Zerwüteter Pakt (German Edition)
erklang ein zweites Mal und nun öffnete sich das schwere Tor erneut. Anstelle von Musik erklangen plötzlich die Stimmen aller Hexen und Teufelsgefährten mit einem dunklen Ton. Glorias Nackenhaare stellten sich auf. Eine Gänsehaut jagte ihr über den Körper. Es erinnerte sie an einen Stadionbesuch, bei dem tausende Zuschauer gemeinsam sangen. Doch das war nichts im Vergleich zu dieser… Hymne! Der Ton wurde immer heller und plötzlich war es soweit: Arsenjo trat durch das schwere Tor, das hinter ihm lautstark ins Schloss fiel!
Gloria starrte gebannt auf seine Erscheinung. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Langsam schritt er den Gang bis zur Bühne entlang; sein Blick stolz, seine Ausstrahlung königlich! Gloria durchfuhr plötzlich bittere Angst. Allein bei dem Gedanken daran, dass auch sie während dieser Zeremonie von allen tausenden Teufelsdienern angestarrt werden würde, bekam sie weiche Knie. Arsenjo trat auf die steinerne Erhöhung und drehte sich mehrfach um die eigene Achse, so dass man ihn rundherum jubelnd begrüßen konnte. Doch nach einer einzigen Handbewegung verstummte die Masse plötzlich – und die Art, wie respektvoll sich das Schweigen ausbreitete, ließ Gloria staunen.
Arsenjo stand inmitten der Bühne und hielt inne. Es fühlte sich an wie die Ruhe vor dem Sturm… Und als seine Stimme erklang, jagte es Gloria erneut einen Schauer über den Rücken. Erhaben richtete er seine Worte der Begrüßung an die Hexen und Gefährten. Seine Stimme klang herrschaftlich und irgendwie unheimlich…
»So heiße ich euch willkommen, meine treuen Untertanen.« Glorias Blick wanderte durch die Halle. Frauen wie Männer klebten Arsenjo regelrecht an den Lippen, der kraftvoll seine Rede schmückte. Er sprach von den Geschehnissen des letzten Jahres und kam nach fast zehn Minuten zum Ende seiner Begrüßung. Arsenjos Stimme erklang lautstark in der Halle: »Ein jeder sei sich seiner Pflicht bewusst! Wer sich meiner nicht würdig erwiesen hat, erhält zur jährlichen Teufelsfeier sein Urteil. So forder´ ich gleich zu Beginn unserer Zeremonie all jene Hexen und Diener auf, in unsere Mitte zu treten!«
Geschockt sah Gloria zu Arsenjo, der mit einer ausschweifenden Handbewegung seinen Zorn verdeutlichte. Seine Augen glitten eiskalt durch die Menge und es dauerte nicht lange, bis drei Hexen und ein Teufelsgefährte in Begleitung eines starken Mannes den Altar betraten. Eines schien klar: Diese Leute kamen nicht freiwillig nach vorn.
Arsenjo würdigte sie keines Blickes. Stattdessen ertönte lautstark seine Stimme: »So rufet euch stets vor Augen, warum ihr einst den Schwur der roten Flamme gabt! Ihr alle leistetet gute Arbeit in diesem Jahr.« Ernst und dominant fegten seine Worte durch die Massen, als er fortfuhr: »Doch nur zwei Neuzugänge dürfen wir an dem heutigen Abend willkommen heißen. So frage ich euch… Warum dies?« Während er seine Rede fortsetzte, reihten sich die vier Personen hinter Arsenjo auf. Und plötzlich bemerkte Gloria auch den kleinen, weißen Hund am Rand der Bühne, den sie schon bei den beiden letzten Malen gesehen hatte. Er saß neben einem hölzernen Pranger…
Glorias Augen blieben skeptisch daran haften. Es sah aus wie im Mittelalter: In der Mitte musste man den Kopf hindurchstecken und seitlich die Hände. Doch weshalb stand so ein Ding auf dieser Bühne? Arsenjo sprach bestimmt noch fünf Minuten lang, ehe er sich zu den vier Personen umdrehte. Eine der drei Frauen schien besonders viel Angst zu haben. Sie fiel plötzlich vor Arsenjo auf die Knie und flehte um Gnade, doch er schritt an ihr vorüber. In der Halle herrschte vollkommene Stille. Nur das Flehen der Frau ertönte und als Arsenjo ihr Einhalt gebot, verstarb selbst ihre Stimme. Der Mann, der die vier Personen eben noch nach vorn gebracht hatte, erschien mit einem glühenden Brandeisen und überreichte es Arsenjo feierlich.
Die Hexe auf der Bühne wimmerte und nun sollte Glorias Frage nach dem Pranger beantwortet werden: Arsenjos Augen fixierten nacheinander die vier angeklagten Diener. Gloria schaute furchtsam zu, als Melina plötzlich neben ihr Platz nahm und ihr ins Ohr flüsterte: »Geschieht denen recht! Die haben ihre Dienste verweigert.« Erschrocken sah Gloria Melina an. »Was passiert mit ihnen?« Melinas Augen hafteten auf Arsenjo, der um die vier Diener herumschritt. Dabei flüsterte sie Gloria leise ins Ohr. »Sie werden ausgestoßen.«
Gloria starrte wie gebannt auf die flehende Hexe. Doch es lag
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