Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)
beiden nur ein Schleudertrauma diagnostiziert wurde. Frau Steinwald ist ebenfalls glimpflich davon gekommen. Sie wurde gestern schon nach zehn Minuten von ihren Fesseln im Archiv des Baustoffhandels befreit. Sie steckte die Geiselnahme erstaunlich locker weg. Härter traf sie die Nachricht von ihrem völlig zerstörten Auto.
Als Alex und seine Mutter zu Hause eintrafen, blinkte der Anrufbeantworter. Zwei Anrufe waren eingegangen. Der erste war von Tante Lotte. Sie war heute schon in aller Frühe mit Mops Phillip beim Hundefriseur, und hatte dort von den gestrigen Geschehnissen gehört. Sie wollte unbedingt zur Mittagszeit bei Alex vorbei kommen, um nach dem Rechten zu sehen. „Oh Gott, oh Gott, der arme Junge“, schloss sie ihren besorgt klingenden Anruf. Alex stöhnte. Ein Besuch von Tante Lotte war nun wirklich das letzte, was er jetzt gebrauchen könnte. Der zweite Anruf war von Frau Steinwald. Sie hatte gestern Abend nach dem Unfall die geretteten Geschäftsbücher mit nach Hause genommen, um sie auf mögliche Hinweise auf den Verbleib der geheimnisvollen Steine zu durchsuchen. Alex möge bitte schnellstens zurück rufen, teilte sie auf dem Anrufbeantworter mit. Er wählte umgehend die Nummer, die sie auf dem Band hinterlassen hatte.
Schon nach dem ersten Signalton ging sie heran. Sie teilte ihm mit, dass sie die ganze Nacht die von Alex und Tim geretteten Geschäftsbücher durchgesehen habe. Sie sei jetzt schon im Jahr 1955 und habe immer noch keinen Hinweis auf den Verbleib der geheimnisvollen Steine. Alex bedankte sich kurz und legte auf. Seine Enttäuschung hielt sich in Grenzen. Nach den gestrigen Vorkommnissen hatte er das Interesse an dem Goldschatz fast verloren. Mehrere Menschen sind zu Schaden gekommen. Andere wurden durch Waffen bedroht. Gott sei Dank ist niemand ums Leben gekommen, dachte Alex und ließ sich schwer aufs Sofa fallen. Seine Mutter stellte ihm eine Tasse Tee hin, die er dankbar trank. „Und wenn es noch so viele Goldmünzen wären, eine Menschenleben sind sie nicht wert“, murmelte er kaum hörbar in die Teetasse.
Alex schaltete den Fernseher ein und zappte planlos herum. Bei einer belanglosen Quizzsendung blieb er hängen und löste die einfachen Fragen meistens schneller als die etwas begriffsstutzig wirkenden Kandidaten. Dann schlief er ein. Sein Mutter schaltete den Fernseher aus, legte ihm ein Kissen unter den Kopf und deckte ihn mit einer Wolldecke zu.
Es war bereits fünf Uhr Nachmittags, als Alex aufwachte. Tim saß im Sessel gegenüber und blätterte in einer Frauenzeitschrift. „Wie lange sitzt du denn da schon?“, fragte Alex überrascht und rieb sich verschlafen die Augen. „Ich bin nur bis zur Ananas-Diät gekommen“, grinste sein Freund und legte die Zeitschrift weg. „Aber mal im Ernst. Deine Mutter meinte, ich solle dich besser nicht wecken. Und da ich im Moment nichts besseres zu tun habe, als meinem besten Freund beim Pennen zu zu gucken, sitze ich eben hier.“ „Idiot“, fauchte Alex und warf Tim lachend das Kissen ins Gesicht. „Na, wie ich sehe, kann der Patient das Wasserballtraining bald wieder aufnehmen. Was macht denn deine Verbrennung?“ Alex fasste sich an den linken Unterarm. Ein stechender Schmerz ließ ihn zurück fahren. „Na ja, geht so. Der Arzt meint, die Narbe wird mich mein Leben lang an dieses Abenteuer erinnern.“ Alex seufzte und erzählte Tim von Frau Steinwalds Anruf und das ihre Untersuchungen bislang nichts eingebracht hätten. Tim winkte ab. Er dachte nach den gestrigen Ereignissen ähnlich wie Alex und war ebenfalls froh, dass nicht mehr passiert ist. Sein Großvater hatte die Geiselnahme glücklicherweise auch ganz gut überstanden.
Alex sah auf den Kalender. Die erste Woche der Herbstferien war vorbei. Sie hatten einen Mörder entlarvt und erfolglos einem Schatz hinterher gerannt, der seit siebzig Jahren verschwunden war. Vielleicht wurde er ja auch bereits vor vielen Jahren gefunden. Der Finder hat es sicher nicht an die große Glocke gehängt und die Goldmünzen längst verscherbelt oder ins Ausland gebracht. Alex war es im Prinzip auch egal. Die Sache war für Alex abgeschlossen. Er überlegte, ob die zweite Ferienwoche bei seiner Tante in Braunschweig verbringen sollte. Da könnte er sich noch etwas entspannen, bevor der Schulstress wieder los ging. Wasserball war sowieso für die nächsten vier Wochen verboten, sagte der Arzt.
Die beiden Freunde spielten noch eine Weile lustlos an der Playstation, was mit
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