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Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Titel: Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Maczollek , Leslav Hause
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sein – auch wenn man in seinem eigenen Territorium war.
    Nach mehr als zwei Wochen war unsere erste Bildungsreise zu unseren Brüdern in den USA zu Ende. Wir, die ersten deutschen Bandidos in den Vereinigten Staaten, waren tief beeindruckt und jetzt auch noch eine Spur stolzer, einem solchen Club anzugehören. Jeder, der uns damals kannte, war der Ansicht, dass wir eine Handvoll Irre waren. Und mit irren Typen waren wir immer gut zurechtgekommen. Aber was wir da im Süden der USA zu sehen bekommen hatten, übertraf wirklich alles. Was für eine Welt war das?
    Wir hatten uns den Traum, aus der Provinz herauszukommen, endlich erfüllt. Während früher eine Fahrt nach Ulm oder Zürich eine halbe Weltreise darstellte, bewegten wir uns jetzt in den Vereinigten Staaten von Amerika! Alles, was der Weltclub versprach, hatte er also gehalten, und wir – die einfachen Jungs aus Gelsenkirchen – hatten etwas erreicht, was wir nie erwartet hätten.
    Aber dieser Traum bekam schon bald die ersten Risse. Nach unserem US-Trip wollte Les zu Jason, dem Chef der australischen Bandidos, fliegen. Im Grunde machte man als Neuling zunächst einmal seine Antrittsbesuche bei den wichtigsten Köpfen weltweit – fast wie ein neu gewähltes Staatsoberhaupt, das sich zunächst einmal in Washington oder Moskau blicken lässt.
    Nun, Les hatte noch nicht einmal die Chance, den australischen Kontinent von der Reiseflughöhe aus zu besichtigen, da ihm bereits im Flugzeug auf dem Weg zur Zwischenlandung in Thailand sein Visum für Australien gecancelt wurde. Dort wurde er von 20 Polizisten mit Schnellfeuerwaffen in Empfang genommen, die ihm zu verstehen gaben, dass an eine Weiterreise nach Australien nicht zu denken war. Ein paar Tage Thailand indes wurden ihm durchaus gestattet.
    Es war etwas eingetreten, was wir aus unserer kleinen Ghostrider-Welt einfach nicht kannten: Wir waren mit einem Mal im Visier der Ermittlungsbehörden, und auf einen Schlag wurde uns klar, dass wir nun unsere »Unschuld« verloren hatten.
    Wir waren mittendrin im Dickicht abgehörter Telefongespräche und abgefangener E-Mails. Offenbar war man im Fall von Les zu der Überzeugung gelangt, er würde womöglich als »Hitman« nach Australien reisen, also als Auftragskiller, der in Australien einen Job zu erledigen hat. Les ein »Hitman«? Eine kuriose Vorstellung. Und schon wurde die große weite Welt wieder ein Stückchen kleiner – um einen ganzen Kontinent, denn Les und mittlerweile auch ich haben als Führungsfiguren der deutschen Bandidos in Australien Einreiseverbot.
    In den Jahren 2002 und 2003 standen weitere Reisen in die USA an, und die Erlebnisse unseres ersten Trips fanden ihre Fortsetzung. Auf unserer zweiten Reise im Jahr 2002 fuhren wir von Houston/Texas aus mit Motorrädern zum Red River Run nach New Mexico und fanden uns in eindrucksvollen Landschaften wieder, die ein normaler Mensch eigentlich nur aus Western kennt. In jedem Seitental dieser unendlichen Weiten wartete man nur noch darauf, dass John Wayne um die Ecke ritt, die Finger lässig zur Hutkrempe führte und weiter seines Weges in Richtung Westen galoppierte.
    Auf einer unserer Fahrten in New Mexico zusammen mit Wolfman, dem Bruder mit dem Tiger auf seinem Anwesen, hatten wir den Kofferraum voll mit Waffen. In Texas, wo wir herkamen, durfte und musste man seine Waffen offen tragen – in New Mexico wiederum war das jedoch verboten und konnte uns böse in Schwierigkeiten bringen. Nun, wir vertrauten auf unseren Reisebegleiter und dessen Erfahrungen im Umgang mit den komplizierten Waffengesetzen der einzelnen Bundesstaaten, aber als wir dann plötzlich auf offener Straße von einer Polizeistreife angehalten wurden, war es mit unserer Ruhe erst einmal vorbei.
    Wie es in amerikanischen Gefängnissen zuging, wussten wir aus unterschiedlichen Dokufilmen und Hollywoodstreifen. Das musste nun wirklich nicht sein, zumal es um unsere Englischkenntnisse nicht gerade gut bestellt war. Der Polizist kam vorsichtig zu unserem Auto und erklärte, dass wir uns einer Geschwindigkeitsübertretung schuldig gemacht hätten. Ich sah schon vor meinem inneren Auge, wie er uns aussteigen ließ und darum bat, den Kofferraum zu öffnen …
    Wolfman blieb total cool und erklärte dem Bullen, dass wir einer heißen Perle hinterhergefahren seien und dabei wohl ein wenig die Tachonadel aus dem Auge verloren hätten. Er zeigte mit dem Daumen auf Les und mich und erklärte, dass wir zwei Touristen seien und er ein bisschen

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