Ziel erfasst
Telefonlinie sprechen. Sie wird nicht abgehört. Das hat der Justizminister persönlich angeordnet.«
»Sehr gut.«
»Wir haben Ihnen einen Tisch vor die Zelle gestellt. Wie bei einer Anwalt/Klient-Besucherzelle gibt es dort eine Trennwand aus kugelsicherem Glas. Es wird also genauso ablaufen, als ob Sie sich mit einem Ihrer anderen Klienten im Besucherzentrum treffen würden.«
Sie unterzeichnete einige Papiere, vor allem die Vorschriften, die das Justizministerium und das Bureau of Prisons zusammengestellt hatten, in denen genau festgelegt wurde, worüber sie und der Gefangene sprechen durften. Soweit es sie betraf, hielt sie das alles für Schwachsinn, aber sie unterschrieb, um endlich mit der Verteidigung des Mannes beginnen zu können.
Sie würde sich später darum kümmern, und sie würde diese Bestimmungen auch verletzen, wenn es im Interesse ihres Klienten lag. Verdammt, sie hatte das Bureau of Prisons schon oft genug verklagt. Sie würde sich von denen doch nicht vorschreiben lassen, wie sie ihren Klienten vertrat.
Sie und der Einheitsführer verließen das Verwaltungsgebäude und gingen unter einer gedeckten Passage zu einem anderen Flügel des Gefängnisses hinüber. Erneut wurde sie durch Sicherheitsschleusen geführt und musste einen Röntgen-Scanner passieren, wie man sie vom Flughafen her kennt. An der Tür auf der anderen Seite erwarteten sie zwei mit Gewehren bewaffnete Männer, die schwarze Panzerwesten und schwarze Skimasken trugen.
»Ach du meine Güte! Ist das alles wirklich nötig?«, rief sie aus.
Der Einheitsleiter blieb an der Tür stehen. »Genau hier an der Schwelle zur Range 13 endet mein Verantwortungsbereich. Ab jetzt stehen Sie in der Obhut des FBI, das diesen Anbau verwaltet, in dem Ihr Häftling untergebracht ist.« Er hielt ihr höflich die Hand hin, und sie schüttelte sie, ohne ihn richtig anzuschauen. Dann wandte sie sich ab, um den Bundesbeamten zu folgen.
Das FBI eskortierte sie in den Sondertrakt hinein. Sie deponierte ihre Handtasche in einem Schließfach an der Wand eines blendend weißen Raums und musste dann durch einen weiteren Ganzkörper-Scanner gehen. Dahinter reichte man ihr einen Notizblock und einen einzelnen Markierstift mit extra weicher Spitze. Man führte sie durch zwei Sicherheitstüren, die durch Videokameras überwacht wurden. Jetzt befand sie sich in einem Vorraum außerhalb der erst kürzlich veränderten Zelle. Vor ihr standen vier weitere bewaffnete Mitglieder des HRT, der Geiselrettungstruppe des FBI.
Der Kommandeur des SWAT -Teams sprach mit einem starken Brooklyner Akzent. »Sie kennen die Regeln, Ms. Cochrane. Sie sitzen auf dem Stuhl an diesem Tisch und sprechen übers Telefon mit Ihrem Klienten. Wir stehen die ganze Zeit direkt vor der Tür und können Sie über die Videoüberwachungsanlage beobachten. Es gibt jedoch hier in diesem Raum und in der Gefangenenzelle kein Mikrofon.« Er reichte ihr ein kleines Gerät, das wie ihr Garagenöffner aussah. »Das ist der Panikknopf«, erklärte er. »Der Häftling könnte dieses Glas selbst mit einem schweren Maschinengewehr nicht durchschießen, also gibt es nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste. Sollte er jedoch irgendetwas tun, das Sie beunruhigt, drücken Sie einfach auf diesen Knopf.«
Cochrane nickte. Sie hasste diese arroganten Männer mit ihren menschenverachtenden Regeln, ihren abscheulichen Hasswaffen und feigen Masken. Trotzdem war sie Profi genug, um Freundlichkeit vorzutäuschen. »Wunderbar. Vielen Dank für Ihre Hilfe. Ich bin sicher, dass alles gut gehen wird.«
Sie drehte dem Sicherheitsmann den Rücken zu und schaute sich im Raum um. Sie bemerkte das Fenster, durch das man in die Zelle hineinschauen konnte. Davor hatten sie einen Rolltisch gestellt, auf dem ein Telefon stand. Trotzdem war sie nicht zufrieden. »Meine Herren, es sollte in diesem Plexiglas einen Durchreicheschlitz geben, falls ich ihm ein Dokument zum Lesen oder Unterschreiben geben möchte.«
Der HRT-Kommandeur schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, Ma’am. Es gibt zwar eine Stahlklappe, durch die wir ihn mit Essen und Kleidung versorgen, aber die ist während Ihres Besuchs abgeschlossen. Sie müssen mit dem Gefängnisdirektor darüber reden, ob er es das nächste Mal gestattet.« Die vier HRT-Männer verließen den Raum und schlossen mit einem lauten Knall die Tür.
Judith Cochrane setzte sich an das Tischchen vor der gläsernen Trennwand und legte sich Notizblock und Stift in den Schoß. Erst jetzt
Weitere Kostenlose Bücher