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Zerwüteter Pakt (German Edition)

Zerwüteter Pakt (German Edition)

Titel: Zerwüteter Pakt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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dass sie nicht neugierig nachbohrte, machte Melina sympathisch. Ein letztes Mal lächelte sie Gloria zaghaft an und verschwand plötzlich… An der Stelle, an der eben noch Melina gestanden hatte, schaute Gloria auf ihre Kommode. Nachdenklich setzte sie sich und starrte Löcher in die Luft.
    Eines stimmte tatsächlich: Sie war extrem wütend auf Maribell gewesen und Kirt hatte Gloria damals erzählt, wie sensibel Blutengel sein konnten. Nicht zuletzt aus diesem Grund wurden diese Charaktere ja zu den sozialsten aller Engel auserwählt. Wahrscheinlich wollte Maribell Gloria nicht allein mit einem neuen Gedicht beruhigen; deswegen schickte sie zusätzlich Melina. Viel einfacher wäre es aber gewesen, wenn sie sich mit Maribell selbst hätte treffen können. Aber so war es auch okay…
    Gloria atmete tief durch. Eines stand fest – sie würde schon ihren Weg gehen und vor allem ihrem Herzen folgen. Es breitete sich allerdings eine ganz neue Frage in ihr aus: War Kirt ein ähnliches Wesen wie Melina? Bis ins Detail hatte er damals die Engel und Welten erklärt. Nur über sich selbst wollte er nie ein Wort verlieren. Das würde auch erklären, weshalb er die Gattung ‹Hexe› nicht im Entferntesten erwähnte. Mit einer Woge Hoffnung schlief Gloria an diesem Abend schließlich ein.
    Die nächsten Tage vergingen, doch Melina erschien nicht mehr. Gloria dachte oft an sie und an Maribell, an Kirt und Jens, an die Engel und die Teufelsschrift, an ihre Internetrecherchen, Magnus und Arsenjo… und nicht zuletzt an ihre Pläne, einen Todesengel zu finden. Leider hatte Gloria ganz vergessen, Melina zu fragen, ob sie auf einen zweiten Besuch hoffen durfte. Wenn ja, könnte Gloria Melina womöglich bitten, ihr bei der Suche nach Kirt zu helfen. Auch wenn dies Maribell höchstwahrscheinlich ein Dorn im Auge war! Bei diesem Gedanken schwand plötzlich Glorias Hoffnung, dass ihr Melina jemals wieder erschien.
    Jens ging es zum Glück besser. Er lag im Krankenhaus, konnte sich an seinen Unfall allerdings nur schemenhaft erinnern. Ganze zwei Wochen vergingen. – Aber ohne ein weiteres Gedicht von Maribell, ohne etwaige mysteriöse Zwischenfälle und natürlich ohne eine Spur von Kirt! Zwar war Gloria froh, von der roten Schrift in Ruhe gelassen zu werden, doch insgesamt sank ihre Stimmung. So groß ihre Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Kirt nach Melinas Besuch auch gewesen sein mochte, so trübselig saß Gloria nunmehr in ihrem Zimmer und starrte Löcher in die Luft. Ihr Praktikum im Pfarrhaus näherte sich dem Ende und hatte ihr keineswegs weitergeholfen. Für die morgige Biologie-Arbeit hätte sie eigentlich noch büffeln müssen, doch Gloria konnte sich nicht dazu aufraffen. Stattdessen schrieb sie kurzerhand einen Spicker und legte sich schließlich schlafen.
    Am nächsten Morgen stand zunächst eine Doppelstunde Mathe auf dem Stundenplan. Die Schulglocke läutete, Gloria und ihre Mitschüler machten sich auf den Weg zum naturwissenschaftlichen Bereich und warteten vor dem Biologie-Raum. Herr Peinkers, der Lehrer, verspätete sich um ganze fünf Minuten. – Grund genug für alle, schnellstmöglich ihre Plätze einzunehmen und loszulegen… Gloria überflog die Fragen und traute ihren Augen nicht. Weder ihr Wissen, noch der Spicker würden ihr bei dieser Klausur eine große Hilfe sein. Was um Gottes Willen bildete sich dieser Lehrer ein, solch diffuse Fragen zu stellen? Mit Mühe und Not rettete sich Gloria von Aufgabe zu Aufgabe. Auch wenn die Fragen nicht unbedingt passgenau zu beantworten waren, schrieb sie alles auf, was sie wusste. Doch spätestens nach einer Stunde war Gloria mit ihrem Latein am Ende. Dabei stand noch eine volle weitere Stunde zur Verfügung!
    Kurzerhand meldete sich Gloria ab, um die Toilette aufzusuchen. Sie hatte es nicht eilig, schlenderte gemütlich zum Waschbecken und betrachtete ihr Spiegelbild. Gloria hielt die Hände gerade unter den Wasserstrahl, als ihr Blick zum Spiegel wanderte. Oh Gott! Hastig fuhr Gloria herum, denn sie hatte hinter sich eine Bewegung im Spiegel gesehen!
    »Hab´ ich dich erschreckt?« Eine neckende Frage aus einem lächelnden Mund… Melina trat mit einem Hopser näher auf Gloria zu und reichte ihr die Hand. Wie förmlich; offenbar stammte sie aus einer anderen Zeit. »Wie geht es dir?« Gloria trocknete ihre Finger mit einem Papier. »Es könnte besser sein! Und bei dir?« Melina verzog den Mund und lehnte sich an eine Wand. »Bei mir auch, aber das ist nicht so wichtig.«

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