Ziel erfasst
Sie sind jedoch nie miteinander abgeglichen worden.«
»Warum nicht?«, fragte Clark.
Gavin schien froh zu sein, dass jemand diese Frage stellte. »Weil die Gesichtserkennungs-Algorithmen keinesfalls perfekt sind. Sie funktionieren besser, wenn die zu vergleichenden Gesichter aus demselben Winkel und mit denselben Lichtwerten fotografiert wurden. Durch die Vermessung der Abstände zwischen wichtigen Gesichtsmerkmalen wie Augen und Ohren bestimmt die Software eine statistische Wahrscheinlichkeit, ob es sich um dasselbe Gesicht handelt. Wenn es jedoch zu viele Anomalien gibt, weil etwa die Fotos von unterschiedlicher Auflösung sind oder sich einer der Abgebildeten bei der Aufnahme etwas bewegt hat, geht die Übereinstimmungswahrscheinlichkeit steil nach unten. Wir können diese äußerlichen Diskrepanzen bis zu einem gewissen Grad ausgleichen, indem wir zum sogenannten aktiven Erscheinungsmodell greifen, das nicht mehr die Form des Gesichts, sondern nur noch dessen Textur als Vergleichsbasis benutzt.«
Dom Caruso hob abwehrend die Hand. »Es tut mir leid, Gavin, aber wir müssen in zehn Minuten wieder oben sein. Könnten Sie sich nicht etwas kürzer fassen?«
»Dom, geben wir ihm noch eine Minute, okay?«, sagte John.
Dom nickte, und Biery sprach jetzt Clark direkt an, als ob die anderen Männer gar nicht mehr im Raum wären. »Wie dem auch sei, Khalid Mirs Passfoto und das Bild von Riaz, wie er in Peschawar die Straße überquert, sind zu unterschiedlich, als dass sie die gegenwärtige Gesichtserkennungs-Software miteinander verbinden könnte. Es gibt zu viele Abweichungen in Bezug auf den Aufnahmewinkel, die Lichtverhältnisse und die Kameraausrüstung, die für die Aufnahmen benutzt wurde. Außerdem trägt Rehan auch noch eine Sonnenbrille. Das ist zwar für die neueren Softwareprogramme kein solches Problem mehr wie für die früheren Versionen, aber hilfreich ist es auch nicht gerade. Also diese beiden Bilder« – er fuhr mit dem Cursor zwischen den beiden älteren Aufnahmen auf dem Monitor hin und her – »passen nicht zusammen.« Dann bewegte er den Cursor zu dem Foto hinüber, das vor drei Tagen in Kairo aufgenommen wurde. »Aber beide Bilder stimmen mit diesem Foto überein, da es genug Merkmale der beiden anderen in sich vereint. Es steht also sozusagen genau in der Mitte.«
»Also zeigen alle drei Aufnahmen definitiv denselben Mann?«, fragte Chavez.
Biery hob ganz leicht die Schulter. »Definitiv? Nein. Wir verwenden diesen Begriff nicht gern, wenn wir über mathematische Wahrscheinlichkeiten sprechen.«
»Okay, und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit?«
»Zu neunundneunzig Prozent handelt es sich bei dem Typ in Kairo, dem General und dem Toten um ein und denselben Mann.«
Alle Augenbrauen im Zimmer gingen schlagartig nach oben. Ryan sprach für die ganze Gruppe: »Heilige Scheiße!«
»Das kann man wohl sagen«, bestätigte Wills. »Wir haben gerade erfahren, dass ein bekannter Terrorist der LeT nicht nur nicht tot ist, sondern eine Abteilung des pakistanischen Militärgeheimdienstes leitet.«
Granger fügte hinzu: »Dieser Abteilungschef des ISI, der ein LeT-Kämpfer ist oder war, trifft sich jetzt mit einem bekannten Terroristen in Kairo.«
»Ich renne jetzt wohl offene Türen ein«, sagte Dominic, »aber wir müssen unbedingt mehr über diesen Rehan erfahren.«
Granger schaute auf die Uhr. »Also, das war die produktivste Mittagspause, die wir seit Langem hatten. Gehen wir in den Konferenzraum zurück.«
Einen Stock höher informierte Granger Hendley über die neue Entwicklung. Ab jetzt ging es in dem Treffen nicht mehr um den Einsatz in Paris, sondern um Tony Wills’ und Gavin Bierys Entdeckung.
»Das ist eine äußerst wichtige Sache«, sagte Hendley. »Trotzdem sind das alles nur vorläufige Erkenntnisse. Ich möchte deshalb nichts überstürzen und nichts an die CIA, den MI6 oder irgendeinen anderen Geheimdienst durchsickern lassen, was nicht hundertprozentig belegt ist. Wir müssen mehr über diesen ISI-General herausbekommen.«
Alle waren derselben Meinung.
»Und wie stellen wir das an?«, fragte Hendley.
Ryan sprach als Erster. »Wir wenden uns an Mary Pat Foley. Das National Counterterrorism Center dürfte so viel über die Lashkar-e-Taiba wissen wie kaum jemand sonst. Wenn wir mehr über Khalid Mir herausfinden, bevor er Riaz Rehan wurde, können wir vielleicht eine Verbindung zwischen den beiden herstellen.«
Hendley nickte. »Wir haben Mary Pat Foley schon eine Weile
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