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Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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Gloria ernst an, als er antwortete. »Nein, wir bleiben natürlich.« Er setzte sich langsam wieder hin und schaute Gloria fortwährend in die Augen. Sie blickte ihn wütend an und schaute zur Kellnerin, die sie wahrscheinlich für übergeschnappt hielt. Gloria setzte sich wieder und verschränkte die Arme voreinander. Ihr Plan war weniger gut aufgegangen, als gedacht.
    Schweigen. Er lachte sie nicht mehr aus und Gloria funkelte Kirt noch immer böse an, sobald er es wagte, ihr in die Augen zu sehen. Doch lange wehrte diese Stille nicht: Je böser sich Gloria gab, desto mehr musste Kirt plötzlich wieder grinsen. Sie glaubte sogar zu sehen, dass er sich Mühe gab, ernst zu bleiben, aber irgendwann musste er wieder lachen. »Hey, ist schon gut. Ich fahr´ dich da morgen hin.« Er konnte sich kaum mehr einkriegen. Zu komisch fand er ihre ernste Maske. Kirt gab der Bedienung zu verstehen, dass sie die Rechnung bringen sollte und nachdem er bezahlt hatte, gingen sie zur Promenade. Er hielt die Tüte mit ihren Klamotten in der Hand und sah sie belustigt an.
    »Hey…« Er lächelte. »Ich fahre dich morgen, wohin du willst, okay?« Gloria wirkte sauer über die Art, wie er sie auslotete – egal, wie nett er sich jetzt wieder einschleimen würde. »Ach, jetzt krieg´ dich mal wieder ein, ja?« Gloria sah ihn kurz an. Was sollte sie schon anderes machen, als kleinbeigeben? Sie war schließlich tatsächlich auf ihn angewiesen. – Zumindest, was die Fahrerei betraf. Gloria funkelte ihn ein letztes Mal böse an. »Sei nur froh, dass mir meine Eltern einen Funken Anstand beigebracht haben! – Sonst hätte ich dir für die Aktion schon wieder eine runtergehauen!« Kirt sah sie kühn an. »Deine Eltern haben dir anscheinend nicht genug Anstand mitgegeben. Anders kann man deine Aggressionen ja wohl kaum erklären.«
    Er neckte sie und legte kurz seine Hand auf ihren Rücken, die er jedoch augenblicklich wieder fortzog. Trotzdem war es Gloria nicht entgangen… Sie gingen die Promenade entlang und redeten über die Film-Premiere. Wie sie allerdings in das Kino gelangen wollten, bei dem es eine namentliche Gästeliste gab, verriet er ihr nicht. Alles in allem war ihr dieser Kerl ein Rätsel.
    Aber jetzt, wo sie einfach nur nebeneinander herliefen und sich unterhielten, mochte Gloria ihn wieder leiden. Zugegeben – er konnte arrogant sein. Doch die kurze Handbewegung von eben machte so einiges wieder wett. Denn im Grunde hatte Kirt sie beinahe in den Arm genommen. Ganz so schlecht konnte er es nun wirklich nicht mit ihr meinen. Wäre er nicht, würde sie heute immer noch den Tag vergammeln, Hunger haben und sich ernsthaft überlegen, ob es nicht besser war, nach Hause zu fahren. Aber durch ihn besaß Gloria einen sicheren Schlafplatz, eine warme Mahlzeit im Magen und sogar neue Klamotten. Letztlich hatte das Geld ohnehin ihr gehört. Aber das erklärte Kirt ihr an der Kasse ja unspektakulär mit dem einfachen Wörtchen ‹Quitt›!
     

7 Kleider machen Leute
    Kirt und Gloria bogen in eine Gasse ein, überquerten den Rhein und liefen die endlos lange Straße entlang bis nach Lörick. Der Weg zog sich. »Wo sind wir hier?« »Da vorne ist ein Campingplatz.« Gloria überlegte, was sie dort zu suchen hatten, aber sie schluckte diese Frage einfach hinunter. Mit Sicherheit würde er gleich von selbst mit der Sprache herausrücken. Kirt ging zielstrebig auf einen Gebäudepart zu, während Gloria ihm folgte. Er öffnete eine breite Tür und ließ ihr den Vortritt: Hier befanden sie sich im Sanitärbereich.
    Ein Mann mit Bierbauch schleppte gerade einen Kanister Wasser an ihnen vorbei. Die Tür fiel hinter ihm zu und sie waren allein. »Du kannst deine dreckige Wäsche waschen. Entweder direkt mit der Hand«, er zeigte auf eines der Waschbecken, »oder du stopfst alles in die Waschmaschine.« Salons mit Trocknern und Co gab es in der Innenstadt auch. Aber die paar Kröten, die Gloria besaß, waren bislang in etwas Essbarem deutlich besser angelegt! »Na, dann verschwinde«, sie machte eine abwendende Handbewegung wie bei einem Hund. »Kusch, kusch!« Kirt schlug lachend mit der Handfläche gegen den Türrahmen und verließ den Waschraum. In der Tat erschien es gut, dass sie hier eine Gelegenheit hatte, ihre Unterwäsche zu säubern.
    Als Gloria fertig war, überlegte sie, wo sie mit den nassen Klamotten hinsollte. Sie verließ den Raum und fand Kirt auf einem Steinmäuerchen sitzen. Es war herrlich warm. In der Sonne würde ihre Wäsche

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