Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Titel: Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Maczollek , Leslav Hause
Vom Netzwerk:
alles im Lot und man bekam durch diesen Erfolg bereits in jungen Jahren durchaus einen Vorgeschmack auf das schöne Leben, das man als Profikicker einmal haben könnte. Aber irgendetwas fehlte. Die Freiheit, das zu tun, was man in dem Alter gerne macht: cool herumhängen, auf die Piste gehen, sich die Hörner abstoßen, Blödsinn machen, dumme Geschichten, Nervenkitzel erleben, wenn es auf der Straße ein wenig brenzlig wird, Erfahrungen sammeln, Fehler begehen und diese dann unbedingt noch einmal machen.
    Stattdessen befanden wir uns schon in der damaligen Zeit in einer vergleichsweise abgeschirmten Welt, in der es nur um Training, die Mannschaftsaufstellung an den Wochenenden, Verletzungen und Spieltaktik ging. Heutzutage wird das noch viel extremer sein und die jungen Nachwuchsfußballer werden noch weniger Anteil am wirklichen Leben haben. Sie sind mit 13 Jahren schon kleine Ernährungswissenschaftler, Taktikstrategen und Meister des Vertragsrechts.
    Und geht in einem solchen Leben etwas verloren? Steht man da als Erwachsener, viele Jahre später, vor der eigenen Biografie und fragt sich, was das für ein großes schwarzes Loch ist? Irgendwie schon. Als ich mit 18 Jahren mit dem Fußball aufgehört habe, hatte ich den Eindruck, ich müsste erst einmal all das aufholen, was ich in den zurückliegenden Jahren versäumt hatte. Und das war so einiges. Wie oft hatte ich auf dem Weg zum Trainingsplatz auf meine alten Freunde geschielt? Wie oft hatte ich sie um ihr Leben, ihre Freiheit und ihren Spaß beneidet?
    In mir wuchs von Woche zu Woche mehr der Wunsch, zu meinen alten Jugendträumen zurückzukehren: Lederjacke, Bike, Kumpels, Mädels, Partys – Spaß. Mit 17 Jahren fing ich mit dem Motorradführerschein an und mit 18 kaufte ich mir sofort einen Bock. Eine 750er Suzuki. Und das war es dann mit dem Fußball. Ich war volljährig und hatte das Gefühl, ich müsste erst einmal die Welt erobern. Was dann zunächst einmal im Knast endete.
    Das war noch zu der Zeit, als ich noch bei Schalke war. Ich war 16 und hatte im Grunde von all diesen Einschränkungen die Schnauze derart voll, dass ich ständig auf der Suche nach einem neuen Kick war. Es galt, eine Jugend nachzuholen – die verlorene Zeit –, und so bin ich damals mit ein paar Kumpels zusammen von zu Hause abgehauen. Unterwegs nach Berlin ist uns dann die Kohle ausgegangen. Einer meiner Kumpels hatte eine Schreckschusswaffe dabei und mit der haben wir dann in Hannover eine Trinkhalle überfallen. Na ja, die Sache ging natürlich schief und endete im Polizeigewahrsam. Ein Schalke-Anwalt hat mich damals dann rausgeboxt, aber spätestens nach dieser Geschichte war das Kapitel Schalke für mich endgültig erledigt. Ich musste nach Wanne-Eickel wechseln, wo ich später auch meinen ersten und letzten Fußballvertrag bekam. In Wahrheit stand ich vor einem völlig neuen Leben. Und das hat mich bis heute nicht mehr losgelassen …
    Mit 19 Jahren – da war ich schon bei den Ghostrider’s – bin ich dann zu einer Party nach Saarbrücken gefahren und von dort aus in die Schweiz. Die Grenze passierte ich im Kofferraum, da ich keinen Pass bei mir hatte – und da bin ich dann, noch immer auf der Suche nach der großen Freiheit, ein Dreivierteljahr hängen geblieben. Ich wohnte bei Kumpels aus dem Club und verdiente ein paar Franken als Türsteher und Barkeeper in irgendwelchen komischen Schuppen.
    Zurück nach Deutschland bin ich dann eigentlich nur, weil zu Hause ein Einberufungsbescheid der Bundeswehr lag, und wegen der Scheiße wollte ich nun wirklich nicht einsitzen. Und so ging es dann zum Militär nach Flensburg und Bremen, wo man mir ein wenig Ordnung und Gehorsam beibringen wollte. Nun, es ist bei dem Versuch geblieben und man hat in der Folgezeit keine Kaserne nach mir benannt. Es hat vermutlich ein paar ruhmreichere und diszipliniertere Kameraden gegeben …

Die Devil Snakes
von Peter M.
    Mit 18 Jahren bin ich dann zu Hause ausgezogen. Ich hatte meine Ausbildung fertig, einen Job auf der Zeche, einen Bock – eine Honda CB 500 C – und war Mitglied bei den Devil Snakes, einem 1980 gegründeten Haufen von Jungs aus unserer Gegend, bei dem auch mein älterer Bruder – bevor er mit 20 Jahren solide wurde und aus der Szene ausstieg – Mitglied gewesen war. Als »Kleiner« mit Familienbande hatte ich natürlich keine Probleme, in den Club aufgenommen zu werden, und im Grunde war damit eigentlich schon ein Großteil meiner Jugendträume in Erfüllung gegangen:

Weitere Kostenlose Bücher