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Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Titel: Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Maczollek , Leslav Hause
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Zeit war noch verhältnismäßig klein. Man bewegte sich hauptsächlich im eigenen Revier – dem Revier eben –, und wenn man was aus anderen Städten oder Regionen in Erfahrung brachte, war es in der Regel aus zweiter oder dritter Hand – vom berühmten Hörensagen.

Es knallt
von Les H.
    Die ersten großen Rockerkonflikte gab es dann Anfang der 80er-Jahre. So kam es beispielsweise bei einem Treffen des »Storm Rider MC Sylt« zu einer Massenschlägerei und Messerstecherei, bei der am Ende ein Toter und mehrere Verletzte zu beklagen waren. Im April 1981 gab es den nächsten Toten bei einem Treffen des »Motor Tramps MC« in Zweibrücken. Eine dumme Geschichte! Es gab wohl Gerüchte, dass ein paar Mitglieder des »Caveman MC« und des »Free Spirit MC« einen Überfall geplant hätten, woraufhin sich die »Motor Tramps« Unterstützung vom »Devils Advocates MC« aus Kaiserslautern holten. Die Devils kamen bewaffnet, und wie es denn so kommt, wurden diese Waffen dann auch eingesetzt.
    Ein Ehepaar, Mitglieder der Cavemans, kam zwischen die Fronten dieser Auseinandersetzung, die in eine Schießerei mündete, und eine gerade einmal 19-jährige Frau kam dabei ums Leben – drei Menschen wurden schwer verletzt. Schon im Juni desselben Jahres fiel der nächste Rocker. In Hameln kam es bei einem Treffen der »Spiders MC« zu einer Schlägerei zwischen Mitgliedern des »Steamers MC Hamburg/Hannover« und des »Liberty MC« aus Hannover, bei der sich ein Steamer selbst erschossen hat.
    1983 ging es direkt weiter. Beim ersten Treffen dieses Jahres beim »Freerider MC« in Bad Kreuznach wurde ein Motorradfahrer bei einer Messerstecherei in Hüfte und Arm schwer verletzt. Dann knallte es in Neckartailfingen nach einer Discoschlägerei. Ein paar Mitglieder des »Kettenhunde MC« zofften sich mit den Türstehern einer Disco, die sich im Anschluss an diese Auseinandersetzung offenbar rächen wollten. Und so wurde auf das Camp der Kettenhunde aus der Dunkelheit heraus geschossen. Ein Rocker starb, vier weitere wurden schwer verletzt.
    Mit jeder tödlichen Auseinandersetzung wurden natürlich die Rufe nach Clubverboten immer lauter. Die Presse war mittlerweile auf das Thema »Rockerkriminalität« eingeschworen und mit einem Mal erschienen immer mehr Berichte über gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Rockerbanden. Die Öffentlichkeit war sensibilisiert – und war erschrocken. Von dem berühmten »Rockerkrieg« war in Deutschland natürlich noch nicht die Rede. Der wurde erst später eingeführt.
    In der Szene kehrte danach erst einmal ein wenig Ruhe ein, bis es dann zwei Jahre später erneut zu üblen Schlagzeilen kam. Am Rande eines Treffens des »Lonely Rider MC« wurde in der Saale eine entkleidete Mädchenleiche gefunden und eine Verbindung zu dem Rockertreffen war naturgemäß sofort hergestellt. Nun hieß es, dass wir uns nicht nur untereinander bekriegten, sondern auch noch unschuldige Mädchen abschlachteten. Nun, der Mörder dieser jungen Frau war kein Biker, sondern deren eigener Freund. Die eifrigsten Pressevertreter mussten daraufhin mächtig zurückrudern und die Sache wieder geradebiegen.
    Wir hatten nun mal unseren Ruf, einen Ruf, auf den wir ja selbst auch mächtig stolz waren und an dem wir auch immer geflissentlich gefeilt hatten. Aber mit jedem Toten, mit jeder Schlagzeile, die Rockerclubs ins Rampenlicht stellte, wurde auch der Druck der Behörden größer. Und das war nun etwas, was uns gar nicht gefiel.
    In unseren Anfängen war es völlig normal, an den Wochenenden mindestens eine Nacht in Polizeigewahrsam zu verbringen. Das war weder für uns noch für die beteiligten Beamten eine große Sache. Man wurde im Laufe einer Nacht eben irgendwann mitgenommen und hat sich in der Zelle ausgepennt. Um zwölf am nächsten Tag wurden die Türen wieder aufgeschlossen und um 14 Uhr war man bereits wieder in der nächsten Kneipe, um ordentlich weiterzufeiern. Im Grunde hatten wir fast schon so etwas wie eine Stammzelle im Revier, da war nichts Besonderes dabei. Personalien aufnehmen, Fingerabdrücke, Speichelprobe und Foto? So was gab es damals nicht. Man kannte sich und wurde letztlich auch nicht wie ein Verbrecher behandelt. Die Zellen waren immer gut gefüllt, man traf Jungs, die man am Abend in den Kneipen getroffen hatte, und am Morgen zog man ungestört weiter. Die Polizei kam in solchen Fällen eigentlich nur, um Schlimmeres zu verhindern und die jeweiligen Raufbolde ein wenig

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