Ziel erfasst
sich um Fälle von Bürgerrechtsverletzungen kümmerte. Nach ein paar Jahren trat sie in eine Privatkanzlei ein, wo sie an einigen bedeutenden Fällen beteiligt war. Unter anderem war sie Mitglied des Anwaltsteams, das Patty Hearst in ihrem Bankraubprozess verteidigte.
Danach war sie viele Jahre für den ACLU und für Human Rights Watch tätig. Als Paul Laska die Progressive Constitution Initiative gründete, holte er sie persönlich zu seiner gut finanzierten linksliberalen Rechtshilfeorganisation. Er brauchte sie jedoch nicht lange zu überreden. Cochrane war von einer Stelle begeistert, in der sie sich ihre Fälle selbst aussuchen durfte. Kurz nach Gründung der Organisation fanden die Anschläge vom 11. September 2001 statt. Judith Cochrane und ihre Mitarbeiter hatten danach düstere Vorahnungen. Sie wussten, dass die amerikanische Regierung bald eine Hexenjagd beginnen würde, bei der sich Christen und Juden gegen die Muslime stellen würden.
Mehr als ein halbes Jahrzehnt wurde Cochrane in Hunderte von Fernsehsendungen eingeladen, um sich über die Übel und Versäumnisse der US-Regierung auszulassen. Gleichzeitig war sie jedoch immer noch unermüdlich für ihre Klienten tätig.
Als jedoch Ed Kealty zum Präsidenten gewählt wurde, erlosch ganz plötzlich das Medieninteresse an Judith Cochrane. Sie war überrascht, dass die Sender sich viel weniger um die Bürgerrechte zu kümmern schienen, seitdem Kealty und seine Leute das FBI, die CIA und das Pentagon leiteten, als sie es während Ryans Amtszeit getan hatten.
Immerhin hatte Cochrane jetzt genug Zeit, um sich um ihre Fälle zu kümmern. Sie war unverheiratet, kinderlos, und ihre Arbeit war ihr Leben. Sie hatte viele enge persönliche Beziehungen zu ihren Klienten aufgebaut. Allerdings würden diese niemals zu mehr als einer gewissen emotionalen Nähe führen, da fast alle ihre Klienten durch Plexiglasfenster und Eisengitter von ihr getrennt waren.
Im übertragenen Sinne war sie mit ihren Überzeugungen verheiratet. Und genau diese Überzeugungen führten sie jetzt in dieses Höchstsicherheitsgefängnis, um sich mit Saif Yasin zu treffen.
Man brachte sie in das Büro des Direktors. Dieser schüttelte ihr die Hand und stellte sie einem großen Afroamerikaner in einer gestärkten blauen Uniform vor. »Das ist der Leiter der H-Einheit. Er wird Sie zur Range 13 und dem FBI-Kommando bringen, das Ihren Gefangenen bewacht. Tatsächlich ist der Gefangene 09341-000 rechtlich gesehen nicht in unserem Gewahrsam. Wir sind nur die Beherbergungseinrichtung, wie man so schön sagt.«
»Ich verstehe. Vielen Dank«, sagte sie, während sie dem Uniformierten die Hand gab. »Wir werden uns noch häufiger sehen.«
Der Einheitsleiter antwortete in geschäftsmäßigem Ton: »Ms. Cochrane, es ist nur eine Formalität, aber wir haben unsere Vorschriften. Könnte ich einmal Ihre Anwaltszulassung sehen?«
Sie holte sie aus ihrer Handtasche und reichte sie ihm. Der Einheitsleiter überprüfte sie und gab sie ihr zurück.
»Für diesen Häftling gibt es Sonderregeln. Ich nehme an, dass Sie eine Kopie seiner Sonderverwaltungsmaßregeln sowie die Richtlinien für Ihre Treffen mit ihm besitzen?«, sagte der Direktor.
»Ich habe beide Dokumente dabei. Im Übrigen lasse ich gerade ein Anwaltsteam unsere Antwort auf diese Maßnahmen vorbereiten.«
»Ihre Antwort?«
»Ja. Wir werden in Kürze Klage gegen Sie einreichen, aber das wissen Sie wahrscheinlich bereits.«
»Also … ich …«
Cochrane lächelte dünn. »Keine Angst. Heute verspreche ich, mich an Ihre SAMs zu halten.«
Der Einheitsleiter war völlig verwirrt und wusste nicht, was er sagen sollte. Der Gefängnisdirektor kannte dagegen Judith Cochrane lange genug, um sich von ihr nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, egal, was sie sagte oder was sie ihm vorwarf. »Wir wissen das zu schätzen. Ursprünglich dachten wir daran, Sie über eine Videoverbindung mit ihm sprechen zu lassen, wie wir es sonst bei den Insassen unserer Sonderabteilung zu tun pflegen, aber der Justizminister hat uns mitgeteilt, dass Sie sich geweigert haben, so etwas auch nur in Betracht zu ziehen.«
»In der Tat, das habe ich getan. Dieser Mann sitzt in einem Käfig, ich verstehe das. Aber ich muss mit ihm eine Beziehung aufbauen, wenn ich meinen Job machen soll. Ich kann nicht auf einem Fernsehschirm mit ihm kommunizieren.«
»Wir bringen Sie zu seiner Zelle«, sagte der Einheitsleiter. »Sie können mit dem Gefangenen mittels einer direkten
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