Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)
verstand nicht ganz, auf was Alex hinaus wollte. Trotzdem ging er zurück ins Haus und holte die gewünschten Gegenstände.
Zusammen liefen sie zur Friedhofsmauer. Der Himmel war wolkenverhangen und die alten Bäume auf dem Friedhof rauschten im Herbstwind. Aus der Ferne war der Ruf einer Eule zu hören. Auf dem kurzen Weg zum Friedhof wechselten die beiden kein Wort.
Das die Goldmünzen in den Steinen verborgen sein können, hat Alex bei seiner Beichte nicht erzählt. Er war der Meinung, dass der Pastor nicht alle Einzelheiten wissen müsse. Deshalb war der Geistliche natürlich sehr verwundert, als Alex mit dem schweren Hammer ausholte, um einen der Steine aus der obersten Reihe zu zerschlagen. „He, he, was soll denn das werden?“ Pastor Schmidt hielt seinen Arm fest. Alex blickte ihn eindringlich an. „Vertrauen Sie mir?“ Nach einigen Sekunden erhielt er ein stummes Nicken zur Antwort und der Pastor ließ ihn los. Alex holte mit dem schweren Werkzeug weit aus und hielt die Luft an. Für eine Sekunde verharrte der Hammer über seinem Kopf. Dann schlug er mit voller Kraft auf den im Taschenlampenlicht bläulich schimmernden Stein.
Krachend brach die Hälfte des getroffenen Steines aus der Mauer. Alex ließ den Hammer fallen, um die Bruchstelle zu untersuchen. Pastor Schmidt sah ihn mit einem Gemisch von Neugierde und Ironie an. Er sagte aber nichts. Resigniert ließ Alex den heraus gebrochenen halben Stein fallen. Sollte es sich wirklich nur um einen dummen Zufall handeln? Dass Menken noch andere Steinlieferungen im Lager stehen hatte, die keiner haben wollte? Alex mochte nicht recht daran glauben. Bevor der Pastor ein Wort sagen konnte, griff er zum zweiten Mal zum Hammer. Er schlug kräftig auf die in der Mauer verbliebene Steinhälfte ein. Wieder brach ein großes Stück ab. Alex untersuchte das Stück, welches noch durch Mörtel mit der Mauer verbunden war. Nichts! Enttäuscht setzte er sich hin. Als er merkte, dass er sich im Dunkeln auf einen Grabstein gesetzt hatte, sprang er erschrocken wieder auf.
„ Suchst du etwa das hier?“ Pastor Schmidt trat aus dem Dunkeln auf ihn zu. In der linken Hand hielt er einen Gegenstand, in der rechten die Taschenlampe. Dann leuchtete er mit der Lampe auf das Objekt in seiner linken Hand. Halb eingeschlossen in einem Ziegelbruchstück glänzte eine goldene Münze.
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37
Sonntag 9:39 Uhr
Alex hatte gerade seine Tante in Braunschweig angerufen, dass er diese Woche doch nicht kommen könne. Als Ausrede schob er eine Magen- und Darmgrippe vor. Seine Tante hatte dafür natürlich größtes Verständnis.
Bis zehn Uhr abends hatte er gestern mit Pastor Schmidt ungefähr fünfzehn Steine abgeschlagen. Sechzig Goldmünzen sind dabei zum Vorschein gekommen. Anscheinend waren in jedem Ziegel vier Münzen versteckt. Alex vermutete, dass die ungewöhnliche Vorrichtung in der Ziegelei, von der Herr Schulz nicht wusste, wofür sie benutzt wurde, dafür verwandt wurde, die Goldmünzen in die Ziegelrohlinge zu drücken. Das würde auch erklären, warum sich Deependaal so für den SA-5 interessierte und in der Mordnacht im Trockenschuppen war. Ein Teil seines Vermögen steckte in diesen Steinen.
Alex hatte noch am gestrigen Abend Tim von dem Fund berichtet. Der saß mit seinen Eltern gerade vor WETTEN DASS. Gebannt sahen sie zusammen eine Wette, in der ein Pudel mit einem Löffel in der Schnauze ein Ei über einen Balken balancierte. Als Tim Alex sah, wusste er sofort, das etwas ungewöhnliches passiert sein musste. Er kam sofort mit zum Fundort und besah sich mit glänzenden Augen die Goldmünzen. Erst nach Mitternacht gingen die Jungen dann zu Bett. An einen ruhigen Schlaf war nicht zu denken.
Pastor Schmidt hatte noch gestern bis in die Nacht zahlreiche Telefonate geführt. Es musste zunächst geklärt werden, wem der Schatz rechtlich überhaupt zustand. Im Moment sah es so aus, dass Deependaal keine Nachfolger hatte, denen der Goldschatz als rechtmäßige Erben zugesprochen werden könnte. Darüber hinaus musste geprüft werden, ob die Münzen vielleicht von historischem Wert seien, und ob sie deshalb überhaupt verkauft werden dürften. Zur Zeit deutete aber alles darauf hin, dass die Goldmünzen an die Kirchengemeinde Kleiborg fallen würden.
Der Pastor erinnerte sich an einen alten Studienfreund, der sich als Rechtsanwalt auf solche Sachen spezialisiert hatte. Dieser versprach, noch am gleichen Tag aus Hamburg anzureisen, um die Rechtslage zu
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