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Zerwüteter Pakt (German Edition)

Zerwüteter Pakt (German Edition)

Titel: Zerwüteter Pakt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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Wasser eintauchte und von der einen auf die andere Sekunde verschwand!
    Glorias Augen hafteten geschockt an der Wasserstelle, von der sie sich rasend schnell entfernte. »Oh nein!« Fassungslos schaute sie sich um. Einer der beiden Jungen sah sie verschüchtert an. Er war beim Spielen gegen sie gestoßen, so dass Glorias Arme für eine winzige Sekunde über die Reling rutschten. Eine Sekunde nur… Und doch… eine zu viel! Entsetzt traf Glorias Blick den des Jungen. »Kannst du nicht aufpassen?« Mit Tränen in den Augen schaute Gloria auf jene Wasserstelle. Schiere Verzweiflung krampfte sich in ihr Herz. Das konnte doch nicht wahr sein.
    Der Wind wehte Gloria in den Rücken. Warum auch hatte sie ausgerechnet hier versucht, die Gedichte niederzuschreiben? Wie konnte das nur geschehen? Während alle anderen von Bord gingen und heute Abend sicherlich fröhlich Weihnachten feierten, blieb Gloria wie versteinert an der Rheinpromenade stehen. Das Buch war ihr letzter Trost gewesen. Doch die Wassermassen hatten es verschluckt. Gloria fühlte sich leblos.
    Wieder und wieder spulten sich die Bilder vor ihrem geistigem Auge ab: Die letzte Sekunde, in der sie das Buch ins Wasser fallen sah… und dieses in den Wellen verschwand. Es sank wie ein Stein zu Boden. Die metallenen Verzierungen glitzerten im dunklen Wasser, doch dies war für Gloria nicht mehr zu sehen. Als ginge von dem Einband ein magischer Schutz aus, begann das Buch zu glühen. Genauso wie an jenem Tag, als Gloria es aus dem Feuer holte, strahlte sein Einband eine schützende Aura aus. Die Initialen, die sich einst zu den Buchstaben ‹G› und ‹T› entwanden, leuchteten inmitten des sandigen Flussbodens.
    Kirt säuberte unterdessen mit einem Tuch gläserne Kugeln, als sein Blick verwundert zu dem Regal wanderte, in dem dasselbe Buch lag. Wie von Geisterhand begannen auch diese metallenen Verzierungen plötzlich zu glühen! Kirt schaute skeptisch zu dem Einband. Auf diesem Buchdeckel strahlten kein ‹G› oder ‹T›, sondern ein dichtes Geflecht aus Symbolen. Kirts Augen fixierten die glühenden Linien. Vorsichtig berührte er den Einband. Mit den Fingerkuppen strich Kirt den Schwung der Verzierungen nach und nahm das Buch aus dem Regal. Ein absichernder Blick zur geschlossenen Holztür… und Kirt öffnete das rätselhafte Buch. Seine Augen wanderten über die Seiten und fanden schließlich Glorias Gedicht.
    Die Menschen – sie hinterlassen Spuren…
    Er las die Strophen genau durch, ehe seine Augen an dem letzten Reim hängen blieben:

    Worte und Verse – zerbrechlich und klein,
so groß wird dein Mut zum Neuanfang sein!
    Dies war nicht Glorias Sprache. Die Verse schienen nicht ihrer Feder entsprungen zu sein – das ahnte er. Vielmehr hörten sich die Strophen nach Maribell an, doch diese hatte das Buch seit längerem nicht mehr angesehen und auch Kirt ermahnt, nicht einmal daran zu denken, sich der menschlichen Welt erneut zu stellen. Kirt las die Zeilen erneut. Besäße er auch nur eine einzige Chance, zu Gloria zurückzukehren – er würde es tun. Doch die Dinge standen anders; die Würfel waren gefallen. Kirt strich sehnsüchtig über Glorias Schrift, die nur ein Abbild des anderen Buches darstellte. Er liebte Gloria wie kein anderes Mädchen auf dieser Welt!
    Kirt befand sich in einer uralten, kleinen Holzstube. Es wirkte wie in einer anderen Zeit. Der Boden knarrte, sobald man sein Gewicht verlagerte. Kurzerhand legte Kirt das Buch auf den Tisch und schrieb unter Glorias Text ihren Namen. Doch wo Kirts Schrift das Papier traf, zerlief die Tinte in alle Richtungen auf dem Blatt. Die Buchstaben, die Glorias Namen zierten, flossen ineinander, bis sich sogar ein wässernder Film über das Papier legte. Kirt zog irritiert die Augenbrauen zusammen. Er nahm das aufgeschlagene Buch in die Hände und kippte es zu sich, als eine kleine Pfütze auf seine Hose lief. Verwundert legte er das Buch zurück und starrte auf seine mittlerweile kaum noch lesbare Schrift. Irgendetwas stimmte nicht… Aber was?
    Voller Wut trat Gloria gegen einen Mülleimer, der lautstark aus seinen Angeln sprang. Der nasskalte Nebel um sie herum passte ebenso gut zu ihrer Stimmung wie die allmähliche Leere auf der Rheinpromenade. Bis auf Wut und Traurigkeit war in Gloria kein Platz mehr für Gefühle; erst recht also keine weihnachtliche Stimmung! Sie hatte die einzige Kontaktmöglichkeit zu Kirt verschlampt. Gloria lief blindwütig durch die Stadt und beschloss, nun doch nach

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