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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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nicht, was, und horchte darum Kilimans Worten hinterher, spürte aber schon, daß die überraschende Erkenntnis, dieses plötzliche Aufreißen eines Vorhangs, sich jetzt nicht einstellen würde. Er wandte sich deshalb einem Gedanken zu, den er bereits vor dem Gespräch gefaßt hatte, der aber auch eine Konsequenz des von Kiliman gegebenen Berichts war.
    „Was meinen Sie“, sagte er, „ich hielte es für gut, wenn alles, was die Geschichte der Geusen, ihres Planeten, ihres Systems betrifft, in einer Hand zusammenliefe. Beinahe jeder arbeitet ja schon daran, und ich fürchte, mancher Gedanke geht verloren - und vielleicht sogar mancher Fakt.“
    „Das meine ich auch“, stimmte Kiliman lebhaft zu, „der gleiche Gedanke ist mir unterwegs gekommen, das heißt, nein, nicht der gleiche, nur einer in der gleichen Richtung: Bei mir ging’s nicht um die eine Hand, sondern um eine einheitliche Computerbearbeitung des Materials. Aber die eine Hand wäre schon eine wichtige Voraussetzung dafür.“
    „Wollen Sie die eine Hand sein?“ fragte Hirosh.
    „Sie nicht?“ fragte Kiliman zurück.
    „Es sollte ein Wissenschaftler sein. Ein
Gesellschaftswissenschaftler, kein Amateursammler. Und da haben wir nur einen. Und außerdem...“ Hirosh brach ab.
    „Außerdem?“
    Hirosh lachte. „Jetzt fällt mir doch wieder ein Witz ein, nur diesmal betrifft er mich, ich meine, wie ich mich fühle. Was ein Fahrrad ist, wissen Sie? Wurde früher nicht nur als Sportgerät verwendet, sondern auch als normales Transportmittel. Da hatte es ein Schutzblech, und wenn das locker war, klapperte es. Nun folgender Dialog zweier Radfahrer: Erster: ‘Dein Schutzblech klappert.’ Zweiter: ‘Was?’ Erster: ‘Dein - Schutzblech klappert!’ Zweiter: ‘Waaas?’ Erster: ‘Dein - Schuuutzblech - klappert!’ Zweiter: ‘Kann nichts verstehen, mein Schutzblech klappert!’“
    „Lassen Sie mich mal nachdenken, ob ich draufkomme“, bat Kiliman. Nach einer Weile sagte er: „Diese ganze Betriebsamkeit stellt für Sie - bildlich gesprochen - einen Krach dar, und Sie haben Angst, dadurch zu überhören, wenn - nun ja, wenn zum Beispiel die Geusen versuchen, Kontakt aufzunehmen. Ist es das?“
    „Sie verstehen überhaupt Menschen sehr gut.“
    Das war wirklich eine grüne Pracht, dieses Delta des großen Flusses, dagegen war der Bewuchs rings um die Basis armselig. Freilich, das meiste war Sumpfgebiet, Bäume wuchsen dort nicht, aber große Pflanzen, die sich aus schwammigen Schwimmkörpern erhoben und allerhand Getier beherbergten; und wo einmal eine größere Strecke festen Bodens Sumpfland ablöste, dort wucherten aus einem dichten Buschwerk schachtelhalmartige Pflanzen so hoch hinauf, als ob es keine Stoßwellen gäbe - kurz, es schien fast ein anderer Planet zu sein als der, den man oben auf der Steilküste erlebte.
    Delawara und Elber waren zum zweitenmal hierher geflogen, ihren ersten Besuch hatten sie ja abbrechen müssen, damit Elber und Woleg zur Stadt fliegen konnten.
    Beim erstenmal hatten sie nichts gefunden, was von einer alten historischen Stadt gezeugt hätte, allerdings hatten sie auch noch nicht viel Zeit darauf verwandt. Die Luftaufnahmen, die sie gemacht hatten und die inzwischen ausgewertet waren, hatten auch nichts ergeben. Das hatte aber Elber nicht entmutigt. Inzwischen war ja klar, daß die Epoche, der man hier nachspürte, etliche... zigtausend Jahre zurücklag. So wenigstens lautete der Ansatz, den er mit Kiliman ausgearbeitet hatte. Das jetzige Stadium der menschlichen Gesellschaft mußten die Geusen schon viele Jahrtausende vor dem Transport ihres Sonnensystems in die Nachbarschaft des Beteigeuze durchlaufen haben, schätzungsweise vor zwanzig- bis dreißigtausend Jahren.
    Was konnte man nach einer solchen Zeitspanne erwarten zu finden, ausgehend von dem Gedanken, daß die Siedlungsform Stadt lange abgeschafft war, als das System sich auf die Reise begab, und daß die „Stadt“ um die Kuppel etwas ganz anderes darstellte, etwas, wofür man keine irdischen Begriffe hatte?
    Ganz gleich, ob nun die vermuteten alten Städte planmäßig abgetragen oder dem natürlichen Verfall preisgegeben worden waren - was unwahrscheinlich schien, da es den Planeten nicht schöner machte -, ganz gleich also, in jedem Falle waren vermutlich Fundamente, Kanalisation und Leitungen aller Art nicht vollständig beseitigt, sondern nur eingeebnet, aufgefüllt oder teilweise unterbrochen. Man müßte sie mit geeigneten Detektoren ausfindig

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