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Zerwüteter Pakt (German Edition)

Zerwüteter Pakt (German Edition)

Titel: Zerwüteter Pakt (German Edition)
Autoren: Daria Verner
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sich beileibe nicht! – Auch nicht auf die Paukerei, die für heute mit Manu vereinbart war. Im Prinzip passte der Wiedereinstieg in die Schule zeitlich sehr gut. Denn das zweite Halbjahr der elften Klasse hatte Gloria nie beendet. Kommenden Montag würde es für sie erneut starten; nur dass Gloria den Stoff nicht in ihrer alten Klasse durchnahm, sondern in dem nachgefolgten Jahrgang… Quasi war dies der beste Einstieg, um nur das fehlende zweite Halbjahr zu wiederholen.
    Draußen war es noch dunkel. Glorias Blick fand die kleine Plastiktüte aus dem Kasseler Plattenladen. Den Inhalt legte sie auf ihr Nachtschränkchen, als ihr die Postkarte auffiel, die sie von dem Typen zugesteckt bekommen hatte. Auf der Rückseite stand mit Edding der Name einer Punkrock-Band: Arsenjo. Diese Gruppe sagte ihr rein gar nichts; also legte sie die Karte beiseite und schob die gekaufte CD in den Player. Die Erinnerung an Kirt und die Zeit in der Grillhütte letzten Sommer wurden mit dieser Musik wieder lebendig…
    Wie sollte sie ihn nur finden? Wenn sich kein Schutzengel dazu bereit erklärte, sich ihr zu zeigen, musste Gloria eben nach einer anderen Lösung suchen. Vielleicht lag der Schlüssel zu ihrem Glück bei den Todesengeln! Es gab einen sehr positiven und einen recht negativen Aspekt dabei: Gloria selbst wollte eigentlich nicht sterben – das war der negative… Ihr Pluspunkt lag jedoch vor allem in der Kenntnis darüber, dass jedem Sterbenden ein Todesengel beistand. Das hieß also, sie musste jemanden finden, der im Begriff war zu sterben. Und dann würde Gloria diesen unsichtbaren Todesengel ansprechen! Dies war der einzige und letzte Plan. Doch wie sollte sie überhaupt eine sterbende Person finden?
    Je länger Gloria nachdachte, desto schwieriger gestaltete sich ihr neues Unterfangen. Was sie zusätzlich wurmte, war die Tatsache, dass sie vor rund einem halben Jahr permanent mit künftigen Todesdaten bombardiert wurde, ohne es zu wollen… Und jetzt, da sie diese Kenntnis benötigte, stocherte sie im Dunkeln. Die Welt war wirklich ungerecht. Gloria dachte an Altenheime, Krankenhäuser und sehr gefährliche Sportarten. Doch wann immer es heikel werden würde – sie käme wahrscheinlich nie nah genug an den Toten heran. Dunkler Sarkasmus machte sich in ihr breit. Gloria überlegte weiter, als ihr plötzlich die zündende Idee kam: Der einzige Mensch, der extra gerufen wurde, wenn eine Person im Sterben lag, war der Pfarrer!
    Kurzerhand beschloss Gloria, an dem morgigen Sonntag früh aufzustehen, um zur christlichen Messe zu gehen. Das hatte sie schon Ewigkeiten nicht mehr getan. Nach dem Gottesdienst würde sie den Pfarrer einfach auf ein Praktikum ansprechen… Gloria grübelte über ihren neuen Plan nach. Sie fragte sich, was Kirt gerade tat und wo er steckte. Ob er sie manchmal beobachtete?
    Dass Kirt in Wahrheit genauso viel an Gloria dachte, es ihm jedoch verwehrt war, die menschliche Welt zu betreten, davon ahnte sie nichts. Denn fern dieser irdischen Gegebenheiten saß Kirt meistens allein unter einem alten Baum inmitten wunderschöner Natur und dachte nach. Er mied die Gesellschaft zu anderen zwischenirdischen Wesen und suchte die Einsamkeit fern der menschlichen Welt. Doch zu genau jenem Zeitpunkt, als Gloria über ihren neuen Plan grübelte, besaß Kirt keine Zeit, sich seiner Sehnsucht hinzugeben. Genau wie Gloria künftig wieder ihren Schulalltag fristen musste, hatte auch er eine neue Aufgabe erhalten. Und ob er wollte oder nicht – diese galt es zu erfüllen:
    Kirt stand an einem steinernen Brunnen inmitten einer Wiese, die von hohen Bäumen umringt war. Ein Blick über Kirts Schulter zeigte eine violett schimmernde Flüssigkeit innerhalb des Brunnens. Ob es Wasser oder etwas anderes war, konnte man mit bloßem Auge nicht feststellen. Jedes Mal, wenn Kirt mit einem silberglänzenden Schöpflöffel langsame Kreise in der Flüssigkeit zog, glitzerte diese an ihrer Oberfläche. Fast schon anmutig wirkte es, wenn er die Masse vorsichtig umrührte.
    Kirts Augen fixierten das im Licht glänzende Violett. Während seine rechte Hand die Bewegung der Kelle steuerte, griff er mit der linken nach einem flauschigen Netz, das er auf dem Steinmäuerchen des Brunnens ausbreitete. Vorsichtig hob er die Kelle an. Inmitten der violetten Flüssigkeit erstrahlte plötzlich eine Art Seifenblase, die das Licht spiegelte. – Nur dass diese Seifenblase aus einem festen Material zu sein schien, denn obwohl Kirt sie mit der Kelle
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