soll denn die Spritztour stattfinden?« »Morgen!« »Morgen? Wieso denn so eilig?«
Gloria wurde ernst und Kirt merkte, dass es ihr um etwas Wichtiges ging. Sie zögerte. Wie viel konnte sie von ihrem Vorhaben preisgeben, ohne dass er nach etwas fragte, das sie nicht zu beantworten wusste? »Darf ich dich um einen Gefallen bitten?« Er sah sie erwartungsvoll an. »Kommt drauf an.« Sie druckste erneut herum und fuhr fort: »Wenn ich dich darum bitten würde, mich morgen überall hinzufahren, egal wohin – würdest du mich mitnehmen?« Kirt zog die Stirn kraus und betrachtete sie skeptisch. »Warum machst du´s so spannend? Sag´ mir doch einfach, wo du hin willst und ich sage dir, ob ich es mache oder nicht.« Super – da hatte sie es schon: Wie sollte Gloria ihm erklären, dass sie noch gar nicht wusste , wohin…? »Ich gehe davon aus, dass es keine weiten Strecken sind. Zumindest nicht außerhalb von Düsseldorf.« Gloria dachte kurz nach. Wieso eigentlich? – Wie konnte sie überhaupt sichergehen, dass dieser selbstmörderische Kerl nicht in irgendeine andere Stadt fahren würde? Letztlich stürzten sich ja auch viele Selbstmörder von ICE-Brücken. Gloria hing ihren Gedanken kurz nach.
»Das Ding ist – ich weiß noch gar nicht genau, wo du mich hinfahren sollst. Wir müssten jemandem hinterherfahren.« Kirt beäugte sie kritisch. »Wird das wieder so eine Aktion wie neulich, als du mitten in der Nacht zu Fuß nach Flingern bist?« Gloria holte tief Luft. Sie hatte schon ganz vergessen, dass er sie eine längere Zeit beobachtet hatte! Gloria blickte ihn ernst an. »Machst du´s oder machst du´s nicht?!« Er überlegte
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