Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)
versuchte unbefugt auf das gesperrte Areal zu gelangen“, erklärte er im umständlichen Beamtendeutsch, „und war für eine sachliche Argumentation nicht zugänglich.“ Tante Lotte schnaubte und bog ihren lädierten Schirm wieder gerade.
„ Sachliche Argumente, dass ich nicht lache. Dieser Suppenkaspar“, sie zeigte auf den Beamten, „der wollte doch tatsächlich ...“ Pastor Schmidt ging gerade in dem Moment dazwischen, als der beleidigte Polizist energisch mit seinen Handschellen auf Tante Lotte zuschritt.
„ Meine Dame, Herr Hauptwachtmeister. Jetzt wollen wir uns doch erst mal beruhigen“, versuchte er die heikle Situation zu schlichten. „Diese Dame ist die Großtante einer der beiden Jun gen, die den Goldschatz entdeckt haben. Sie war nach den Geschehnissen der letzten Tage sicherlich sehr besorgt und hat deshalb etwas überreagiert. Ich bin sicher, dass sie sich für ihr Auftreten entschuldigen möchte.“
Eindringlich blickte er Tante Lotte an. Die sah wutschnaubend von einem zum anderen. „Den Teufel werde...“, setzte sie an, als sie der Pastor kräftig am Oberarm packte. Der überraschend feste Griff des Geistlichen schien sie wieder zur Vernunft zu bringen. Sie blickte grimmig in die Runde, die sie erwartungsvoll ansah. „Tschuldigung“, knurrte sie leise.
„ Glauben Sie ja nicht, dass damit …“, blökte der Polizist, als ihn Pastor Schmidt unterbrach und mit feierlicher Miene verkündete: „Prima, dann ist ja alles in bester Ordnung.“ Dann führte er Tante Lotte mit fester Hand an den verblüfften Polizisten aus der Menschentraube heraus.
Lenas Kuchen schmeckte hervorragend. Alex und Tim mussten immer wieder erzählen, wie sie das Tagebuch gefunden hatten, in dem der Mord beschrieben wurde. Wie sie heraus bekamen, dass der Mörder der SS-Agent Edgar Zimmermann war und sein Enkel Ralf siebzig Jahre später ebenfalls hinter dem Goldschatz her war. Die Eltern der Jungen kamen gar nicht zum Kuchen essen, so gespannt hörten sie der unglaublichen Geschichte zu. Lena sah die ganze Zeit Alex an, der immer wieder verlegen wegschaute. Als die Jungen ihre Geschichte beendet hatten, mussten Frau Steinwald und Bomber ebenfalls ihre Version der abenteuerlichen Geschichte erzählen.
Es war schon dunkel, als es an der Tür klingelte. Als Lena öffnete, stand ein älterer, etwas wunderlich aussehender Herr vor ihr. „Professor Heimatstein“, stellte er sich vor und zog hüstelnd den Hut. „Schönen guten Abend. Fräulein Schmidt, nehme ich an? Ihr Vater erwartet mich sicher schon.“ Bevor Lena in bekannter Manier quer durchs Haus brüllte, standen ihr Vater mit Alex und Tim schon neben ihr. Alex musste beim Anblick des Münzexpertens an Professor Bienlein aus dem Comic ' Tim und Struppi ' denken und konnte sich einen spontanen Lacher gerade noch verkneifen.
Der Pastor führte den Professor nach der etwas steifen Begrüßung sichtlich aufgeregt in sein Arbeitszimmer und zeigte ihm die Goldmünzen. Alex und Tim sahen ihn erwartungsfroh an. Ungerührt nahm der Münzexperte sie in die Hand und drehte sie mehrmals um. Dann nahm er einen Laptop aus seiner Aktentasche und rief eine Datenbank auf, die unzählige Bilder von Münzen enthielt. Mehrfach blickte er auf die Fotos der Datenbank, dann wieder auf die Münzen. „Tja“, sagte er, nahm seine Brille ab und klappte den Laptop zu, „ich glaube, ich muss sie enttäuschen.“ Die Umstehenden sahen ihn gebannt an.
„ Diese Münzen stammen leider nicht aus der Serie, auf die ich gehofft hatte. Dafür hätten Samm ler weltweit Höchstpreise bezahlt“, fuhr er fort. Die Enttäuschung war ihm anzusehen. Er hätte die Fachwelt gerne mit einem Sensationsfund überrascht. „Ja, und was bedeutet das nun?“, fragte der Pastor etwas geknickt. Die Stimmung im Raum war angespannt. Der Experte lehnte sich zurück und streckte sich. „Na ja, ich würde sagen, der Wert dieser Münzen liegt nur etwa bei … cirka 500 bis 550 Euro pro Münze. Vielleicht zahlen einige Sammler auch etwas mehr. Wie viele haben Sie denn davon?“ Seine Frage ging allerdings in einem ohrenbetäubenden Jubel unter. Der Pastor und die beiden Jungen tanzten im Kreis und wurden von dem Professor angesehen, als hätten sie komplett den Verstand verloren.
Der Pastor beruhigte sich als erster. Dann sprach er ganz langsam, um dem folgenden Satz noch mehr Bedeutung zu verleihen: „So wie es aussieht, Herr Professor, sind etwa 400 000 Münzen in der Friedhofsmauer
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