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Zerwüteter Pakt (German Edition)

Zerwüteter Pakt (German Edition)

Titel: Zerwüteter Pakt (German Edition)
Autoren: Daria Verner
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im Raum. Obwohl Gloria nur seinen Rücken betrachten konnte, fiel ihr seine Angespanntheit sofort auf. Verdutzt blieb Gloria stehen. »Was ist denn?« Herr Truhst fuhr herum und sah seine Tochter an. – Ein Gemisch aus Angst, Sorge, Wut und Entschlossenheit. Sofort erinnerte sich Gloria an ihr sonderbares Verhalten, als sie die Schrift in ihrem Zimmer entdeckt hatte. Bislang musste sie sich dazu nicht erklären. Herr Truhst hielt sie sicher für übergeschnappt, aber das konnte doch nicht alles sein… Unschuldig blickte Gloria drein. »Was hab´ ich denn gemacht?«
    »Was du gemacht hast?« Herrn Truhsts laute Stimme hallte durch den Raum. Er merkte selbst, dass seine Tonlage heftiger erklang, als er es beabsichtigte und versuchte sich zu zügeln. Doch Gloria besaß nicht das Gefühl, als wäre ihr Vater nur sauer… Vielmehr zeichneten sich Verzweiflung und Sorge auf seinem Gesicht ab. Konnte etwas in ihrer Abwesenheit geschehen sein, von dem sie nichts ahnte? »Papa, was ist denn passiert?« Gloria sah unschuldig von Kamilla zu ihrem Vater und zurück. Herr Truhst holte tief Luft. »Warum spielst du uns noch was vor?« Gloria starrte ihren Vater an, doch ehe sie etwas antworten konnte, fuhr er bereits fort: »Mensch Gloria, es gibt für alles eine Lösung! Ist es wegen Moni? Ist es wegen Kirt? Oder wegen Kamilla und mir?« Die Stimme ihres Vaters klang verzweifelt und wütend zugleich. Doch Gloria tappte noch immer im Dunklen. »Was meinst du?«
    »Du redest mit dir selbst, hast Wahnvorstellungen, sprichst von irgendwelchen Schriften… Im Schlaf schreist du sogar. Glaubst du, wir merken nicht, wie schlecht es dir geht?« Gloria fühlte sich in ihrer Vermutung von eben bestätigt. Allerdings war ihr neu, dass sie im Schlaf schrie. Doch das allein würde ihren Vater nicht dermaßen auf Hundertachtzig bringen! Da Gloria nichts erwiderte, sprach Herr Truhst weiter: »Warum bist du schreiend aus deinem Zimmer gelaufen, als du nach Hause kamst?« Seine Augen waren fest auf Glorias geheftet. Eigentlich hatte sie gehofft, dieses Thema übergehen zu können. »Du brauchst dir wirklich keine Sorgen machen. Ich war nur etwas übermüdet.« »Du erzählst mir jetzt seit einem dreiviertel Jahr, dass es dir gut geht. Hältst du mich eigentlich für blöd?« Überrascht schaute Gloria ihren Vater an. »Was hast du plötzlich? Gestern beim Abendessen war noch alles okay.« Herrn Truhst platzte der Kragen: »Gestern beim Abendessen wusste ich auch noch nicht, dass du dich umbringen willst!«
    Seine Stimme war in ein erbostes Brüllen übergegangen, was ihm sofort leid tat, also fuhr er schnell fort: »Lass dir doch bitte helfen.« Bestürzt blickte Gloria Kamilla und ihren Vater an. »Was? Wie kommst du auf die bescheuerte Idee, dass ich mich umbringen will?« »Nenn´ mich nicht bescheuert, Fräuleinchen!« Kamilla stand plötzlich auf. »Richard…« Anscheinend versuchte sie ihn zu besänftigen, doch das war in einer solchen Situation überflüssig – so gut kannte Gloria ihren Vater.
    »Ich will nicht sterben. Wie kommst du auf so einen Mist?« Langsam wurde auch Gloria wütend. »Ach ja? Und was ist das? « Herr Truhst pfefferte die Postkarte auf den Tisch, worauf der Name der Punk-Band aus dem Kasseler CD-Laden geschrieben stand. Gloria musste widerwillig loslachen. »Das ist eine Band, Papa!« »Verkasper´ mich nicht!« Seine Tonlage hatte sich geändert. Herr Truhst wirkte noch nie so sauer auf Gloria wie in diesem Moment. »Papa, bitte… Das ist wirklich…« Er schnitt ihr das Wort ab: »Lügen, nichts als Lügen! Ich habe selbst recherchiert, was das ist.« Verdutzt schaute Gloria ihn an. Sie starrte auf die Postkarte und dachte an den schüchternen Kerl in dem Laden. Anscheinend war ihr Herr Truhst eins voraus, denn sie hatte sich bislang nicht mit diesem Begriff auseinandergesetzt; nur würde er ihr das natürlich mal wieder nicht glauben.
    »Ich habe diese Karte aus einem Plattenladen.« »Lüg´ mich nicht an!« Herr Truhst schien außer sich vor Sorge und Wut, als Kamilla plötzlich eingriff: »Richard, beruhige dich.« Dieses Szenario verstand Gloria nicht. »Jetzt klärt mich bitte mal auf, denn ich habe wirklich keine Ahnung, wie ihr darauf kommt, dass ich mir das Leben nehmen will!« Die Lage erschien ernst. Auch wenn sich der Hintergrund aller Aufregung für Gloria fast schon lachhaft anfühlte, wusste sie, dass ihre Familie genau in diesem Moment endgültig zerbrach, wenn sie nicht im Stande sein sollte,
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