Zerwüteter Pakt (German Edition)
du mir das alles?« Maribell hielt inne. »Was ich damit sagen will, ist… dass auch ich momentan keine Lösung für Kirt und dein Problem kenne. Aber in der Vergangenheit hat es immer wieder Ereignisse gegeben, die man zuvor für unmöglich hielt.« Maribell blickte Gloria ernst an, als sie fortfuhr: »Du darfst nicht aufgeben, Gloria. Denk immer daran… Der Unterschied zwischen einem Engel und einem teuflischen Wesen liegt in der Liebe. Eine Hexe ist sich stets selbst die nächste. Ein Engel aber handelt selbstlos. Auch der äußerste Feind darf dir die Sinne um diese Kenntnis nicht vernebeln!«
Gloria schüttelte erneut den Kopf. »Aber ich weiß einfach nicht mehr weiter.« Maribell strich ihr über die Haare. »Vertrau´ auf dich! Du hast ein gutes Herz.« Lange Zeit saßen Gloria und Maribell noch hinter dem Riff. Und allmählich erhellte sich Glorias Miene. Zwar heilten Maribells Worte nicht ihre Wunden – sie lösten auch nicht ihre Probleme… Doch Gloria zog aus diesem Gespräch ein anderes Fazit: Sie musste für die Beziehung zu Kirt weiterhin kämpfen – egal wie! Manchmal konnte man das Leben nicht verändern, man musste es nehmen, wie es war. Doch wie man sich seinen Schwierigkeiten gegenüberstellte, dies oblag jedem stets selbst. »Weißt du was?«
Maribell schaute Gloria verschmitzt an, als sie schon fortfuhr: »Kannst du dich noch an die alte Frau auf dem Campingplatz erinnern?« Irritiert schaute Gloria sie an. »Der Tag, an dem ich Kirts Umschlagplatz fand?« Maribell schmunzelte. »Ich habe es mir nicht nehmen lassen, dich persönlich kennen zu lernen…« Ihre Augen leuchteten, als sie ergänzte: » Ich war es, die dir den Tipp gab, in jener Gasse nach ihm zu suchen.« »Wirklich?« Gloria sah sie überrascht an. »Das warst du?« Sie dachte an damals und nun fiel auch ihr die Ähnlichkeit zwischen jener menschlichen Dame und der heutigen Meeresfrau auf.
Maribell lächelte. »Manchmal sind es die kleinen Dinge im Leben, die uns eine neue Richtung geben, nicht wahr?« Die Herzlichkeit in ihrer Stimme tröstete Gloria. Maribell verabschiedete sich schließlich, während Gloria noch lange Zeit über die Geschichte des ersten Luftwesens nachdachte. Allmählich kehrte Ruhe in ihr Inneres. In sich versunken strich sie mit den Händen über den feinen Meeressand. Sie ließ ihn durch die Finger rieseln und betrachtete den winzig aufgewirbelten Staub im Wasser, der sich gleich auf den Grund senkte.
Fernab… eine langsam tastende Bewegung… oder doch ganz nah? Zähflüssige Schlieren flossen sacht durchs Meerwasser und sanken hinter einen Gesteinsbrocken nieder. Aus Schlieren wurde ein Körper, dessen Augen über das Gestein hinweg nach unten sahen; fast hundert Meter bis zum Grund. Eine makellos glatte Klinge schob sich aus ihrem Lederschutz. Das dunkle Augenpaar ihres Besitzers spiegelte sich auf der silbernen Oberfläche… Die Klinge glänzte im fahlen Meereslicht und wurde an ihrem Griff von den Fingern einer festen Hand umschlossen.
Der Lichtpunkt der sich spiegelnden Klinge schien bis zum Boden hinab und ließ Gloria plötzlich aufblicken. Es hatte etwas Magisches… Wunderschön tanzte der Schein über den Sand. Gloria fühlte sich leicht und ruhig. Sie betrachtete den Lichtschimmer in aller Stille und genoss die Geborgenheit, die ihr dieser Ort schenkte. Friedlich und sicher hing Gloria ihren Gedanken nach. Hundert Meter über ihr – Adrenalin in den Adern jener Hand, die den Griff der Klinge noch immer fest umschloss. Es war ein Dolch. Silbern, kostbar… mit einem verschnörkelten ‹M›.
Ein schmaler Hals… sein Kehlkopf, der sich mit einem zähen Schlucken wölbte… Magnus stand die Konzentration im Gesicht. Seine Augen hatten bereits fixiert, worauf es ankam. Tief unter ihm sein Opfer – Gloria! Magnus atmete flach ein und aus. Sein Vorgehen war bis ins letzte Detail geplant. Doch nun hielt er inne. Magnus´ Mund war trocken, jegliches Gefühl blendete er aus. Ein letztes Mal fixierte er sein Ziel am Meeresgrund. Magnus wechselte in die Seelenwelt und sprang von dem Fels! Doch nun – als Seele – versprühten sich all seine Gefühle in jegliche Richtungen, unaufhaltsam, so dass Gloria instinktiv aufsah. Magnus selbst traf es wie ein Bumerang. Er konzentrierte sich erneut und peilte sein Ziel genau an. Magnus´ Schlieren fielen in einer atemberaubenden Geschwindigkeit hinab in die Tiefe!
Eine aufwirbelnde Flosse preschte plötzlich durchs Wasser… Von wem, woher? Magnus´
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