Zerwüteter Pakt (German Edition)
interessiert. »Das ist doch dieser Ingenieur, oder?« Kamilla stimmte lachend zu, ehe Martin rasch weitersprach: »Ja, super. Mensch, dann lern´ ich den gleich mal kennen.«
Verdutzt von der plötzlichen Selbsteinladung ihres Halbbruders legte Kamilla schließlich auf. Sie freute sich dennoch riesig, da sie ihn schon fast ein Jahr lang nicht mehr gesehen hatte. Eigentlich war Basel – dort arbeitete Martin – nicht aus der Welt, aber man traf sich letztlich äußerst selten. Melinas Plan war nahezu perfekt! Sie hätte sich am liebsten selbst beglückwünscht, so stolz wirkte sie auf ihr Hexenwerk. Das einzige, was bislang wirklich Arbeit verursacht hatte, war die Suche nach gemeinsamen Fotos von Kamilla und ihrem Halbbruder Martin. In Wahrheit war der darauf festgehaltene Kuss auf den Mund unbedeutend. – Aufgenommen auf einem Familienfest vor zwei Jahren. Die Bilder passten perfekt zur Strategie!
Während Melina sich auf die nächsten Schachzüge ihres Plans konzentrierte, lief Herr Truhst noch immer fassungslos durch die Straßen; ruh- und rastlos. In seinem Kopf drehte sich alles im Kreis. Es war furchtbar. Er fühlte sich dumm und hintergangen, ausgenutzt und regelrecht verspottet. Wüsste Gloria von dem Unglück, das sich fernab in ihrer Heimat anbahnte, hätten sich ihr die Nackenhaare aufgestellt. Doch sie ahnte nicht im Geringsten etwas von Arsenjos, beziehungsweise Melinas Plan. Fast gleichzeitig schritt auch Magnus zur Tat…
Rommerz hatte wie versprochen den eingetragenen Termin der Patientin Kitty Steinbrück gelöscht. Zwar waren ihm die rätselhaften Vorkommnisse der letzten zwei Tage mehr als suspekt, doch wenn er Gloria einen Gefallen mit der Löschung des Termins tun konnte, dann wollte er dies nicht versäumen. In Wahrheit wurde er damit zu einem von mehreren strategischen Ankerpunkten in Magnus´ Plan!
Das Wetter an diesem Tag war trist und grau. Kitty fuhr mit der U-Bahn zum Krankenhaus und lief geradewegs auf den Haupteingang zu. Die Klinik erschien riesig. Die Dame bei der Anmeldung stutzte, da sie Kittys Eintrag nicht finden konnte. Dennoch verwies man sie in das zweite Obergeschoss des Krankenhauses mit der Bitte, dort zu warten. Gesagt, getan… Kitty schlurfte die Treppen empor und betrat die Station, zu der man sie verwiesen hatte. Dort meldete sie sich erneut, aber auch hier konnte man ihren Namen in keinem der Kalender finden.
»Und Sie sind sicher, dass Sie heute einen Termin bei uns haben?« Die Frau schaute sie skeptisch an. Kitty wühlte daraufhin den Merkzettel aus der Tasche, den sie vom Krankenhaus erhalten hatte. Sie zeigte ihn vor. »Hier steht´s.« Die Frau begutachtete den Zettel und zuckte mit den Schultern. »Na gut, dann setzen Sie sich mal da hinten hin. Ich werd´ sehen, was ich tun kann.« Kitty verzog das Gesicht. Das konnte ja heiter werden.
Eigentlich hatte sie damit gerechnet, Informationen über ihre Blutwerte zu erhalten und den Arztbesuch sofort wieder zu beenden. Sie ging den Flur bis zum Ende entlang und fand eine Sitzgruppe. Genau genommen sah dieser Bereich wie ein Abstellgleis aus. Niemand war zu sehen. Sie richtete sich gerade darauf ein, den halben Tag hier zu verbringen, als nach zehn Minuten plötzlich ein Arzt um die Ecke bog! »Frau Steinbrück?« Kitty schaute auf. »Ja?« Der Mann lächelte. »Kommen Sie bitte…« Kitty nickte und stand auf. Das ging ja schneller als erwartet.
Sie folgte ihm durch zwei Türen hindurch und betrat ein modernes Büro. Der Mann zeigte mit ausgestrecktem Arm auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch, schloss die Tür und schwang sich vor seinen Computer. »Entschuldigen Sie bitte die Unannehmlichkeiten… Ein Fehler im System. In meinem Kalender ist Ihr Termin erfasst.« Er lächelte und Kitty fühlte sich bestätigt. Was sie allerdings nicht ahnte: Dies war kein Arzt, sondern einer der gefährlichsten Teufelsdiener der Zwischenwelt – Magnus!
Kittys Blick schweifte durch den Raum, während Magnus auf der Tastatur des Computers herumtippte. Wenige Sekunden später ergriff er das Wort. »Frau Steinbrück…« »Ja?« Kitty lächelte den unbekannten Mann auf der anderen Seite des Schreibtischs an. Magnus jedoch setzte eine ernste Miene auf. Er ließ einen Moment verstreichen. »Wie geht es Ihnen?« Kitty zuckte mit den Schultern. Wenn sie an den anstehenden Wohnungswechsel, ihre Jobsuche und den unbekannten Stalker dachte, stellten sich Kitty die Nackenhaare hoch. »Es geht so.« Sie gab sich Mühe zu lächeln,
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