Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)
einem Arm nur wenig Spaß machte. Dann ging Tim nach Haus. Kurz vor Sieben rief noch einmal Frau Steinwald an. Sie hatte jetzt alle Bücher durchgearbeitet. Leider fand sie keinen einzigen Hinweis auf den Verbleib der Steine. Danach plauderten sie noch ein wenig über die Ereignisse des vergangenen Tages bis Alex sich gähnend verabschiedete. „Das war's dann jetzt endgültig“, sagte er leise zu sich selbst. Aus der Traum vom Ziegelgold.
Alex rief seine Tante in Braunschweig an, ob es ihr passen würde, wenn er sie für einige Tage besuchen käme. Sie war von der Idee völlig begeistert. Auch Alex' Eltern fanden den Vorschlag gut, damit er dort etwas abschalten könnte. Sie waren auch dafür, dass Alex und Tim sich eine Weile nicht sehen würden. Sie hatten zwar nichts gegen Tim, aber sie waren der Meinung, Alex sollte etwas Abstand zu den Geschehnissen der letzten Tage gewinnen, und dazu zählte auch ein wenig Abstand zu seinem besten Freund. Alex versprach seiner Tante, dass er sich gleich am nächsten Morgen in Leer in den Zug nach Braunschweig setzten würde.
Nach dem Telefonat ging er vor die Haustür und atmete die kalte, klare Herbstluft ein. Eine einzige Sache wollte er noch regeln, bevor er losfahren würde. Er wollte sich bei Pastor Schmidt entschuldigen, weil er ihn angelogen hatte, um die Akte im Staatsarchiv einsehen zu können. Außerdem wollte er sich bedanken. Der Geistliche hatte die beiden Freunde wirklich tatkräftig unterstützt. Alex zog sich seine Jacke über und ging in den dunklen Herbstabend hinaus. Der kalte Wind vertrieb den letzten Rest der Müdigkeit. Fröstelnd zog er den Reißverschluss bis zum Hals hoch. Auf der Straße traf er keine Menschenseele. Wer nicht hinaus musste, machte es sich lieber im heimischen Wohnzimmer gemütlich.
Das Haus von Pastor Schmidt war hell erleuchtet. Alex erkannte ihn gleich durch das Fenster seines Arbeitszimmers. Er war am Telefonieren. Seinem Gesichtsausdruck nach war es ein unangenehmes Gespräch, denn er wirkte ernst und angespannt. Alex musste zwei mal klingeln, bevor Lena kaugummikauend die Tür öffnete und ihn unfreundlich ansah. Grußlos drehte sie sich um und brüllte quer durchs Haus: „Papa, die Nervensäge ist wieder da.“ Dann ließ sie ihn ohne ein weiteres Wort stehen. Da der Pastor nicht sofort kam, ging Alex in den Flur und machte die Haustür zu. Er zog seine Jacke aus und hängte sie an die überfüllte Garderobe.
Pastor Schmidt sah abgekämpft aus, als er Alex im Flur begrüßte. „Hallo Alex. Ein Besuch am Samstag Abend? Du scheinst ja ein dringendes Anliegen zu haben.“ Alex nickte. „Dann komm mal mit in mein Arbeitszimmer. Möchtest du etwas trinken?“ Alex lehnte dankend ab. Der Schreibtisch des Pastors war bedeckt mit zahlreichen Aktenordnern und Papieren. Er lächelt, als er Alex' verwunderten Blick sah. „Ja, ich habe im Moment eine Menge zu tun. Die Finanzierung für unser Kirchendach ist leider immer noch nicht genehmigt. Tja, wenn wir Pech haben, dauert es noch zwei weitere Jahre. In dem Fall bräuchten wir aber nicht nur eine neue Eindeckung des Daches, sondern auch einen neuen Dachstuhl, weil dann auch noch der letzte Holzbalken durch den eindringenden Regen verfault ist.“ Der Pastor sah müde auf seinen Schreibtisch. „Kennst du nicht einen Sponsor, der uns weiterhelfen könnte“, scherzte er. „Wir hatten vor Jahrzehnten schon mal den Fall, das wir dringend Geld brauchten. Damals konnten wir allerdings einen großzügigen Spender finden. Aber egal, das interessiert dich jetzt nicht. Was hast du auf dem Herzen?“ Alex setzte sich. „Kann ich vielleicht doch ein Glas Wasser haben?“ Der Pastor verschwand einen Moment und kam mit einem Glas und einer Flasche Mineralwasser wieder. Er schenkte ein Glas halb voll und stellte es Alex hin.
Nach dem er einen Schluck getrunken hatte, fing er stockend an zu berichten. Von dem Fund des Tagebuchs, über die Recherchen in Oldenburg, die der Pastor erst ermöglicht hat, bis zu den dramatischen Ereignissen des vergangenen Tages. Der Pastor hörte ihm die ganze Zeit konzentriert zu. Dann entschuldigte Alex sich in aller Form, dass er dem Geistlichen erzählt hatte, dass die Recherche ein Schulprojekt war und Dr. Eyken ihr Geschichtslehrer gewesen sei. Pastor Schmidt sagte eine Weile gar nichts.
„ Schon vergessen, junger Mann“, sagte er dann und winkte ab. „Aber du hast in dieser Woche mehr erlebt, als es für einen Vierzehnjährigen gut ist.
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