Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
Vom Netzwerk:
oben.« Sie sah ihm in seine blauen Augen und er nickte ihr noch einmal zu, bevor er plötzlich im Gewühl der Leute verschwand. Gloria starrte ihm hinterher, doch er war innerhalb weniger Augenblicke zwischen den vielen Menschen verschwunden. Sie bog also in die linke Ganghälfte ein und lief langsam zur Treppe. Die Personen, die sich um sie drängten, waren ähnlich hübsch gekleidet wie sie selbst und Gloria fragte sich, warum Kirt sie allein losschickte.
    Sie schritt die Treppe hinauf und sah einen Herrn im grauen Anzug, der eine Liste in der Hand hielt und den Leuten Einlass gewährte. Aber bevor er dies tat, suchten seine Augen kritisch auf der Liste nach dem richtigen Namen. In Gloria stieg die Nervosität. Was, wenn Kirt nicht rechtzeitig auftauchte? – Noch war von ihm keine Spur zu sehen. Die Leute vor ihr lichteten sich und nach nur zwei Pärchen würde sie an der Reihe sein… Gloria trat auf der Stelle und überlegte, was sie antworten sollte, wenn sie nach ihrem Namen gefragt wurde. Hinter ihr standen noch weitere Gäste und Gloria wurde plötzlich so nervös, dass sie gerade die Reihe verlassen wollte – als sie ihren Augen nicht traute: Kirt stand verdeckt hinter dem Herrn, der die Liste in der Hand hielt. Wohl bemerkt – er stand bereits hinter ihm!
    Gloria sah Kirt verdutzt an, als sie der strenge Herr begrüßte und nach ihrem Namen fragte. Sie wollte gerade »Gloria Truhst« antworten, als Kirt hinter dem Herrn in den Vordergrund trat und Gloria aufs Herzlichste begrüßte. Er faselte irgendetwas – und hörte sich enorm kompetent an, als er sich an den Ordner wandte: »Entschuldigen Sie… Sie werden Frau Truhst auf Ihrer Liste nicht finden. Es tut mir leid, dass Herr Petersen seine Nichte nicht frühzeitig ankündigte. Bitte versichern Sie sich persönlich bei ihm!« Kirt klang überzeugend – bestimmend – mächtig!
    Der Mann wusste nicht, wie er reagieren sollte, als Kirt bereits fortfuhr: »Darf ich Herrn Petersen kurz zu Ihnen bringen? Er wird seine Nichte mit Sicherheit gerne empfangen.« Der Ordner wirkte streng, allerdings trieb ihm die wartende Gesellschaft Schweißperlen auf die Stirn. Als Kirt merkte, dass er zunächst die anderen Personen kontrollieren wollte, nahm er ihn mit seinem bitterbösen Blick knapp zur Seite. Gloria verstand nicht, was er ihm sagte, aber es schien, als würde sie sich selbst dargestellt sehen. – Bis vor einigen Tagen war Kirt ihr nicht geheuer gewesen und jetzt, da Gloria seine Art gegenüber diesem Herrn erneut sah, dämmte es ihre Schmetterlinge! Doch der Mann gewährte ihr nach kurzem Zögern den Zutritt und sie ging an Kirts Seite durch den Gang hindurch zum festlich geschmückten Saal.
    Die gesamte Szene hatte höchstens eine halbe Minute gedauert und Kirt wirkte so kompetent und überzeugend, dass Gloria ihn nicht für denselben gehalten hatte, dem sie neulich noch eine Ohrfeige verpasste. Die Art und Weise, sich zu artikulieren und allein der Anzug offerierten Kirt einen Stellenwert, den man weder einschätzen, noch erfragen wollte. Wie viele Rollen spielte er? An wen war sie da geraten und warum war Kirt eigentlich so schnell vor ihr in diesem Saal gewesen?
    Gloria funkelte ihn von der Seite an. Er rechnete wahrscheinlich damit, gefragt zu werden, wie er das eingefädelt hatte. Aber sie war sich sicher, dass er es ihr ohnehin nicht verriet. Kirt besaß so seine eigene Art, Spielchen zu spielen und er beeindruckte damit nicht nur sie. Er konnte einen mit seinem Blick regelrecht durchbohren und wenn er das tat, hatte es etwas Anmutiges – oder je nach dem, aus welchem Blickwinkel man es betrachtete – etwas Bedrohliches! Genau dies war der Grund, weshalb der Ordner kein großes Aufsehen erregen wollte und er Gloria gewähren ließ. Sie war sich sicher, dass dieser Türsteher jemanden im hohen Bogen herauswerfen konnte. Doch er hatte es nicht getan und das war der springende Punkt! Dabei fiel ihr auf – Kirt selbst wurde gar nicht nach seinem Namen gefragt?!
    Sie blieben an einem schmalen Tisch inmitten des Raumes stehen. Gloria sah Kirt mit gekünsteltem Blick an. Eines stand fest: Sie würde dieses Spielchen an dieser Stelle nicht mitspielen. Anstatt ihm Beifall zu klatschen, sah sie ihn provokant an und wartete ab. Kirt schaute ihr selbstbewusst in die Augen. Doch dieses Mal ließ Gloria sich nicht aus der Reserve locken und – man sollte es kaum glauben – er war der Erste, der den vehementen Blickkontakt schließlich unterbrach. Sie

Weitere Kostenlose Bücher