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Zerwüteter Pakt (German Edition)

Zerwüteter Pakt (German Edition)

Titel: Zerwüteter Pakt (German Edition)
Autoren: Daria Verner
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aus der Flüssigkeit hob, blieb ihre Form erhalten. Sie reflektierte glitzernd das Licht, das auf ihre Oberfläche fiel. Behutsam balancierte Kirt die tennisballgroße Kugel zum Rand des Beckens und legte sie auf das flauschige Netz. Ganz vorsichtig hob er die Zipfel des Netzes an und raffte die Enden zusammen. Wie eine große Träne wirkte dieses Gebilde und glitzerte in der Luft. Bedächtig legte Kirt die Kelle fort und schritt mit dem zerbrechlichen Etwas in seiner Hand an dem Brunnen vorbei.
    Hohes Schilf ragte an den Seiten der Mauer empor. Die Knospen waren so schwer, dass der Halm, der sie trug, gewölbt gen Boden ragte. Kirt knotete vorsichtig die Zipfel seines Netzes um die Biegung des Schilfhalms. Seine Augen schauten traurig auf das zerbrechliche Etwas in seiner Hand. Wie eine große Träne hing es an dem Schilf herab, als sich an der Unterseite der Kugel ein violetter Tropfen bildete. Ein Augenzwinkern später fiel er schon hinab. Kirts Finger glitten vorsichtig an dem Schilf entlang, während seine Augen die sonderbare Erscheinung betrachteten. Unzählig viele dieser ‹Tränen› hingen bereits an Schilfhalmen inmitten dieses rätselhaften Ortes, der ruhiger nicht sein konnte.
    Was sich in Kirts Innerem abspielte, war schwierig auszumachen. So offen, wie Gloria meist die Gefühle auf der Stirn standen, so undurchsichtig wirkte hingegen Kirt. Seine blauen Augen ruhten auf dem schimmernden Gebilde. Doch von alledem ahnte Gloria nicht einmal im Entferntesten etwas. Ihr blieben lediglich die Erinnerungen an vergangene Tage – ein Sommer, der schöner nicht hätte sein können. Doch wenn sie heute aus dem Fenster sah, stachen Schneeflocken ins Auge. Die Kälte des Winters schien Inbegriff all ihrer Traurigkeit geworden zu sein. Und solange Gloria auch nachgrübelte… Sie kam zu keinem besseren Plan, als einen Todesengel zu suchen. Ihre selbst gewählte Mission lautete also, einen Menschen zu finden, der dem Tod folgen würde; alles nur, um die zwischenirdische Welt ausfindig zu machen… Alles nur, um ein Lebenszeichen von Kirt zu erhalten!
    Den gesamten Tag verbrachte Gloria wie geplant bei Manu. Die Zeit zusammen mit ihrer Freundin tat gut. Am späten Abend verließ sie schließlich die Wohnsiedlung, um nach Hause zu laufen. Doch kaum, dass Gloria allein war, durchfuhr sie plötzlich das Gefühl, beobachtet zu werden… Leise Angst züngelte in ihr auf. Schnellen Schrittes lief Gloria den Weg entlang, doch die Vorahnung, erneut attackiert zu werden, ließ ihr keine Ruhe! Ihr ungutes Bauchgefühl unterstrich die Angst, die mit dem sonstigen Erscheinen der roten Schrift einherging. Mehrfach drehte Gloria sich um die eigene Achse; versuchte jede Himmelsrichtung gleichzeitig im Blick zu behalten. Ihr Gefühl täuschte nicht: Es fühlte sich an wie ein siebter Sinn, der ihr einflößte, in Gefahr zu sein. Irgendjemand schien sie zu beobachten!
    Von Null auf Hundert wurde aus ihrer Angst plötzlich Panik. Gloria nahm die Beine in die Hand und rannte los. Sie kannte den Weg ganz genau und wusste, wie sehr sich dieser ziehen konnte. Trieb sie tatsächlich ein unsichtbares Wesen vor sich her oder waren es schon ihre eigenen Dämonen – eine Art Wahnvorstellung? Langsam drehte sie tatsächlich am Rad – das musste sich Gloria eingestehen. Als sie zu Hause ankam, wurde ihr bewusst, offenbar nicht mehr zwischen Wahn und Realität unterscheiden zu können, denn niemand hatte sie angegriffen.
    Gloria zog den Schlüssel aus ihrer Jackentasche und schloss die Haustür auf. Was allerdings auf sie wartete, war ein gehöriges Donnerwetter! Nichts ahnend betrat sie den Flur. Ihr Vater hatte schon die Ohren gespitzt und wartete nur darauf, dass ihm seine Tochter unter die Augen trat. Dabei wirkte er weniger erbost als nervös. Normalerweise war Herr Truhst ein Mann fester Entscheidungen; klare Ansagen, faires Miteinander – so lautete seine Devise. Doch Gloria bereitete ihm Sorgen; vor allem in den letzten Wochen seit ihrer Wiederkehr aus Düsseldorf.
    »Kommst du bitte mal rein?« Die Stimme ihres Vaters erklang aus dem Wohnzimmer. Gloria wunderte sich… »Gleich.« Sie lief nichts ahnend in die Küche, nahm sich ein Glas und goss Mineralwasser hinein. Ihr Vater konnte nichts Wichtiges haben. Sie ging ins Wohnzimmer, wo Kamilla und Herr Truhst warteten. Bereits auf den ersten Blick schien jedoch klar: Hier stimmte etwas nicht! Während Kamilla auf dem Sofa Platz genommen hatte, stand ihr Vater mit Blick Richtung Fenster
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