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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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zuschlug, konnte ihn die Gegenwirkung vom Raumschiff abheben - er wurde nur durch die Magnetschuhe gehalten.
    Elber begann zu schlagen, und obwohl die Schläge leicht waren, hatte er das Gefühl, als gingen sie ihm schmerzhaft durch alle Glieder. Sogar die Helmlampe schien von ihnen beeinflußt zu werden, es kam ihm ein paarmal so vor, als flackere sie - nur der Sensorenkopf rührte sich nicht. Der Nachhall der Schläge, der über die Außenhaut übertragen wurde, klingelte Elber in den Ohren, wenigstens glaubte er, daß es der Nachhall wäre. Sprach da jemand? Ja, das war Hirosh, der Arzt, und er meinte ihn. „Elber, Arbeit einstellen und an Bord kommen! Elber, Arbeit einstellen und an Bord kommen! Elber, Arbeit einstellen und...“
    „Ja, gleich“, sagte Elber, „nur noch dieser verdammte Kopf!“ Und dann packte ihn die Wut. Er war auf Planeten herumgekrochen mit solcher Schwerkraft, daß man sich nur in speziellen Gestellen bewegen konnte, wenn man auf autonome Gravitation verzichten mußte; Staubstürme und Ammoniakeis hatte er bezwungen; und dieser Kopf da wollte nicht? Er schlug immer stärker zu - und da war es schon geschehen: Er löste sich vom Raumschiff und trudelte ab. Dabei drehte er sich, und plötzlich war ihm, als kreisele er immer schneller, er dachte noch, daß das unmöglich sein könne, und dann verlor er das Bewußtsein.
    Hirosh hatte an den Parametern gesehen, daß mit Elber irgend etwas nicht in Ordnung war, und ihn aufgefordert, an Bord zu kommen, aber das war wohl schon zu spät gewesen. Er sah auf dem Bildschirm, aufgenommen von der Behelfskamera im Ausstieg, wie Elber abtrieb, seitlich, aber ein wenig nach hinten, und er brauchte keine Berechnungen anzustellen, um zu wissen: In dem Augenblick, da die Sicherungsleine voll abgespult war, würde die Bewegung kreisförmig werden, und Elber würde nach hinten in den radioaktiven Staubschweif treiben. Jetzt rächte sich, daß sie zu wenige waren - im Ausstieg war kein Sicherungsposten geblieben, der jetzt die Leine und damit Elber einholen könnte, bevor dieser nach hinten abtrieb. Freilich, vorgeschrieben war dieser Posten nicht, aber üblich, allgemein üblich.
    Das nützte jetzt auch nichts. Die Basisgruppe konnte Elber nicht rechtzeitig zurückholen. Er selbst antwortete nicht, war also offensichtlich bewußtlos. Nur die Basisfähre konnte helfen! „Achtung, Fähre!“ rief Hirosh. „Elber treibt bewußtlos zwischen euch und uns. Wir schaffen es nicht mehr, ihn hereinzuholen. Bevor einer von uns im Ausstieg ist, trudelt er nach hinten in die radioaktive Schleppe. Ihr müßt ihn aufnehmen!“
    „In Ordnung!“ antwortete Delawara, die die Fähre steuerte. Sie blickte zu Atacama, die sah sie mit großen Augen an, sagte aber nichts. Delawara nahm das als Aufforderung zum Handeln. „Gibralt, übernimm die Steuerung nach meinen Anweisungen!“ sagte sie. „Ich gehe in die Schleuse.“
    Im Laufen zog sie das Helmvisier herunter, sprang in die Schleuse, schloß sie und drückte den Alarmknopf. Das Außenschott öffnete sich sofort, ein schnell ersterbendes Zischen, leichter Dunst, der nach draußen wirbelte - dann war die Luft entwichen. Da schwebte er, auf halbem Weg zwischen Raumschiff und Fähre, gut sichtbar im Scheinwerferlicht. Die Sicherungsleine - nein, sie war noch nicht gespannt, noch beschrieb sie einen Bogen.
    Dela dirigierte durch ihre Anweisungen an den Piloten die Fähre so, daß Elber direkt auf sie zutrieb. Gleichzeitig handelte sie schnell und sicher. Sie hakte ihre Sicherungsleine ein, begrenzte sie auf fünf Meter und machte sich zum Sprung bereit.
    Noch etwa zwanzig Meter war der Mann im Raumanzug entfernt. Dela schätzte seine Bewegung - die Annäherungsgeschwindigkeit selbst war gering, aber er drehte sich, also durfte man nicht riskieren, daß er auf die Fähre aufschlug. „Position halten!“ befahl sie dem Piloten. Noch zwei, drei Sekunden - dann stieß sie sich ab.
    Sie hatte den Schwung richtig berechnet, sie stieß über Kreuz mit Elber zusammen, und die leichte Drehung, die sie sich selbst beim Abstoß gegeben hatte, hob ihre und Elbers Drehung fast auf. Mit einem schnellen Griff schloß sie den Rettungsgürtel um sich und Elber, löste seine Sicherungsleine, die ihn mit dem Raumschiff verband - und da war schon der Ruck, der ihr zeigte, daß ihre Leine abgelaufen war. Sie griff nach hinten und zog langsam, mit vorsichtigen Griffen, sich und Elber in die Schleuse.
    „Bergung beendet, auf Ausgangsposition

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