Zerwüteter Pakt (German Edition)
überrascht.
»Ja, und wie sah es in der Wohnung aus? Ich meine, ich erwarte nicht, dass meine Mieter die ordentlichsten Menschen der Welt sind.« Gloria nickte. Schnell legte sie sich die nächste Aussage parat: »Davon rede ich nicht. Aber ich denke, dass der Zustand der Küche und der des Bads irreparabel sind.« Gloria bekam plötzlich einen hochroten Kopf. Schnell verabschiedete sie sich und noch während Gloria um die Straßenecke bog, erschien Melina neben ihr. »Mein Gott, kannst du schlecht lügen!« Böse blickte Gloria sie an. »Ich frag´ mich, was das Ganze soll!« Melina grinste… »Das wirst du schon noch sehen.« Sie lachte plötzlich los und verschwand in die Seelenwelt.
Ebenso als Seele – nur an einem vollkommen anderen Fleckchen Erde – reiste auch Kirt durch die zwischenirdische Welt. Er glitt in die Tiefen des Ozeans, dicht gefolgt von einer zweiten Seele. Gemeinsam sanken sie durch den Mittelatlantischen Rücken zum Garten Eden und fanden schließlich den Eingang in jene Höhle, die Atume Kirt vor kurzem gezeigt hatte. »Wir müssen hier entlang.« Kirt nahm seine menschenähnliche Engelsgestalt an und schritt in die dunkle Höhle, als neben ihm die andere Seele Gestalt annahm: Maribell. Sie antwortete lächelnd. »Ich kenne den Eingang. Immerhin bin ich oft genug hier gewesen.« Kirt schmunzelte. »Deswegen hoffe ich auf deine Hilfe. Wenn sich jemand auf diesem Hof der Prophezeiungen auskennt, dann du!«
Maribell nickte zustimmend. Sie tasteten sich durch dunkle Felswände, die klamm und dunkel über sie emporragten. Kirt ging voraus, während sich Maribell ihm dicht anschloss. »Was genau hat Atume zu dir gesagt?« »Sie erklärte die drei Weisheiten, auf die es ankommt.« »Und hat sie ein Wörtchen über Gloria verloren?« Kirt hielt inne und drehte sich zu Maribell. »Leider nicht.« »Mmh…« Maribell ging an Kirt vorbei und erreichte kurze Zeit später den Ausgang.
Sie atmete die kalte, klare Luft tief ein. »Ich war schon lange nicht mehr hier.« Kirt ließ seinen Blick über die riesige Lichtung schweifen. »Ich habe mir schon die Inschriften verschiedener Steine angesehen. Aber wie sollen wir nur die richtige Prophezeiung finden, wenn wir die Zukunft selbst nicht kennen?« Ratlos schaute Kirt seine Großmutter an, die auf die Wiese trat. Es schien, als sei sie ganz in ihrem Element.
»Pass´ auf… Als ich für dich nach einer Weissagung gesucht habe, stand ich genauso ratlos da. Aber mit der Zeit fand ich eine Strategie.« Kirt lachte. »Und die wäre?« Maribell sah Kirt eindringlich an. »Welche Worte schießen dir in den Kopf, wenn du an Gloria denkst?« Kirt zog die Augenbrauen hoch und überlegte. »Na ja… Sie ist hübsch und ich mag´s, wenn…« Maribell unterbrach ihn sofort: »Nein, das meine ich nicht! Konzentrier´ dich doch mal auf eure gemeinsame Zukunft… Oder besser noch: Woran denkst du, wenn du über Glorias alleinige Zukunft grübelst?«
Kirt trat einen Schritt beiseite. »Woher soll ich das wissen? Ich bin doch kein Wahrsager!« Mit säuerlicher Miene taxierte er Maribell, die ihn verärgert anging: »Jetzt reiß´ dich zusammen. Welche Worte schießen dir in den Kopf, wenn du daran denkst, was passieren könnte? Worüber habt ihr geredet, wenn ihr euch traft? Wovor hat Gloria Angst? Welche Träume und Ziele hat sie?« Kirt schmunzelte. »Na, dass wir zusammen sein können. Davon redet sie fast immer. Genauso wie ich hat sie Angst, unsere Beziehung zu verlieren.«
Maribell nickte nachdenklich. »Ich denke, um dieses Thema muss es auf einer der vielen Steintafeln gehen. Immerhin dreht sich bei euch beiden alles darum, einer gemeinsamen Zukunft entgegenblicken zu können. Ihr wart bislang stets unterschiedlicher Natur. Erst war sie ein Mensch und du ein geächtetes, zwischenweltliches Wesen. Nun ist sie eine Hexe und du wieder ein waschechter Erzengel. Herzlichen Glückwunsch übrigens noch.« Maribell lächelte und nun gab sich Kirt Mühe, über weitere Themen nachzudenken, die Gloria während ihrer Treffen anstieß.
»Ich glaube, sie würde insgeheim gerne ein Engel sein…« Er schaute Maribell unsicher an. Sie nickte. »Darüber habe ich auch schon nachgedacht.« Kirt unterbrach seine Großmutter: »Aber das wird nie funktionieren. Sie hat den Schwur der roten Flamme geleistet. Einmal Hexe, immer Hexe. Noch nie in der Geschichte aller Welten hat es ein Wesen gegeben, das die Fronten wechselte. Ich wüsste auch gar nicht, wie!«
Atemlos blickte
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