Zerwüteter Pakt (German Edition)
auf der obersten Treppenstufe langsam in einem weiten Bogen um sie herumging. Er kostete seine Überlegenheit aus – so viel war klar. Auf Gloria wirkte der Mann sehr kühl. Wie sie noch sehr bald lernen sollte, kennzeichneten diese Person Scharfsinn, Intelligenz, Cleverness und Besonnenheit! Er blieb plötzlich stehen, fixierte Gloria und vollzog eine ausschweifende Handbewegung.
»Was für eine wunderbare Nacht, nicht wahr?« Er schritt weiter von Tür zu Tür, ehe er fortfuhr: »Und so ereignisreich…« Gloria kam sich vor wie in einer Stierkampfarena, bei der man von oben auf das blutige Szenario hinabsah. Nur befand sich Gloria leider im Inneren dieses Zirkels und sie hoffte inständig, nicht das Schicksal jener Stiere zu teilen! Stille. Der Mann verzog nicht im Geringsten das Gesicht. Während er von den Stufen aus auf sie herabsah, fiel Gloria seine elegante Kleidung auf: Ein schwarzes, enges Hemd mit weiten Ärmeln. An seiner rechten Hand trug er einen breiten, diamantenen Ring mit einem schwarzen Symbol darauf. Um seine Handgelenke befanden sich breite Stahlbänder. Es erinnerte Gloria an alte Piraten.
Seine Haare – mittellang und dunkel. Und auch, wenn Gloria diese Person vom ersten Moment an zutiefst unsympathisch war, musste sie zugeben, dass er sehr gut aussah. Seine Augen schauten Gloria stechend an; kein Wimpernschlag, keine Regung. Und nun flößte ihr dieser Blick Angst ein. Unbehaglich legte sie die Arme um ihren Körper.
»Möchtest du dich mir gar nicht vorstellen?« Seine Stimme hallte durch den Raum. Gloria fühlte sich eingeengt… umzingelt… ausgeliefert. Warum sollte sie sich vorstellen? Gloria war sicher, dass diese Person ganz genau wusste, wer sie war. »Mein Name ist Gloria Truhst.«
Die Augen des Mannes durchbohrten sie nahezu. Sie fühlte sich nackt. Eine Flucht war ausgeschlossen. Plötzlich trat der Mann die erste Stufe hinab. Er wirkte erhaben… mächtig. Gloria wich automatisch einen Schritt zurück, als er langsam die zweite Stufe betrat. Seine Ausstrahlung erinnerte Gloria an ein Raubtier, das seine Beute umzingelte, ehe es diese tötete. Gloria durchzuckte pures Adrenalin. Was würde gleich geschehen, wenn er auf sie zutrat? Sein Blick war nicht menschlich. Ohne ein einziges Mal zu zwinkern, durchleuchteten sie seine Augen.
Gefährlich nah trat er zu Gloria in die Mitte des Raumes. Sie wich zurück. Doch Gloria traute sich nicht, den inneren Bereich zwischen den Stufen zu verlassen. Seine Mimik gefror zu einer eiskalten Maske und Gloria wurde bewusst, dass sie keinerlei Chance hatte, ihm auszuweichen. Sie war ihm vollends ausgeliefert. Was auch immer in seinem Sinn stand – niemand würde ihr zu Hilfe eilen; noch nicht einmal Kirt oder Maribell. Ein leises Lachen durchfuhr die Stille. Gloria drehte es den Magen um – was hatte er mit ihr vor?
Die kalte Stimme des Mannes hallte von neuem durch den Raum und ließ Gloria erstarren. »Die außergewöhnlich glorreiche Gloria!« Er trat noch näher auf sie zu. »So sage mir, Gloria Truhst… Welches ist dein Verlangen?« Gloria sah den Mann irritiert an. Ihr Verlangen? – Den einzigen Wunsch, den sie hätte, wäre die Flucht! Schüchtern hielt sie inne.
»Nun?« Sie trat nervös auf der Stelle. Gloria traute sich nicht, das Wort zu ergreifen. Man schleppte sie wohl kaum bis nach Italien, um sie danach wieder frei zu lassen. Der Mann trat gefährlich nah auf sie zu. Nur wenige Zentimeter trennten ihre Gesichter voneinander. Gloria gefror das Blut in den Adern! Das Gesicht des Mannes schien makellos, doch seine Augen waren schwarz wie die Nacht. Starke, feste Haut… Sehr maskulin und streng wirkte er auf Gloria. Seine Haltung und Ausstrahlung strotzten vor Macht. »Ich warte höchst ungern!«
Seine Worte hallten lautstark durch die Halle und ließen keinen Zweifel daran, sie als Drohung zu verstehen. Gloria ergriff zögernd das Wort: »Ich… habe kein Verlangen.« Stille! Anstelle einer Reaktion fixierte er weiterhin ihre Augen und schwieg. Sie trat noch einen Schritt zurück, als sie mit der Ferse die Stufen hinter sich berührte. »Wage es nicht!« Seine Augen wurden groß und das Kinn hob er erbost in die Höhe. Wenn er in der Lage war zu töten, sollte er es nicht länger hinauszögern! Noch nie in ihrem Leben hatte Gloria sich derart hilflos gefühlt… als der Mann sie mit lauter Stimme anging: »Ich warte!«
Gloria zuckte zusammen. Ohne von ihr abzusehen, rief er plötzlich lautstark und verärgert:
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