Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)
Polizisten ist das eine feine Sache, schließlich können sie kaum ohne Grund auf uns ballern – da ist so ein Hund schon etwas anderes, als ständig nur auf blöde Schießscheiben zu zielen.
Ich lag gefesselt mit der Fresse auf dem Boden und konnte mich kaum bewegen. In unserem Clubheim war die Hölle los. Überall wurde geschrien, Hunde jaulten, Frauen und Kinder weinten – ein irrsinniges Chaos.
Sessel wurden aufgeschlitzt, Schränke und Schubladen ausgeleert, Bilder und Spiegel von den Wänden gerissen, Mobiliar zertrümmert. In kürzester Zeit sah das Clubheim aus wie ein Kriegsschauplatz. Im Eingangsbereich wurden die Waffen gesammelt, die man bei dem Einsatz finden konnte: ein paar Küchenmesser und Scheren, also Dinge, die es nur bei Motorradrockern gab und die uns so ungemein gefährlich machten. Und der Vollständigkeit halber – man fand im Billardtisch noch 10 Gramm Koks, die irgendein Gast dort wohl versteckt hatte.
Daraus wurde dann natürlich eine große Sache gemacht und wir fragen uns dann manchmal, ob man bei einem Drogenfund an anderer Stelle eine ähnlich große Welle machen würde. Angenommen, man würde auf dem Klo des Bundestages ein paar Krümel Kokain finden. Was wären dann die Rückschlüsse? Unsere Volksvertreter nehmen Drogen? Oder unsere Bundestagsabgeordneten betreiben gewerbsmäßigen Handel mit Drogen? Würde man dann den Bundestagspräsidenten Norbert Lammert verhaften? Oder die Fraktionsvorsitzenden von CDU/CSU, SPD, Grüne, Linke und FDP? Es ist eine Frage der Betrachtungsweise. Letztlich muss man hier doch mal festhalten, dass bei einem Großeinsatz dieser Art am Ende nichts herausgekommen ist als ein paar Gramm Koks, von denen man noch nicht einmal weiß, wer sie versteckt hat. Eine faszinierende Ausbeute, wenn man bedenkt, dass gerade eine unglaublich gefährliche, den Landesfrieden bedrohende Rockerbande hochgenommen worden ist.
Aber der Abend war ja noch längst nicht vorbei. Während ich noch immer gefesselt auf dem Boden lag, wurde mein Sohn von einem Beamten hereingeführt. Dem Jungen, gerade einmal zwölf Jahre alt, wurde dann von einem vermummten SEK-Beamten erklärt, was für einen tollen Vater er doch habe: »Da, schau mal, was für asoziale Eltern du hast! Dein Vater ist ein mieser Verbrecher, mehr nicht!« Dann führten sie den Jungen wieder raus zu seiner Mutter. Ich muss nicht betonen, dass Psychopathen dieser Art bei einem Motorradclub vermutlich gar keine Aufnahme finden würden. Vielleicht sind sie genau aus diesem Grund am Ende auch bei der Polizei gelandet …
Der Streit
von Peter M.
Der Vorwurf lautete auf »Anstiftung zum versuchten Mord«, er wurde uns mitgeteilt, nachdem wir auf einer Polizeiwache erkennungsdienstlich behandelt worden waren: Fotos, DNA-Probe, Fingerabdrücke. Danach ab zur Durchsuchung meines Hauses. Auf dem Weg dorthin bat ich die Beamten, wenigstens in meinem Heimatort nicht die ganz große Welle zu schlagen, war ich doch vor nicht allzu langer Zeit erst dort hingezogen. Es muss ja nicht sein, dass die neue Nachbarschaft gleich den Hammer vor den Kopf bekommt, zumal ich nicht der Typ bin, der zu Hause von morgens bis abends in Clubklamotten rumläuft und den dicken Macker markiert.
Zu meinem großen Erstaunen sicherten die Beamten mir ein wenig Diskretion zu – und zu meinem noch größeren Erstaunen hielten sie sich auch daran. Ganz anders lief es an diesem Abend bei Les. Bei ihm wurde mit großem Getöse vorgefahren, im Haus alles herausgerissen und am Ende wurden auch noch die Nachbarn darauf hingewiesen, dass sie neben einem Kriminellen leben würden und sofort die Polizei verständigen sollten, sofern ihnen etwas komisch vorkommen würde. Diese armen Bürger dürften auf die volle Unterstützung der Polizeibehörden bauen – und man würde sie zu jeder Tages- und Nachtzeit vor diesem Unmenschen schützen. Gegrüßt wird Les seit jener Nacht kaum noch, ich bin mir aber ziemlich sicher, dass ihn dieser Bann nicht in eine Persönlichkeitskrise stürzen wird.
Dieser denkwürdigen Polizeiaktion vorausgegangen war eine Auseinandersetzung unserer Jungs mit den Anglern in Mönchengladbach. In dem speziellen Fall war es wohl so, dass ein paar unserer Jungs Anfang Januar 2012 in Mönchengladbach von einem 81er-SupporterClub darauf hingewiesen worden waren, sich gefälligst zu verpissen und sich nie wieder blicken zu lassen. Eigentlich erstaunlich, da in Mönchengladbach weder Banditen noch Angler ihre Clubs hatten, sondern
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