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Zerwüteter Pakt (German Edition)

Zerwüteter Pakt (German Edition)

Titel: Zerwüteter Pakt (German Edition)
Autoren: Daria Verner
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wieder aufnahm: »Weil ich sie in eine psychiatrische Klinik schicken wollte.« Mit sachlichem Blick hörte Kamilla ihm zu, ohne etwas auf seine Aussage zu erwidern. Plötzlich schlug Herr Truhst die Hände vor sich zusammen. »Ja Mensch, was sollte ich denn machen? Sieh sie dir mal an – jetzt spricht sie schon mit sich selbst und rennt panisch aus ihrem Zimmer, weil sie irgendetwas sieht, was gar nicht existiert. So was nennt man Wahnvorstellungen!« Herr Truhst schien außer sich und sprach weiter: »Sie ist gerade mal fünf Minuten wieder zu Hause!«
    Schweigen… Plötzliche Entschlossenheit machte sich auf seinem Gesicht breit. »Ich sehe mir dieses Spielchen jetzt lange genug an.« »Was meinst du damit?« »Ich habe eine Verantwortung für meine Tochter! Du hättest sie eben mal sehen sollen… Ich bin hinter der Tür stehen geblieben und habe gehört, wie sie in ihrem Zimmer herumfaucht, dass sich irgendjemand zeigen soll. Kamilla, sie war doch aber allein im Raum!« Stille. Kamilla dachte über seine Worte nach. Sie selbst kannte Gloria nicht gut genug, um sich eine Meinung über ihr Verhalten zu bilden. Dass seine Sorgen allerdings Berechtigung hatten, war unumstößlich. Herr Truhst griff erneut zur Wasserflasche und öffnete diese. »Ich weiß mir keinen Rat mehr.« Er zuckte mit den Achseln. »Das ist doch schon krankhaft! Wir sollten handeln.«
    Das Gespräch zwischen ihrem Vater und Kamilla bekam Gloria nicht mit. Nicht einmal im Entferntesten hatte sie gerade die Muße, sich darum zu kümmern, was andere über sie dachten. Stattdessen stierte sie durchs Zimmer, in dessen Wänden sie sich bislang immer wohlgefühlt hatte. Doch dieser Ort der Rückzugsmöglichkeit, gespickt mit lebhaften Erinnerungen an Kirt, hatte seine Ruhe verloren. Hier war sie nicht mehr sicher! Ein dunkles Wesen konnte ihr jederzeit ins Gesicht spucken… Was sollte sie nur tun? Wo sollte sie hin? Wenn sie nicht einmal mehr in ihrem eigenem Zimmer sicher war – wo dann?
    Vor lauter Panik trieb es Gloria Tränen in die Augen. Wo steckten die fürsorglichen Schutzengel, wenn es angeblich so viele gab? Warum half man ihr nicht, wenn sie von einem Dämon bedroht wurde? Ängstlich kauerte sich Gloria auf den Boden und lehnte den Rücken an eine Wand, doch nichts geschah. Sie saß eine ganze Weile so da und besaß das Gefühl, beobachtet zu werden. Insgeheim fragte sich Gloria, was schlimmer war: Zu warten, bis sie erneut angegriffen wurde oder der Angriff selbst? Sie wurde auf eine abnormale Weise gejagt!
    Es war halb acht Uhr abends, als Gloria ihren Vater rufen hörte, dass es Abendessen gab. Die Müdigkeit nach ihrer Ankunft schien seit dem Erscheinen der Schrift wie fortgewischt. Schon jetzt verspürte Gloria einen Horror vor der kommenden Nacht, denn sie wusste – selbst im Schlaf konnte sie von jenem Wesen überrascht werden! Kurzerhand lief Gloria die Treppe hinab. Sie nahm in der Küche auf einem Stuhl Platz und schaute ausdruckslos in die Augen ihres Vaters.
    »Möchtest du ein Stück Brot?« Kamilla hielt ihr den Korb vor die Nase. Dass die Stimmung mal wieder angespannt war, musste niemand mehr erwähnen… Am liebsten wäre Gloria in ihr Zimmer verschwunden, doch sie ahnte bereits, dass ihr Vater das Abendessen zur ausführlichen Berichterstattung nutzen wollte. Um lästigen Fragen aus dem Weg zu gehen, begann Gloria rasch von ihren Erlebnissen zu erzählen…
    Kamilla und Herr Truhst hörten aufmerksam zu, wie viel Freude Gloria die Arbeit im Naturzentrum bereitet hatte. Sie gab sich Mühe, regelrecht enthusiastisch von ihrem kurzen Urlaub zu berichten, so dass jeder sofort einsehen musste, wie gut ihr ein solcher Trip tat. Des lieben Friedens wegen beließ Herr Truhst es dabei, Gloria nicht – wie ursprünglich geplant – auf ihr merkwürdiges Verhalten anzusprechen. Dieses Thema würde nur wieder im Streit enden und Herr Truhst wirkte über Glorias Erzählungen so froh, dass er auf einen Themenwechsel verzichtete. In dieser Nacht lag Gloria lange wach. Sie sehnte sich nach einem Hinweis von Maribell, ganz zu schweigen von Kirt. Die Traurigkeit wuchs auf ein unerträgliches Maß; vor allem, wenn sie allein war.
    Am nächsten Morgen wurde Gloria früh wach. Der erste Blick galt den Wänden um sie herum, doch diese gaben keinen Hinweis auf geisterhaften, nächtlichen Besuch. Heute war Samstag. Dieser und der morgige Tag bildeten die letzte verbleibende Zeit, ehe sie wieder zur Schule gehen musste. Darauf freute Gloria
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