Zerwüteter Pakt (German Edition)
winkte ab… Kein Wunder – wo er doch auf einen heißen Tipp hin überhaupt hergekommen war. Das Ende: Kitty sollte binnen kürzester Zeit die Wohnung verlassen. Er kündigte ihr fristlos und drohte obendrein mit Konsequenzen. Dies war nicht mehr die normale Welt – mit normalen Geschehnissen und normalen Menschen! Gloria starrte fassungslos durch den dunklen Flur.
Es war vorbei! Ihr ganzes Leben… und der Wunsch, mit Kirt im Zwischenirdischen glücklich zu werden – sinnlos. Wenn der Preis, den sie dafür zahlen musste, die Seele unschuldiger Menschen war, stand Gloria genau jetzt vor der alles entscheidenden Wahl: Ihr eigenes Leben gegen das anderer Menschen!
Glorias Blick wanderte Richtung Tür, wo sich der Vermieter empört von Kitty verabschiedete. Langsam schritt Gloria ins Wohnzimmer und ging auf Kitty zu. Sie sahen sich an. Ein Moment… unwirklich; fassungslose Mienen. Was diese beiden Mädchen verband, war unendliche Traurigkeit – aus unendlich weit voneinander entfernten Gründen. Sie nahmen sich gegenseitig in den Arm und nun traten auch Gloria Tränen in die Augen. Bislang hatte sie immer gekämpft. Doch genau jetzt wollte sie aufgeben. Soweit wie heute Nacht würde sie nie wieder gehen. Und Gloria wusste – diese Entscheidung besiegelte ihr Leben… als Hexe oder Parasit; egal. Doch Kirt würde in jedem Fall für immer verschwinden.
23 Atemlos
Unerbittlich suchten Maribell und Kirt auf dem Hof der Prophezeiungen weiter. Wie automatisiert lasen sie eine Tafelinschrift nach der anderen. Das Seil, das die bereits zur Kenntnis genommene Fläche kennzeichnete, ragte weit über die Lichtung hinweg, doch nicht einmal die Hälfte aller Steintafeln war durchkämmt. Dabei gönnten sich Maribell und Kirt kaum eine Pause. Kirt fuhr sich durch die Haare und kniff müde die Augen zusammen. Die Dunkelheit zerrte an der Kraft, doch weder er noch Maribell wollten unnötig Zeit verstreichen lassen.
Einen kompletten Tag und eine Nacht suchten sie nun schon nach der richtigen Prophezeiung. Immer wieder hielt einer von beiden inne, wenn ein Text möglicherweise auf Gloria zutraf. Und dennoch glich diese Aufgabe einem wahren Geduldsspiel. Je länger Kirt über Atumes Ratschläge nachdachte, desto schwieriger gestaltete sich vor allem die Erfüllung der dritten Weisheit: Nur wenn er nicht den geringsten Zweifel hegte, den richtigen Stein zu finden, würde es ihm gelingen. Da biss sich die Katze doch selbst in den Schwanz!
»Kirt?« Maribells Rufen ließ ihn aufblicken. Sie kam müde auf ihn zu und setzte sich mit dem Rücken an einen Stein. »Lass uns für heute enden.« Kirt nickte und nahm neben seiner Großmutter Platz. »Geht es dir gut?« Sie lächelte. »Ich bin müde. Aber ansonsten ist alles in Ordnung.« Sie legte ihren Kopf an Kirts Schulter und seufzte. Beide schwiegen und Kirt dankte Maribell insgeheim für ihre aufopfernde Hilfe. In all den letzten hektischen Monaten schien es, als stünde mit einem Mal die Zeit still. Inmitten der riesigen Wiese mit den unendlich vielen Prophezeiungen fühlte man sich klein. Es hatte den Anschein als schliefe an diesem Ort tatsächlich die Zukunft und wartete nur darauf, dass man jene Ruhe in sein Inneres ließ, die dieser Ort ausstrahlte.
Maribell hatte ihren Kopf noch immer an Kirts Schulter gelegt und ließ den Blick über die dunkle Wiese schweifen. »Wir dürfen nicht aufgeben.« Kirt seufzte. »Die Nadel im Heuhaufen!« »Wir müssen das Ziel nur fest vor Augen haben.« Maribell lächelte, während Kirt sich durch die Haare fuhr. »Glaubst du wirklich, dass Gloria der roten Flamme entsagen kann?« Er schüttelte nachdenklich den Kopf und ergänzte: »Arsenjo wird sie niemals hergeben.« Maribell stimmte traurig ein. »Ja… Vielleicht hast du Recht. Aber es muss einen Grund geben, weshalb Atume dich auf diesen Ort aufmerksam machte.«
Kirt starrte traurig in die Dunkelheit. In diesem Moment überkam ihn jene Sehnsucht, die er sonst erfolgreich verdrängte: Gloria würde niemals frei sein! An ein gemeinsames Leben war unter den derzeitigen Voraussetzungen nicht zu denken. Maribell nahm plötzlich Kirts Hand. »Weißt du eigentlich, dass du für mich immer wie ein eigener Sohn warst?« Kirt sah sie überrascht an, als sie bereits weitersprach: »Ich habe dich großgezogen, als deine Mutter krank wurde.« Mit den Augen weit in der Vergangenheit dachte Maribell nach.
Kirt fühlte sich leer und traurig. Wenn er sich an seine Familie erinnerte, dachte er vor
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