Zerwüteter Pakt (German Edition)
verlassen erschien der Vulkan. Noch nicht einmal ein einziger Teufelsdiener kreuzte Glorias Weg. Allein diese Tatsache rief ein ungutes Gefühl hervor und so spürte Gloria regelrecht, wie ihr Puls schneller wurde. Im sechseckigen Eingang angekommen, wechselte Gloria in ihre feste Hexengestalt. Sie öffnete die Tür, die den Weg zur großen Halle freigab und schritt voran. All ihre Sinne richteten sich auf einen möglichen Angriff aus. Doch niemand war hier; ungewöhnlich.
Gloria ging schnellen Schrittes den steinernen Gang entlang. Das Fackellicht warf breite Schatten voraus. Mit ungutem Gefühl peilte Gloria die Halle an, in der vor geraumer Zeit die Hexennacht stattfand. Fast utopisch erschien die Tatsache, dass damals diese Halle randvoll mit Hexen und Teufelsdienern gefüllt war. Gloria schaute sich um, als plötzlich eine tiefe Stimme direkt hinter ihr erklang:
»Wohin des Weges?« Gloria schnellte herum. Vor ihr stand ein großer, breitschultriger Teufelsgefährte. »Ähm…« Sie wusste so schnell keine Antwort, als er ihr bereits die nächste Frage vor den Latz knallte: »Was suchst du hier?« Gloria zog die Stirn in Falten. Diese Frage verstand sie nicht. Immerhin war sie eine Hexe. Doch der Kerl vor ihr sprach weiter: »Heute ist die Pirsch! Und du lungerst hier rum?« Verwirrt sah Gloria ihn an. Was zum Teufel war die Pirsch?
Selbstbewusst trat Gloria auf ihn zu. »So? Und was machst du dann hier? Du solltest besser aufpassen, was du sagst. Denn mich bestellte Arsenjo in sein Gemach. Dich … bestimmt nicht!« Der Teufelsgefährte trat skeptisch zurück. »Das kann ich ja nicht wissen.« »Ach… Dann sollte ich ihm wohl auch erzählen, dass du es nicht für nötig erachtest, dich an der Pirsch zu beteiligen!« Sie trat drohend auf ihn zu. Woher nahm sie dieses plötzliche Selbstbewusstsein? – Wahrscheinlich aus dem Hass heraus, den sie für die gesamte Sippschaft empfand; ein Hauen und Stechen! Gloria fragte sich erneut, was die Pirsch unter Hexen und Teufelsdienern wohl war, als der Typ sich umdrehte und verschwand. Sie atmete tief durch.
War Arsenjo zum heutigen Festtag am Ende gar nicht anwesend? Gloria drehte sich um die eigene Achse und schaute sich um. Einsam und verlassen stand sie in der großen Halle. Draußen im Meerwasser allerdings… konnte man peu á peu reges Treiben feststellen. – So sehr, dass Kirt und Tarido sich zurückzogen. Zwar blieben sie in der Nähe des Vulkans, doch sie wollten keine Aufmerksamkeit erregen.
»Was ist denn hier plötzlich los?« Kirt beobachtete das Treiben: Immer wieder trafen sich Teufelsdiener, die kurz darauf wieder verschwanden. Es hatte den Anschein, als gäbe es etwas umsonst, das man sich nur abholen musste… Kirt und Tarido verschanzten sich hinter einem schmalen Fels. Sie beobachteten das Treiben, als Kirt die ernste Miene seines Freundes auffiel. Er stutzte. »Was hast du?« Taridos Blick wanderte zu Kirt. Der sonst immer zu Späßen aufgelegte Engel schwieg. Kirt ahnte plötzlich, welches der Grund für Taridos Schweigen war.
Als es im vergangenen Dezember drauf ankam – in der Gefängniszelle – hatte Tarido zu ihm gehalten. Doch nach wie vor stand ein Streit zwischen ihnen, der die Freundschaft vor langer Zeit zerstörte. Echte Freunde vergaben sich… waren nicht nachtragend. Aber wahre Freunde entschuldigten sich auch… Und das hatte Kirt bislang nie getan, obgleich Tarido ohne jeden Zweifel für ihn da gewesen war. Denn den alles entscheidenden Tipp erhielt Kirt damals in der Gefängniszelle von ihm: ‹Sollst du doch zerbrechen an deiner Liebe zu so einem kleinen Mensch!›
Im ersten Moment hatte sich Kirt über diese Aussage geärgert. In Wahrheit aber verhalf Tarido ihm dazu, dem göttlichen Plan gerecht zu werden. Somit hatte Tarido neben Maribell maßgeblichen Anteil daran, dass Kirt die richtige Entscheidung traf. Bedankt hatte er sich dafür allerdings nie. Noch dazu stand nach wie vor der einstige Streit zwischen ihnen. Doch was genau hatte sich vor so langer Zeit zugetragen? Kirt räusperte sich. Verlegenheit machte sich breit. »Du, Tarido…?« Tarido sah ihn schweigend an, so dass Kirt fortfuhr: »Ich weiß, wir haben nie darüber geredet, aber…« Mit einem Mal ertönte ein lauter Knall und beide Engel fuhren überrascht herum.
Der Grund für das scheppernde Geräusch offenbarte sich nicht, wohl aber fanden ihre suchenden Blicke plötzlich zwei Gestalten. – Und zwar niemand geringeres als Magnus und Melina! Tarido
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