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Zeugin am Abgrund

Zeugin am Abgrund

Titel: Zeugin am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ginna Gray
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einfach zu peinlich.
    “Ich verstehe. Sie sagen also, dass Carlo Giovessi Ihnen seine Hilfe anbot, weil er ein so großer Musikliebhaber ist?”
    Lauren warf ihm einen misstrauischen Blick zu, da sein sarkastischer Tonfall sie verwirrte. “Das würde ich so sagen.”
    “Hat er Ihnen finanzielle Hilfe angeboten?”
    Sie sah auf das Wasserglas und ihre Hände, mit denen sie es umklammerte, damit die anderen nicht sahen, wie sehr sie zitterte. “Ja. Ich dankte ihm für das Angebot, nahm es aber nicht an.”
    “Wirklich? Warum sollte er Ihnen finanzielle Unterstützung anbieten? Wenn Sie Konzertpianistin waren, dann hätten Sie doch eigentlich Geld haben müssen. Ich weiß zwar, dass Klassikkünstler nicht so viel verdienen wie Rockstars, aber für ein Trinkgeld arbeiten sie nun auch nicht.”
    Lauren biss sich auf die Lippe. So viel zum Thema, ihre miserable finanzielle Situation für sich zu behalten. “Ja … das stimmt, aber … sehen Sie, als ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, war ich pleite.”
    “Ja, Krankenhausrechnungen können ganz schön ins Geld gehen”, meinte Agent Berringer.
    “Das stimmt”, pflichtete sie ihm bei.
    Es war nicht die ganze Wahrheit. Die Kosten für ihre Behandlung waren zwar astronomisch hoch gewesen, doch die Versicherung hatte sich um den größten Teil gekümmert. Sie hatten sie nicht in den Bankrott getrieben, das hatte Collin erledigt.
    Aber diese Männer mussten nichts über die beschämendste Episode ihres Lebens wissen. Es stand in keinem Zusammenhang zu dem Verbrechen, das sie beobachtet hatte.
    “Ich verstehe.”
    Agent Rawlins glaubte ihr nicht, das erkannte Lauren an seinem kalten Blick. Sie konzentrierte sich rasch wieder auf das Glas, das sie fest umschlossen hielt.
    “Laut Lieutenant Dumphries behaupten Sie, an der University of Denver Musik zu unterrichten. Stimmt das?”
    “Was meinen Sie mit ‚behaupten‘? Ich bin Musiklehrerin. Mr. Giovessi half mir, diese Stelle zu bekommen, nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Ich habe ja bereits dem Lieutenant und Detective Morgan erklärt, dass ich nur Freitag- und Samstagabend im Club Classico spiele.”
    “Und Ihr Apartment? Ist er Ihnen bei der Suche auch behilflich gewesen?”
    Etwas am Tonfall von Agent Rawlins verletzte sie. Sie sah ihn verwundert an. “Ja. Ja, das war er. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, was ich ohne Mr. Giovessi gemacht hätte. Er hat mir auf die Beine geholfen und dafür gesorgt, dass ich mein Leben in den Griff bekam. Er hat sogar dafür gesorgt, dass ich Fahrstunden nehmen konnte. Und dann hat er mir geholfen, einen Wagen für mich zu finden, den ich mir leisten konnte.”
    “Sie konnten nicht Auto fahren? Wie alt waren Sie damals? Vierundzwanzig? Fünfundzwanzig?”
    “Siebenundzwanzig. Vor dem Unfall habe ich nie Fahrstunden genommen. Es war nie notwendig gewesen. Wenn man auf Tournee ist, wird man am Flughafen von einer Limousine abgeholt. Und wenn ich nicht auf Tournee war, wurde ich von meinem Vater oder seinem Assistenten gefahren.”
    “Und bevor Sie Profimusikerin wurden? Ich kenne keinen Teenager, der nicht den Führerschein machen wollte.”
    “Agent Rawlins, offenbar verstehen Sie nicht, dass ich ein Wunderkind war. Seit meinem vierten Lebensjahr bin ich auf Tourneen gegangen. Ich kenne überhaupt kein anderes Leben. Als ich ein Teenager war, waren wir ständig unterwegs. Außerdem musste ich jeden Tag sechs bis acht Stunden üben. Und wenn ich nicht geübt habe, dann war ich mit meinem Musikstudium beschäftigt oder ich bekam Privatunterricht. Ich hatte keine Zeit für andere Interessen. Mein Vater war zugleich mein Manager, und er sah keinen Grund, mir die Zeit dafür zu verschaffen. Ich musste mich auf meine Musik konzentrieren.”
    “Ein Wunderkind? Aha. Das ist ja mal was Neues.” Sam sah sie ungläubig an. “Sie sagen also, dass Ihr Vater als Sklaventreiber aufgetreten ist und Sie an den Klavierhocker gekettet hat, damit Sie den lieben langen Tag üben konnten? Was noch? Hat er Sie vielleicht auch noch bei Brot und Wasser gehalten?”
    “Machen Sie sich doch nicht lächerlich. Ich habe nichts Derartiges gesagt. Mein Vater musste mich nicht zwingen, Klavier zu spielen. Ich liebe es, Musik ist mein Leben. Mein Vater hat immer sehr gut auf mich aufgepasst. Er hat meine Karriere begleitet und dafür gesorgt, dass ich nicht von meiner Musik abgelenkt wurde. Wenn, dann war er vielleicht zu besorgt um mein Wohlergehen, aber das ist wohl kein

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