Zerwüteter Pakt (German Edition)
nicht vorsichtig genug war!« Magnus grinste und erklärte Melina: »Thorgret entschied sich, einen neuen Engel in seine Ränge aufzunehmen.« »Und?« Arsenjo ließ es sich nicht nehmen, persönlich zu erzählen, wie er den damaligen Schlagabtausch gewann.
»Margaretha von Waldeck sollte ein Todesengel werden. Doch mein treuer Freund Magnus kam Thorgret zuvor. Ehe Atume und Thorgret das süße Ding auf ihre Seite einschwören konnten, war ich zur Stelle!« Melina verstand noch immer nicht, was sich zugetragen hatte; also schloss Arsenjo seine Rede: »Jammerschade, dass sie einen so stolzen Charakter besaß… Als Hexe hätte sie einem langen Leben entgegengesehen, doch wer den Teufelsdienst ablehnt, empfängt keine Gnade!« Melina schaute in zwei eiskalte Gesichter. Nun verstand sie. Kleinlaut hakte sie nach: »Das heißt, ehe sie den Segen zum Todesengel empfangen konnte, brachtet ihr sie um?« Noch während Melinas Rede schweifte ihr Blick zu Magnus. Die Kälte, mit der Magnus sie fixierte, ließ sie frösteln. »Hast du sie umgebracht?« Magnus sah sie ernst an.
Er war der älteste und beste Teufelsgefährte, den es je gegeben hatte. Was erwartete sie also? Doch Melina verschlug es plötzlich die Sprache. Dass Magnus ein Auge auf sie geworfen hatte, gefiel ihr. Aber nun flößte ihr seine Unberechenbarkeit Respekt ein. »Ein irdisches Leben darf nicht von der Hand eines zwischenirdischen Wesens ausgelöscht werden!« Magnus wartete grinsend darauf, dass Melina die Zusammenhänge verstand.
»Das heißt, ihr Tod war von euch beschlossen… Doch gestorben ist sie durch die Hand eines anderen Menschen, auf den du dich zuvor eingeschworen hast?« Magnus´ Miene stellte klar, dass Melina mit ihrer Aussage richtig lag. Und obwohl sie sich nichts anmerken lassen wollte, schauderte es Melina. Ihr Blick wanderte demütig von Magnus zu Arsenjo.
»Darf ich mich noch einer neuen Aufgabe widmen oder kann ich gehen?« Sie schaute Arsenjo kleinlaut an. »Du kannst uns verlassen.« Melina nickte; ihr letzter Blick galt Magnus. Sie machte einen kleinen Knicks und verschwand. Die Tür fiel ins Schloss, Arsenjo und Magnus waren allein. Eine trügerische Stille kehrte ein und die Ernsthaftigkeit, die sich zuletzt gebildet hatte, blieb bestehen. Arsenjos Frage, ob Magnus sich an Margaretha erinnerte, zielte auf einen Hintergrund ab, von dem nur sie beide wussten:
Der Kodex zwischen Arsenjo und Magnus!
21 Der Kodex
Arsenjo strich mit dem Zeigefinger über die Glut im Kamin. Seine Augen funkelten gefährlich. In seinem Rücken – Magnus, dessen Miene eingefroren wirkte. Keiner von beiden sagte ein Wort. Schließlich drehte sich Arsenjo zu Magnus um; erhaben und finster. Magnus sah ihn selbstbewusst an.
Was den Teufel mit seinem treuesten Diener verband, war mehr als der Schwur der roten Flamme. – Es war ein eigens von Arsenjo erlassenes Gesetz, das Magnus davor bewahrte, altern zu müssen! Keinem Wesen der Zwischenwelt war diese Ehre je zuteil geworden. Doch Arsenjo wäre nicht der Teufel persönlich, wenn er sich diese Großzügigkeit nichts kosten ließe. Seine Augen formten sich zu Schlitzen. Langsam schritt er auf Magnus zu, der sich fast schon ebenbürtig zu seinem Herrn fühlte. Mit kalten Augen sah Magnus Arsenjo an, als dieser das Wort ergriff:
»Arsen, das Teufelsgift für die Menschen… Es war der erste Akt, den du vollbrachtest.« Arsenjo machte eine Pause, ehe er weitersprach: »Margaretha, der dem Tod geweihte Todesengel – der zweite Akt.« Magnus´ Augen ruhten auf Arsenjos, dessen Stimme finster erklang: »Ich denke, es wird Zeit für einen dritten Akt deiner Treue… als Beweis für unser Abkommen!«
Arsenjo schmunzelte. Seine Miene erhellte sich und er trat erneut zu dem Roulett, das uralt und edel im Licht des Kaminfeuers glänzte. Er nahm die Kugel zwischen Daumen und Zeigefinger, spähte Magnus grinsend an und ließ sie niederfallen, während sein Blick auf Magnus haften blieb. Die Kugel tanzte fast lautlos über ihr Ziffernblatt und nun trat Magnus neben Arsenjo, so dass beide mit gespanntem Blick das Roulett verfolgten. Die Kugel blieb auf der Neunzehn stehen und Arsenjo begann finster zu lachen.
»Die Neunzehn…« Er hielt inne und schaute Magnus fragend an. »Welchen Kalendertag zählt die Menschenwelt am heutigen Tage?« – Es war eine rein rhetorische Frage, denn Arsenjo wusste selbst, dass die Mitternacht vor wenigen Stunden den 18. April eingeläutet hatte. Arsenjo wartete Magnus´ Antwort
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