Zerwüteter Pakt (German Edition)
allem an seine Schwester. »Hast du dich jemals von ihnen verabschiedet?« Maribells Stimme klang zart und ruhig. »Ja…« Kirt schmunzelte. »Aber bei Srina fiel es mir sehr schwer. Manchmal habe ich überlegt, einfach zu ihr zu schwimmen. Ich würde sie gerne wiedersehen.« »Sie wird schon sehr alt sein.« Ja…« Maribell seufzte. »Ich kann dich gut verstehen. Aber trotzdem solltest du das Geheimnis der Welten wahren.« Kirt nickte. »Wahrscheinlich hast du Recht. Immerhin bin ich in der gesamten Zeit nicht einmal halb so viel gealtert wie sie.« Maribell lächelte. »Ach komm´… Du hast sie doch bestimmt schon heimlich beobachtet, oder?« Kirt grinste. Damit lag sie goldrichtig.
Maribell wirkte in sich gekehrt und ergriff nach einem langem Schweigen wieder das Wort: »Ich möchte, dass du eines weißt, Kirt.« Er schaute auf und blickte in ihre liebevollen Augen, als sie fortfuhr: »Du bist ein wunderbarer Erzengel. Und auch wenn du damals einen Fehler begangen hast… Ich habe dich deswegen nie verurteilt.« Kirt lächelte, doch Maribell war es ernst. Sie sprach augenblicklich weiter: »Ich habe nie den Glauben an dich verloren und bitte tu´ mir einen Gefallen…« Sie sah ihn eindringlich an. »Verliere ihn selbst ebenso nicht! Glaub´ an dich. Glaub´ an Gloria… an euch!«
Kirt schaute sie ernst und lange an. Dieser Moment war einer jener seltenen Augenblicke, die man nie vergaß. Maribells Lippen umspielte ein Lächeln. »Ich bin stolz auf dich, Junge.« Ihre Augen drückten die Wärme aus, die sie im Herzen trug. Kirt betrachtete seine Großmutter. Die Herzlichkeit, die sie umgab, machte sie einzigartig. Schon seit seinen Kindertagen war sie für ihn da – damals nicht anders als heute.
Kirt fiel eine Träne in ihrem Blick auf. »Lass dich mal drücken.« Er nahm sie in seine Arme. Und so hielt er Maribell eine ganze Zeit lang fest, ehe beide plötzlich lachen mussten. Maribell wischte sich gleich mehrere Tränen fort und lachte mit voller Wärme. »Du bist so erwachsen geworden. Tut mir leid, wenn ich sentimental werde.« Kirt schmunzelte und drückte sie ein zweites Mal. »Ach, Quatsch.« Es war ein wunderbarer Moment. Und auch wenn die Zeiten schwierig zu sein schienen… Kirt und Maribell mussten weiterlachen, immer lauter.
Maribell atmete schließlich tief durch und seufzte. »Lass uns gehen.« Sie erhob sich und Kirt tat es ihr nach. Das Seil ließen sie an Ort und Stelle liegen. Durch die Höhle hindurch, zurück in den Garten… bis zur Grotte. Hier verabschiedeten sie sich. Maribell wollte ohne Umwege nach Hause, während Kirt Tarido einen Besuch abstattete.
Zur gleichen Zeit trennte sich Gloria von der seelisch völlig zerrissenen Kitty. Als Gloria die zwischenirdische Welt kreuzte, traten bittere Tränen in ihre Augen. Was war sie nur für ein Mensch geworden? – Oder sollte sie besser ‹Hexe› sagen? Gloria glitt als Seele durch die Luft und sobald sie das Ende des Festlands erreichte, tauchte sie in das kühlende Meerwasser ein. Die Traurigkeit, die sie umgab, versprühte sich in alle Richtungen, so dass jegliche Seele, die ihr begegnete, auf ihre Gefühle aufmerksam wurde. Doch das war Gloria egal. Sie glitt todunglücklich durch den Ozean. Den Mittelatlantische Rücken peilte sie stets als Richtschnur an, um sich zu orientieren… Weiter und weiter… Hauptsache fort aus der menschlichen Welt.
Sie glitt an einer Wasserpflanze vorüber, als Gloria plötzlich wie aus dem Nichts Maribell entdeckte. Gloria schrie auf und Maribell drehte sich augenblicklich um. »Maribell, warte!« Gloria wechselte noch während ihrer Fortbewegung in die Gestalt eines Wasserwesens und stieß sich mit einem kräftigen Flossenschlag ab. Maribell schaute verwundert auf Gloria. »Mit dir hätte ich hier ja gar nicht gerechnet.« Sie lächelte und drückte Gloria zur Begrüßung an sich. Doch Maribell wäre kein echter Blutengel, wenn ihr Glorias Traurigkeit nicht aufgefallen wäre.
»Meine Güte, was ist denn passiert, Kind?« Gloria fiel Maribell erneut um den Hals und nun brachen alle Dämme. Sie weinte bitterlich in ihren Armen und schluchzte. Maribell hatte ihre Mühe, Gloria zu beruhigen; so bitterlich weinte sie. Und anstatt auf Gloria einzureden, ließ Maribell sich mit Gloria zusammen auf den Meeresgrund sinken und drückte sie fest an sich. Sie suchten sich einen abgelegenen Platz, um gänzlich allein zu sein. Abseits hinter einem Riff ließen sie sich nieder und Maribell beließ es dabei,
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