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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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zurückkehren!“ wies sie den Piloten an, noch bevor sie die entsprechenden Knöpfe in der Schleuse drückte.
    Sobald die grüne Lampe aufleuchtete, öffnete sie Elbers Helmfenster. Als sie das reglose, sehr blasse Gesicht des Planetologen vor sich sah, fühlte sie sich voller Zärtlichkeit. Ein bißchen Mitleid war dabei, ein bißchen Sorge, vor allem aber Zärtlichkeit. Sie verspottete sich selbst deshalb, gleich darauf schämte sie sich, daß sie sich verspottet hatte - und dann unterbrach schon die Stimme von Hirosh das verwirrende Hin und Her ihrer Gefühle.
    „Dela, schließ bitte den Kontakt von Elbers Kennwerten an die Buchse Ypsilon dreizehn in der Schleuse; ich empfange jetzt seine Parameter nicht mehr.“
    Delawara tat das und fragte nach weiteren Verhaltensmaßregeln.
    Hirosh atmete auf, als er Elbers Werte wieder hatte. Er überlegte gerade, was er Dela raten sollte, als er bemerkte, daß sich die Werte zu normalisieren begannen. „Er kommt schon wieder zu sich“, sagte er, „gleich wird er munter. Er soll in der Fähre bleiben. Aber verschont ihn vorläufig mit Fragen, gebt ihm lieber irgendeine leichte Tätigkeit. Ende.“ Dann schaltete er und sprach: „CE, ich brauche einen Zweierkontakt mit Ihnen!“
    Es knackte, und dann sagte Atacama: „Ist hergestellt. Ich höre.“
    „Ich“, sagte Hirosh und vermied die Formel „ich als Arzt“, die seiner Forderung einen offiziellen Charakter verliehen hätte, „ich halte es für erforderlich, daß die Basisgruppe bei ihrer jetzigen Arbeit verstärkt wird.“ Er zögerte einen Augenblick und setzte dann hinzu: „Um so eher steht auch das Raumschiff mit seiner gesamten Meßkapazität wieder für den Forschungsauftrag der Expedition zur Verfügung.“
    Atacama hatte die kleine Pause wohl bemerkt. Sie zeigte, daß sich Hirosh seines Angriffs auf ihre Disposition durchaus bewußt war. Nun, das war sein gutes Recht, und daß er ihn in einem persönlichen Zwiegespräch unternahm, ohne auf seine Funktion als Arzt zu pochen, war ein Entgegenkommen.
    War ihre Disposition richtig gewesen? Sie entsprach der normalen Arbeitsteilung, sicherlich, aber nicht deshalb hatte sie sie so getroffen. Ja, sie wollte möglichst schnell möglichst viele Daten über den Beteigeuze haben, sie gestand sich ein, daß sie darauf begierig war. Auch könnte der Beteigeuze ihnen nach der Dela-Schicht noch weitere Überraschungen bereiten, vielleicht sogar gefährlichere, und je eher man darüber etwas wußte, um so besser vermochte man sich darauf vorzubereiten. Also war ihre Disposition richtig gewesen. Jetzt, nach Elbers Ausfall, war sie jedoch nicht mehr haltbar, und Hirosh hatte offensichtlich recht. Und das war ausschlaggebend.
    Ein, zwei Sekunden mochten diese Überlegungen gedauert haben, dann antwortete die CE: „Ich schicke euch Rila und Gibralt, sie kennen sich mit den Meßgeräten am besten aus.“
    Sie hörte, daß Hirosh leise lachte. „Es geht nicht alles nach Wunsch, wie?“ fragte er.
    „Machen Sie sich nichts draus“, konterte sie, ganz so, als seien es Hiroshs Wünsche gewesen, nach denen es hier nicht ging, „vielleicht erreicht die Gesellschaft mal eine Stufe, bei der sich die Sterne nach unseren Wünschen richten - vorläufig ist es noch umgekehrt.“
    Die folgenden sechs Tage waren angefüllt mit unablässiger konzentrierter Arbeit ohne aufregende Ereignisse oder Ergebnisse. Ohne Spannung waren sie aber nicht, denn nach Ablauf dieser Frist erwartete man die Reflexion des ersten gerichteten Peilstrahls, der gleich anfangs zu dem Planeten ausgesandt worden war. Er würde Aufschluß bringen über die Bahnparameter, aus denen sich wiederum die Masse des schwarzen Zwergs und damit die Mechanik des Systems errechnen ließ. Die Entfernung war so riesig, daß man den Beteigeuze noch wochenlang ausschließlich anhand der Strahlung beobachten konnte, die er selbst emittierte.
    Ganz ohne Ergebnisse blieb die tägliche Kleinarbeit in dieser Zeit allerdings nicht, und wenn diese Ergebnisse auch gering waren, so setzten sie doch die Reihe der Merkwürdigkeiten fort.
    Da war zum Beispiel der freie Raum vor ihnen. Während der Reparaturarbeiten hatten alle darin nur den glücklichen Umstand erblickt, der ihnen Komplikationen der verschiedensten Art ersparte. Nun aber löste dieser Sachverhalt um so mehr Erstaunen aus, je weiter die Signale dem Raumschiff vorauseilten. Denn der vor ihnen liegende Raum war nicht einfach frei von größeren Körpern, die den Flug des

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