Zerwüteter Pakt (German Edition)

auf der Hand, dass Arsenjo niemals Gnade walten ließ. – Das hatte selbst Gloria schon gelernt. Plötzlich schrie eine männliche Stimme aus der Masse: »Verdamme sie!« Ein anderer schloss sich an und brüllte: »Zur Hölle mit ihnen!« Ein leises Lachen fuhr Arsenjo aus der Kehle, als er wie ein Raubtier um die vier Angeklagten herumging. Furchtsam sahen die drei Hexen und der Gefährte ihn an, als Arsenjo plötzlich stehen blieb; genau vor der Frau, die ihn eben noch anflehte. Tränen traten in ihre Augen. Genüsslich schritt Arsenjo wieder voran und nun blieb er vor dem Teufelsgefährten stehen. Er fixierte ihn und ergriff das Wort: »So sollst du der Erste sein!«
    Der Mann schaute Arsenjo stumm an. Auch er hatte Angst und Gloria fragte sich, was ihm bevorstand. Der Herr, der eben noch das Eisen an Arsenjo überreichte, griff sich den angeklagten Teufelsgefährten und führte ihn zu dem Pranger. Die Masse um sie herum wurde immer lauter. Hetzende Sprüche und jubelnde Schreie schrillten durch die Halle. Die Stimmung kam Gloria ketzerisch vor. – Ein Hexenkessel im wahrsten Sinne des Wortes! Sollten diese vier Personen etwa hingerichtet werden? Angstvoll wandte sich Gloria an Melina: »Bringt er ihn um?« Melina schüttelte den Kopf und Gloria atmete auf. Doch dann erklärte Melina: »Schlimmer.« Entsetzt blickte Gloria sie an. »Was?« »Er brandmarkt sie zu Parasiten.«
    Atemlos starrte Gloria sie an. Parasiten … Kirt hatte ihr davon berichtet. Doch er wusste nichts Genaues. Erschrocken wanderten Glorias Augen durch die Halle. Die meisten schrien gehässig auf die Angeklagten nieder, doch sie fand auch Augenpaare, die genauso furchtsam die Szenerie beobachteten wie Gloria selbst. Wie gebannt starrte sie wieder zu Arsenjo. Der Angeklagte wurde mit dem Kopf zwischen die Holzblöcke des Prangers gespannt; seine Handgelenke ebenso. Mit einem knallenden Geräusch fielen die Blöcke aufeinander. Das Bild war schauerlich. Gloria fühlte sich zurückversetzt in eine andere Zeit.
    Panik stand in dem Gesicht des Teufelsgefährten, doch sein Schicksal schien besiegelt! Arsenjo hielt das Eisen in die Glut des Feuers. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er es glühend herausholte. Panisch flehte nun auch der Angeklagte, doch Arsenjos Augen ließen keine Hoffnung auf Mitleid. Der Schrei war markerschütternd, als Arsenjo ihm langsam und qualvoll das Brandeisen direkt auf die Stirn drückte!
    Panisches Flehen, Todesschreie! Sekunden vergingen wie Minuten. Gloria hielt sich erschüttert die Hand vor den Mund. Tränen standen ihr in den Augen. Es war genau jener Moment, der ihr verdeutlichte, wie grausam Arsenjo sein konnte! Das Gesicht des Angeklagten glühte und Gloria schloss sich Melina an – dies war schlimmer als der Tod! Der Angeklagte schrie derart qualvoll, dass Gloria am liebsten aufgesprungen und ihm zur Hilfe geeilt wäre. Doch sie wusste – in dieser Gesellschaft war sich jeder selbst der nächste. Das Leid war offensichtlich; Mitleid existierte hingegen nicht.
    Arsenjo löste das Brandeisen. Blut lief dem Teufelsgefährten übers Gesicht. Entstellt hing sein Kopf in dem Pranger. Es war ein derart grausamer Anblick, dass Gloria sich abwandte. Tränen flossen über ihre Wangen, die sie rasch fortwischte. Melina schaute sie an, doch sie kommentierte Glorias Entsetzen nicht. Gloria glaubte, selbst in ihrem Gesicht Angst zu sehen. Die Schreie des Mannes schrillten noch immer durch die Halle. Der Pranger wurde geöffnet und man trug ihn hinaus – direkt an dem Sofa vorbei, auf dem Melina und Gloria saßen. Ein blutiges ‹A› prangte auf der Stirn und es gehörte nicht viel Fantasie dazu, um zu wissen, für was dieses Zeichen stand.
    Arsenjos Blick wanderte zu den verbliebenen drei Angeklagten, die furchtsam zu schreien begannen. Es war schrecklich: Eine nach der anderen wurde gewaltsam zum Pranger gezerrt. Sie wurden gebrandmarkt und anschließend fortgeschafft. Doch Gloria hatte kein zweites Mal hingesehen. Die Schreie schrillten in ihren Ohren. Etwas derart Furchtbares hatte sie zu dieser Feier nicht erwartet! Gloria wirkte so erschrocken, dass sie völlig vergaß, selbst auch noch zum Mittelpunkt auf dieser Bühne zu werden. Arsenjo legte das Eisen beiseite. Das Blut auf dem Steinboden wurde nicht fortgewischt. Stattdessen wuselte das weiße Hundevieh zu der Lache und begann, die rote Pfütze aufzulecken! Gloria wurde speiübel. Sie konzentrierte sich ernsthaft darauf, nicht kotzen zu müssen.